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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Laden trug. Louise meinte, er hätte es irgendwie in den Armen gehabt wie ein Baby.«
    »Ein Kind?«
    »Ein Teenager.«
    »Louise erzählte mir, er hätte ihr mal gesagt, dass er es bedauere, nie geheiratet zu haben und keine Kinder zu haben. Meine Schwester war ziemlich geschickt darin, Leute zum Reden zu bringen. Fünf Minuten, und Louise kannte ihre ganze Lebensgeschichte.«
    »Sonst noch etwas?« Mein Herz schlug schneller.
    »Ein anderes Mal sah Louise ein Mädchen aus dem Laden rennen. Der Pfandleiher schoss auf die Straße und zerrte das Mädchen wieder hinein.«
    »Wann war das?«
    Fisher verstand meine Frage falsch. »Spätabends.«
    Ich schaute Ryan an. Er wirkte so aufgeregt, wie ich mich fühlte.
    »Louise behielt das alles für sich, bis sie hierher zog, aber dann fing ihr Gewissen an, sie zu plagen, und sie erzählte mir, was sie gesehen hatte.«
    »Hat Ihre Schwester je mit dem Pfandleiher über diese Vorfälle gesprochen?«
    Fisher nickte. »Louise hat mir erzählt, sie hätte ihn ein paarmal nach diesen Mädchen gefragt, Sie wissen schon, nicht geradeheraus, sondern eher taktvoll. Und sie meinte, dieser Kerl sei ihren Fragen immer ausgewichen und schließlich sogar ziemlich aggressiv geworden. Also ließ sie es sein.«
    Fisher hob den Kopf und sah mich direkt an.
    »Louise zerbrach sich die ganze Zeit den Kopf darüber, ob sie die Polizei rufen sollte. Sie wissen schon, damit da mal jemand nach dem Rechten sieht. Ich sagte ihr, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Sich nicht einmischen.«
    »Diese Vorfälle ereigneten sich vor 1994?«
    Fisher nickte. »Glauben Sie, ich habe meiner Schwester einen schlechten Rat gegeben?«
    ’tit ange trällerte und ließ sein Glöckchen hören.

25
    Ryan setzte Rose Fishers Befragung fort. Bastillo saß dabei. Ich ging nach draußen und wählte Claudels Nummer.
    Erstaunlicherweise meldete er sich bereits nach dem zweiten Klingeln.
    Ich wiederholte Fishers Geschichte.
    »Ich habe seinen Namen in den Computer eingegeben, als ich Cyrs Mieterliste bearbeitete. Ménard ist der reinste Heilige.«
    »Überhaupt kein Eintrag im Vorstrafenregister?«
    »Offiziell hat der Kerl noch nicht mal auf die Straße gespuckt.«
    »Ist er noch in Montreal?«
    »Hat ein Haus in Pointe-St-Charles.«
    »Was arbeitet er jetzt?«
    »Nichts, soweit ich das sagen kann.«
    »Ménard betrieb von neunundachtzig bis achtundneunzig diese Pfandleihe. Was hatte er davor gemacht?«
    Eine kurze Pause.
    »Die Daten sind unklar.«
    »Unklar?«
    »Die Aufzeichnungen hören neunundachtzig auf.«
    »Was soll das heißen, sie hören auf?«
    »Vor 1989 gibt es nichts über Stéphane Ménard.«
    »Keine Geburtsurkunde, keinen Steuerbescheid, keine Kreditwürdigkeitsanfrage, keine medizinischen Unterlagen? Nichts?«
    Stille.
    »Rose Fisher meinte, ihre Schwester hätte gesagt, Ménard wäre Amerikaner. Haben Sie den Namen über die Grenze geschickt?«
    Ich wartete, dass Claudel etwas sagte. Als er es nicht tat, fuhr ich fort: »Ich rufe Monsieur Authier an und sage ihm, dass wir eine Spur haben.«
    Erklären Sie dem Chief Coroner ihre mangelnde Begeisterung, Monsieur Claudel.
    Nachdem ich aufgelegt hatte, kehrte ich ins Wohnzimmer zurück. Während Ryan Rose Fisher noch weitere dreißig Minuten lang befragte, hörte ich nur stumm zu.
    In meiner Abwesenheit hatten wieder einmal Tränen die grellbunte Maske verwüstet. Fishers Leid war herzzerreißend.
    Bastillo war eine ganz andere Geschichte. Ihr Rücken blieb steif, ihr Blick starr und ohne jedes Mitgefühl für den Kummer ihrer Mutter. Hin und wieder schlug die jüngere Frau die Beine anders übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. Ansonsten saß sie bewegungslos und stumm da.
    Schließlich kam Ryan zum Ende.
    Wir standen beide auf, kondolierten Fisher und ihrer Tochter noch ein letztes Mal und verabschiedeten uns.
    Wieder im Auto, schlug Ryan vor, Sandwiches zu kaufen.
    »Nein danke.«
    Genau in diesem Augenblick knurrte mein Magen.
    »Ich verstehe das als metabolisches Veto.«
    Ohne weitere Diskussion fuhr Ryan auf den Parkplatz eines Lafleur, Montreals Antwort auf Fast Food. Er ging ums Auto herum, öffnete mir die Tür, verbeugte sich tief und machte mit der rechten Hand eine ausladende Geste.
    Was soll’s. Ich hatte wirklich Hunger.
    Lafleur ist berühmt für seine Dampfwürstchen mit Pommes. Steamé et frites. Obwohl Stammgäste einen rekordverdächtigen Cholesterinspiegel aufweisen, geht jeder Montrealer hin und

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