Totenpech
dieser mit flinken Fingern durch seinen Pass blätterte.
Er sagte irgendetwas auf Arabisch, was Sam mit einem fragenden Blick
beantwortete, und zeigte auf ein anderes Häuschen hinter Sam, wo die Hälfte der
Passagiere des Fliegers Schlange stand.
»Excuse me, Mr. O âConnor?«
»Yes.« Sam drehte sich um und sah in ein dunkles Gesicht mit
Oberlippenbart. Jetzt verstand er auch, warum Alfred immer Ãlaugen sagte, denn
die dunklen Augen waren nicht klar, sondern wirkten irgendwie gelblich verschmiert.
Der Mann, der sich mit Rajid Mahodi vorstellte, nahm ihm seinen kleinen Koffer
ab und erledigte in einer rasenden Geschwindigkeit die Formalitäten am Zoll.
Er war sein Kontaktmann in Kairo, den Peter Brenner über Interpol
für Sam besorgt hatte und der ihn auf Schritt und Tritt in dem Moloch dieser
GroÃstadt begleiten sollte.
Schon beim Verlassen des Flughafengebäudes machte der Mann sich
nützlich, indem er ihm die Taxifahrermeute vom Hals hielt. Er setzte Sam in
eine klimatisierte Limousine, verriegelte die Türen und fragte ihn in einwandfreiem
Deutsch: »Wie sehen Ihre Pläne aus, Mr. O âConnor? Tut mir leid, dass ich Sie auf
Englisch angesprochen habe, aber Ihr Name â¦Â«
»Kein Problem. Ich würde sagen, wir fahren als Erstes zum Museum,
und dann sehen wir weiter.«
Rajid Mahodi nickte, trat aufs Gas und fädelte sich laut hupend in
den stockenden Verkehr ein, der vor dem Flughafen herrschte. Die Fahrt zum
Museum war für Sam sowohl ein einzigartiges wie auch nervenaufreibendes
Erlebnis. Mindestens an die zwanzig Mal hatte er damit gerechnet, dass sein
Fahrer entweder einem anderen Wagen hinten reinfuhr oder ein anderer sie
zumindest seitlich rammte. Wundersamerweise kamen sie unversehrt am Museum an.
Auf jeden Fall war für Sam schnell klar, dass er nicht länger als nötig in
dieser Stadt bleiben wollte.
Sajah Haddad, die Direktorin des Ãgyptischen Museums,
hatte lange in Deutschland studiert und sprach ein besseres Deutsch als mancher
Deutscher. Sie war eine gepflegte Erscheinung, trug eine hochgeschlossene
dunkelblaue Bluse, khakifarbene Stoffhosen und braune Mokassins. An einem Haken
an der Wand sah Sam ein blau-weià gemustertes Kopftuch hängen, was ihn vermuten
lieÃ, dass er es hier mit einer traditionsbewussten Ãgypterin zu tun hatte.
Er hatte sich vorgenommen, das Gespräch auf sich zukommen zu lassen
und nach seinem Gefühl zu gehen, inwieweit er etwas über sich selbst und den
Fall verriet. Zumal er davon ausgehen musste, dass auch hier in Ãgypten mehrere
Personen in den illegalen Mumien- und Kunsthandel involviert waren. Und welche
würden näher liegen als Experten auf ihrem Gebiet, wie Ãgyptologen oder auch
eine Museumsdirektorin, die in einem korrupten Land wie Ãgypten sicherlich gern
mal ihr Gehalt aufbesserte.
Sam holte den Artikel über die hellhäutigen Pharaonen hervor und
reichte ihn ihr mit der Bitte, ihre Gedanken dazu zu äuÃern.
Mrs. Haddad setzte eine Lesebrille auf. Sam beobachtete sie dabei,
wie ihre Augen Zeile für Zeile in sich aufnahmen.
Als sie fertig war, setzte sie ihre Brille wieder ab und sah Sam an.
»Was möchten Sie wissen, Mr. O âConnor?«
»Ob Sie diese Mumien bei sich im Museum aufbewahren und wo ich Basil
Nassour finden kann.«
»Sind Sie Journalist?«
»Ja. Aber ich arbeite für keine bestimmte Zeitung. Ich arbeite in
gewisser Weise freiberuflich.«
Ein schwer zu interpretierendes Lächeln huschte über das Gesicht von
Frau Haddad, begleitet von einem verständnisvollen Nicken.
»Also, zuerst einmal habe ich keine Kenntnisse über einen solchen
Fund. Wir haben zwar Unmengen von Mumien im Keller unten liegen, die von
unseren Experten noch untersucht und zugeordnet werden müssen, aber ich
bezweifle, ehrlich gesagt, dass sich darunter derartige Mumien befinden.«
»Warum sollte jemand so einen Artikel schreiben, wenn er nicht
zutrifft?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Sie sind der Journalist, nicht ich,
oder?« Wieder dieses Lächeln. Sam hatte sich den Verlauf dieses Gesprächs
anders vorgestellt.
»Sagen Sie, wenn etwas bei Ausgrabungen gefunden wird, wie ist dann
der weitere Verlauf?«
»Kamal Alawar, der Direktor der Antikenverwaltung, ist vielleicht
derjenige, mit dem Sie sprechen sollten. Er vergibt die Genehmigungen für
Ausgrabungen und überwacht diese auch meist
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