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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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persönlich.«
    Â»Das heißt, es wäre schwierig, Fundstücke verschwinden zu lassen und
sie illegal auszuführen. Es sei denn …«
    Â»Es sei denn, was?«
    Sam hatte sich plötzlich auf dünnes Eis begeben. Er war kurz davor
gewesen, Kamal Alawar des illegalen Schmuggels zu bezichtigen. Die Frau vor ihm
verriet in keiner Weise, was sie darüber dachte.
    Â»Nun … jemand lässt etwas verschwinden, bevor der Herr der
Antikenverwaltung Notiz davon nehmen kann. War es früher nicht so, dass die
Hälfte des Fundes an denjenigen ging, der ihn entdeckt hatte?«
    Â»Ja, das ist richtig. Leider erinnert uns das immer sehr an die
verhasste Kolonialzeit, als ausländische Abenteurer sich an unseren
Kulturgütern ausgetobt haben. Wobei wir nicht vergessen dürfen, dass es auch
ausländische Ägyptologen waren, die sich für die Entdeckung, den Erhalt und den
Verbleib der ägyptischen Kunstschätze auf heimischem Boden eingesetzt haben.
Sie wissen ja sicherlich, dass wir dem Franzosen Auguste Mariette dieses Museum
zu verdanken haben. Es gab auch einige Deutsche darunter, die einen guten Ruf
genossen haben. Allerdings konnten auch davon viele nicht dem Verlangen
widerstehen, hier und da etwas mitgehen zu lassen. Richard Lepsius, ein Preuße,
hat zum Beispiel drei komplette Grabkammern aus Giseh Stein für Stein abbauen
lassen und sie nach Berlin verschifft.«
    Â»Gehört die Nofretete nicht auch zu einem dieser Stücke, die unter
zweifelhaften Umständen aus Ägypten ›entführt‹ worden sind?«
    Â» O ja, ein Thema, das beide Regierungen seit 1925 beschäftigt.
Wissen Sie, wir waren immer freizügig mit Leihgaben für ägyptische
Ausstellungen, die in Deutschland stattgefunden haben. Umso verwunderlicher ist
es, dass die Deutschen sich so vehement gegen eine Ausleihe wehren.«
    Â»Aber es geht doch nicht mehr nur um eine Ausleihe, sondern um die
Rückgabe der Büste, nicht wahr?«
    Frau Haddad nickte kurz, und Sam merkte, dass sie nicht gewillt war,
über dieses Thema zu sprechen.
    Â»Aber es gibt auch erfreuliche Dinge aus Deutschland zu berichten.
Erst vor ein paar Tagen bekam ich wieder ein Paket mit altägyptischen
Kunstschätzen zugeschickt.«
    Â»Haben Sie auf dem Paket auch einen Absender?«
    Frau Haddad lachte. »Nein. Diese Pakete werden meistens anonym
geschickt.«
    Sam dachte an Frau Serani, die in allem bisher die Wahrheit gesagt
hatte.
    Â»Ja, es trudelt immer mal wieder etwas ein. Die Gründe dafür sind
unterschiedlich. Erst letztes Jahr bekam ich eines aus England zugeschickt.
Jemand hatte etwas bei einer Ausgrabung mitgehen lassen und war kurz danach
schwer erkrankt und gestorben. Die Familie hatte an den Fluch des Pharaos oder
Ähnliches geglaubt und wollte das Objekt schnell wieder loswerden. So hat schon
so einiges wieder zurück in die Heimat und einen Platz in unserem Museum
gefunden, wo unsere Schätze von den täglichen Besuchern bewundert werden.«
    Sam griff in seine Tasche und holte einen eingewickelten Gegenstand
daraus hervor. Er befreite ihn von seiner Umhüllung und stellte ihn auf den
Tisch.
    Â»König Khufu? Wie sind Sie zu dieser Figur gekommen?« Frau Haddad
war sichtlich überrascht.
    Â»Er wurde bei einem Sammler im Keller gefunden.«
    Frau Sajah Haddad sah ihm dieses Mal länger als nötig in die Augen.
Dann strich sie sich über ihren Pagenkopf und sagte: »Sie sind kein Journalist,
Mr. O ’Connor.
Sie hören sich eher so an, als wären Sie von der Polizei.«
    Sam musste über den Scharfsinn der Frau lächeln. Sie hatte ihn
ziemlich schnell durchschaut, was nicht gerade für ihn sprach. Er hatte
allerdings auch im Laufe des Gespräches vergessen, dass er offiziell nicht als
Polizist hier war. So entschloss er sich, die Geschichte etwas abzuändern und
ihr nur die halbe Wahrheit zu erzählen. »Sie haben recht. Ich suche einen Dieb,
der es auf ägyptische Kunstgegenstände abgesehen hat. Leider gab es dabei einen
Todesfall, und den versuche ich aufzuklären.«
    Kurz und schlüssig, fand Sam. Erst schien es so, als würde sie das
alles so schlucken, aber dann wies sie ihn auf den Artikel mit den hellhäutigen
Pharaonen hin, der mit Schmuggel nichts zu tun hatte. »Ich kann Ihnen nicht helfen,
wenn Sie mir nicht die Wahrheit erzählen, Mr. O ’Connor.«
    Sams Gedanken fuhren Achterbahn.

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