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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Sekundenschnelle bei fünfunddreißigtausend Euro.
Der Zuschlag ging an einen Herrn in der vierten Reihe.
    Â»Aus der 5. Dynastie eine bemalte Kalksteinstatuette.
Für fünftausend Euro.« Das Interesse daran schien nicht besonders groß zu sein,
sie ging für nur sechstausend Euro über den Tisch.
    Â»Aus Gips ein Kopf von Echnaton. Restaurierungsbedürftig. Deshalb
nur fünfzigtausend Euro.«
    Neben ihm links schnellte die Hand nach oben. Es war ein harter
Kampf, aber schließlich ging der Kopf an seine Nachbarin für einhunderttausend
Euro. Sie lächelte und sah Sam das erste Mal an.
    Â»Sie haben noch gar nicht geboten. Warten Sie auf ein besonderes
Stück?«
    Jetzt war er in Schwierigkeiten. Er hatte nicht die leiseste Ahnung,
welche Stücke überhaupt versteigert wurden. Er hatte sich im Internet ein wenig
über die verschiedenen Epochen schlau gemacht, hatte es aber aufgegeben, sich
irgendetwas davon zu merken. Sam nickte und reichte ihr die Hand. » O ’Connor.«
    Â»Serani. Sind Sie das erste Mal hier?«
    Â»Nein, ich … Ja. Ich bin mehr auf Versteigerungen in Amerika.«
    Â»Ach, tatsächlich.«
    Erst dachte Sam, er wäre ins Fettnäpfchen getreten, aber dann sagte
sie: »Na, da gibt es ja die ganz verrückten Ägyptomanen. Der da vorne, dritte
Reihe, Siebter von links. Amerikaner. Es heißt wohl nicht umsonst das Land der
unbegrenzten Möglichkeiten. Er will sich in Salt Lake City von Bonum Amon Ra
oder so ähnlich zu einer Mumie verarbeiten lassen. Er meinte, er wolle in
fünftausend Jahren auch noch so rosig aussehen wie heute. Das Ganze soll sechzigtausend
Dollar kosten mit Sarkophag und Bestattung in einem Felsengrab. So viel zu
Ihren Landsleuten. Herr Kondor.«
    Sam lächelte und verzichtete darauf, seinen Namen zu verbessern.
    Â»Eine unbekannte Kindermumie in einem Sarkophag. Größe ein Meter
zwanzig, zu einem Preis von nur achthunderttausend Euro.«
    Der Mann auf dem Podium hatte nun Sams ungeteilte Aufmerksamkeit. »…
    achthundertundzehn, achthundertundzwanzig …« Sam hob die Hand. »… achthundertunddreißig,
    vierzig, fünfzig …« Wieder hob Sam die Hand. »… sechzig …
    â€¦Â achthundertundsechzig, sechzig … letztes Gebot? …« Sam brach der
Schweiß aus, wollte er doch nur Interesse bekunden, damit er nicht unangenehm
auffiel. Frau Serani lächelte ihn von der Seite an. »… sechzig … siebzig an den
Herrn in der achten Reihe …« Sam versuchte, sich seine Erleichterung nicht
anmerken zu lassen, und tat so, als würde er überlegen, ob er weiter
mitsteigern sollte. Sein Hemd war unter dem Jackett nass geworden und klebte
ihm am Körper.
    Â»Mumien sind sehr beliebt. Die Frage ist natürlich, wie Sie die nach
Amerika bekommen.«
    Â»Das dürfte kein Problem sein. Ich habe da meine Möglichkeiten.«
    Serani hob eine Augenbraue und richtete ihren Blick wieder nach
vorn. Sam überlegte, ob die meisten sich hier kannten und er deshalb so
angesehen worden war, als er den Raum betreten hatte, oder ob es an seinem
Aussehen lag. Auf den ersten Blick lag das Durchschnittsalter der in diesem
Raum befindlichen Leute bei Mitte fünfzig.
    Â»Sagen Sie, kennen Sie Herrn Senner? Lothar?«, fragte Sam ganz
unverblümt.
    Frau Serani sah ihn nicht an, sie schien zu überlegen.
»Entschuldigung, was sagten Sie?«
    Doch Sam hatte ein kurzes Zucken in ihrem linken Auge wahrgenommen.
Sie hatte genau verstanden, was er gefragt hatte.
    Â»Ob Sie Lothar kennen? Er war ja verrückt nach dieser Kultur.«
    Â»War?«
    Ihre kaffeebraunen Augen schienen plötzlich dunkler zu werden.
    Â»Ich hörte, er sei gestorben. Kannten Sie ihn denn?«
    Â»Nein, der Name sagt mir nichts. Oh, der ist wirklich besonders
schön.«
    Auf der Leinwand war jetzt ein blaues Nilpferd zu sehen. Frau Serani
hob die Hand, und hinter Sam wurde getuschelt. Er spitzte die Ohren, versuchte,
alle Geräusche im Saal zu verdrängen.
    Â»Das ist ja unerhört«, sagte eine Frau hinter ihm, »ich könnte
schwören, dass es das Nilpferd ist, das letztes Jahr unter anderem aus unserem
Haus gestohlen worden ist. Kannst du dich nicht erinnern? Es stand immer links
in der Vitrine.«
    Â»Jetzt, da du es sagst.« Die Stimme einer anderen Frau antwortete,
aber sie schien nicht so ganz überzeugt

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