Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
Vom Netzwerk:
das
Reisen anfing, ihn körperlich zu sehr anzustrengen, kaufte er sich einen Beagle
namens Charles mit der Begründung, dass der Hund der einzige Freund des
Menschen sei. Charles war dann auch sein einziger Gesprächspartner. Der Rest
der Familie wurde ignoriert, seine Frau, seine Söhne, seine Schwiegertöchter
und auch das Personal im Schloss behandelte er wie ärgste Feinde. Seine
Lieblingsbeschäftigung war es, Fotos von dem Hund zu machen, womit er zwei
komplette Alben füllte. Hund an der Leine, Hund ohne Leine, Hund neben
Herrchen, Hund auf dem Sofa, Hund unter dem Sofa, Hund schlafend, Hund
fressend. Sogar das Gemälde seiner Frau wurde abgehängt und durch ein Gemälde
von Charles ersetzt.
    Erst als Aethel geboren wurde, kehrte ein Leuchten in seine Augen
zurück. Sie war neben Charles seine einzige Freude, und mit ihr fand er auch
die Sprache zu den Menschen um sich herum wieder. Mit acht Jahren teilte sie bereits
seine Leidenschaft für ägyptische Kunst und versteckte die kostbaren Geschenke,
die er ihr machte, in ihrer Spielzeugkiste.
    Er war derjenige, der Aethel auf ihren nächtlichen Ausflügen zu den
Nachbargrundstücken aus dem Turmzimmer mit den Zinnen beobachtete und ihr am
nächsten Morgen schelmisch am Frühstückstisch zugrinste, was Aethel nur darin
bestärkte weiterzumachen. Zu ihrem dreizehnten Geburtstag bekam Aethel die
goldene Löwenkopfkette mit den Türkisen. Eine Woche darauf starb ihr Großvater
im sagenhaften Alter von sechsundneunzig Jahren. Aethel erbte sämtliche altägyptischen
Kunstgegenstände im Haus, einen Schlüssel, von dem sie bis heute nicht wusste,
in welches Schloss er passte, und einen Siegelring, den er ihr auf dem Sterbebett
an den Finger gesteckt hatte und den sie stets bei sich trug.
    Aethel sah auf die Uhr. Sie hatte nicht gemerkt, wie die
Zeit vergangen war. Sie wollte gerade den Arm heben, um dem Kellner ein Zeichen
zu geben, dass sie zahlen wollte, als ein roter Alpha Romeo 8 C Competizione,
der um die einhundertfünfzigtausend Euro kostete, vor dem Café hielt und ein
Mann ausstieg. Er öffnete die Beifahrertür. Ein junges Mädchen kletterte heraus
und trippelte auf hochhackigen Schuhen hinter ihm her. Die beiden setzten sich
an einen Tisch. Der Mann bestellte in gebrochenem Spanisch eine Flasche Champagner
mit zwei Gläsern. Aethel spitzte ihre Ohren, doch die Konversation verlief so
leise, dass sie kein Wort verstehen konnte. Sie legte einen Zwanzig-Euro-Schein
auf den Tisch, der mindestens fünf Euro Trinkgeld beinhaltete, und verließ
schnell das Café, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Ein Blick auf das Nummernschild verriet ihr, dass der Wagen aus
Deutschland war.

41. KAPITEL
    München   Über eine
Stunde hatte Sam durch die überfüllten Straßen gebraucht, um abermals zum
Museum zu gelangen. Er musste dringend und persönlich mit dem Direktor
sprechen, bevor er die nächsten Schritte einleitete.
    Erst als Sam laut wurde und sich Besucher des Museums nach ihm
umdrehten, erschien Direktor Hansen mit gerö­tetem Gesicht und bat ihn, ihm zu
folgen.
    Auf dem Weg ins Büro empörte sich der Direktor über die flegelhafte
Art von Sam. »Es ist eine Unverschämtheit. Was fällt Ihnen ein, so einen
Aufstand zu machen.«
    Â»An Ihrer Stelle würde ich kleinere Semmeln backen, Herr Hansen«,
sagte Sam stoisch und freute sich insgeheim auf das Gesicht, das der Mann
gleich machen würde, wenn er ihn mit dem Inhalt des Umschlags konfrontierte.
    In seinem Büro setzte sich der Direktor sofort hinter seinen
Schreibtisch und sah Sam grimmig an.
    Â»Nun, was ist so wichtig, dass Sie mich aus einem Konferenzgespräch
reißen mussten?«
    Â»Wo ist Ronald Walter?«
    Â»Woher soll ich das wissen?«, fragte der Direktor barsch.
    Â»Ist Ronald Walter nicht Ihr Angestellter …« Sam machte eine kleine
Pause, wartete die Antwort des Direktors ab, der immer noch nichts von dem zu
ahnen schien, was Sam ihm gleich präsentieren würde.
    Â»Ja und? Ich verstehe nicht …«
    Â»â€¦ und Ihr Verbündeter, Herr Hansen?«, vervollständigte Sam seinen
Satz.
    Â»Was soll das nun wieder?«
    Sam entging nicht die kleine Schwingung von Unsicherheit in der Stimme
des Direktors, und er setzte zum letzten Schlag an.
    Â»Nun, ist es nicht so, dass Sie ihn dazu gezwungen haben, einen
Betrug unaufgedeckt zu lassen? Einen

Weitere Kostenlose Bücher