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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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sich hin. »Alles wird wieder gut, alles wird wieder gut, meine
Kleine.«
    Â»Herr Winterfeld?«, fragte Sam zögerlich. Er war erschüttert über
die menschliche Tragödie, die sich vor seinen Augen abspielte. Hinter wie
vielen Türen spielten sich ähnliche Fälle ab oder wurden Kinder vergewaltigt,
eingesperrt und ausgehungert? Die Behörden reagierten in vielen Fällen
unzureichend, obwohl sie darauf aufmerksam gemacht worden waren. Wie viele
verschlossen die Augen vor den Schicksalen ihrer Mitmenschen und taten
anschließend überrascht? Sam unterdrückte die Wut, die in ihm hochkam.
    Â»Herr Winterfeld?«, sprach er noch einmal den Mann im Rollstuhl an,
der so emsig mit dem Kämmen seiner Puppe beschäftigt war, dass er Sam nicht
einmal wahrzunehmen schien.
    Â»Sind Sie der neue Pfleger?«, fragte eine Frauenstimme hinter ihm.
    Sam drehte sich um und stand Sybille Winterfeld gegenüber, die zwei
schwere Einkaufstüten in den Händen hielt.
    Â»Nein, ich …«
    Â»Was machen Sie denn hier?« Sybille Winterfeld war sichtlich
überrascht, Sam zu sehen. Doch plötzlich änderte sich ihr Gesichtsausdruck, und
sie sah ihn erschrocken an. »Sie haben doch nicht irgendwelche Neuigkeiten? Ich
meine schlechte Neuigkeiten?«
    Sam räusperte sich und fuhr sich über die Haare. »Frau Winterfeld,
es gibt vielleicht eine Spur. Es ist aber noch zu früh, um Genaues zu sagen.
Ich bräuchte eine Blutprobe oder eine Speichelprobe von Ihnen oder etwas, das
Ihrer Schwester gehört hat. Gibt es vielleicht noch Haare von ihr? Außerdem
brauche ich die Adresse von dem Zahnarzt, der sie behandelt hat.«
    Â»Wozu das alles? Sie haben doch eine Spur, nicht wahr? Besser
gesagt, Sie haben eine Leiche. Warum sagen Sie mir nicht die Wahrheit. Das ist
ja wohl das Mindeste, was man nach so langer Zeit von der Polizei erwarten
kann, oder?«
    Â»Ja, vielleicht haben wir eine Spur, aber ich möchte wirklich noch
keine Angaben dazu machen.«
    Â»Sie wollen eine DNA -Probe
machen, nicht wahr? Dafür brauchen Sie doch den ganzen Quatsch.« Frau
Winterfeld nickte und sah auf den grauen Linoleumboden, der im Flur ausgelegt
war. »Na schön, Sie bekommen alles, was Sie brauchen. Ich bringe Ihnen alles so
schnell wie möglich aufs Revier.«
    Sam bedankte sich und verließ die Wohnung.
    Wieder einmal dachte er darüber nach, wie oft solche
Zufallsentdeckungen zur Aufklärung eines Falles beigetragen hatten. Lina würde
jetzt sagen, dass es keine Zufälle gibt, alles unterliegt einer gewissen
Ordnung und folgt einem roten Faden im Leben.

42. KAPITEL
    Am späten Nachmittag lag die ausgewickelte Mumie in der
Radiologie der Universitätsklinik im Computertomografen und wurde Schritt für
Schritt durchleuchtet. Sam saß neben Dr. Rainer Astrop und betrachtete die
bunten Bilder auf dem Bildschirm, auf denen er nichts erkennen konnte.
    Â»Aufgrund der Röntgenaufnahmen, die man bereits gemacht hat, scheint
das Skelett intakt. Also keine Knochenbrüche oder Schädelfrakturen. Und die
Amalgamfüllungen sind, laut Dr. Stahl aus der Kieferchirurgie, nicht sehr alt.
Na ja, wollen mal sehen, was die junge Frau uns noch so alles erzählen kann.«
    Dr. Astrop legte die Stirn in Falten und stoppte plötzlich das Bild,
das sich ungefähr in der Mitte des Schädels befand.
    Â»Hm … sehen Sie das hier? Die Faserstränge der Gehörknöchelchen? Sie
sind noch vorhanden. Ich würde mal sagen, Ihre Mumie ist etwa zwischen fünf und
zehn Jahre alt, Herr O ’Connor.
Auf keinen Fall dreitausend.«
    Sam nickte und dankte im Stillen Ronald Walter, dass er ihm den Ball
zugespielt hatte.
    Â»Wie alt war die betroffene Person, als sie starb?«
    Â»Ich schätze, aufgrund der Verknöcherung war die Frau Mitte zwanzig.
Die unteren Knochenplatten und die Speiche sind bereits fusioniert, was bei
Frauen um die zwanzig geschieht. Das Schlüsselbein ist erst mit ungefähr
achtundzwanzig völlig zugewachsen. Was hier nicht der Fall ist. Aber genau kann
ich das erst nach einer Radiokohlenstoffdatierung sagen.«
    Â»Woran sie gestorben ist, können Sie mir wahrscheinlich nicht sagen,
oder?«
    Â»Nein, dazu muss ich Gewebeproben entnehmen, da offensichtlich keine
äußere Gewalteinwirkung zum Tod geführt hat.«
    Nach Beendigung der Reise durch den Tomografen stand fest, dass die
Mumie nach

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