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Totenpfad

Totenpfad

Titel: Totenpfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths , Tanja Handels
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glaubt Nelson gar nicht, dass Erik mit ihr Kontakt aufnehmen wird. Er ist überzeugt, dass Anderssen das Land längst verlassen hat. Bestimmt ist er gestern Abend noch in ein spätes Flugzeug gestiegen und jetzt längst in   … wie heißt die Stadt in Norwegen noch gleich? Oslo, genau. Wahrscheinlich sitzt er bereits seelenruhig irgendwo in Oslo in der Kneipe, trinkt, was Norweger so trinken, und lacht sich in sein Wikingerfäustchen.
    Der diensthabende Beamte berichtet ihm, dass Ruth ihren Wagen vor einer Stunde abgeholt hat. Nelson runzelt die Stirn. Das ist deutlich zu spät für seinen Geschmack. Was hat sie bloß den ganzen Tag getrieben? Sie haben mittags telefoniert, danach hätte sie doch gleich losfahren sollen.
    Vor seiner Bürotür fängt ihn eine Polizistin ab. Erkommt gerade nicht auf ihren Namen, setzt aber pflichtschuldigst eine Art Lächeln auf. Sie ist noch jung – die werden sowieso immer jünger – und sichtlich nervös.
    «Äh   … da ist jemand, der Sie sprechen möchte, Detective Chief Inspector.»
    «Ja?», ermuntert Nelson sie.
    «Er wartet in Ihrem Büro. Seinen Namen wollte er mir nicht sagen.»
    Warum zum Teufel haben Sie ihn dann nicht unten abgefangen?, denkt Nelson gereizt. Er stößt die Bürotür auf und sieht als Erstes den weiten lila Umhang. Rasch schließt er die Tür wieder hinter sich.
    Cathbad sitzt ganz entspannt auf Nelsons Schreibtischstuhl und hat allen Ernstes die Füße auf den Tisch gelegt, die in schmutzigen Turnschuhen stecken. Nelson entdeckt bereits erste Dreckspuren auf seinen makellosen Erledigungslisten.
    «Nehmen Sie sofort die Füße von meinem Tisch!», bellt er.
    «Sie sollten wirklich etwas gegen diese Wutausbrüche unternehmen, Detective Chief Inspector», erwidert Cathbad. «Ich wette, Sie sind Widder im Aszendent.» Doch immerhin nimmt er die Füße vom Tisch.
    «Und jetzt machen Sie, dass Sie von meinem Stuhl wegkommen», sagt Nelson schweratmend.
    «Wir besitzen nichts auf dieser Welt», entgegnet Cathbad, erhebt sich aber trotzdem unverzüglich.
    «Sind Sie nur hier, um mich mit Ihrem Esoterik-Scheiß vollzulabern?»
    «Nein», sagt Cathbad ruhig. «Ich bin hier, weil ich Informationen über Erik Anderssen habe. Und weil ich Ihnen die Nachricht persönlich überbringen wollte, habe ich mich aus dem Staub gemacht, als Ihre beiden   … Aufseher gerade anderweitig beschäftigt waren.»
    Nelson ballt die Hände zu Fäusten, als er an die beiden Polizisten denkt, die Cathbad überwachen sollten. Die haben ja offenbar ganze Arbeit geleistet. Wo zum Teufel haben die ihre Augen? Wahrscheinlich haben sie sich ins Auto verkrümelt, weil sie nicht den Mumm für eine kalte Nacht am Strand von Blakeney haben. Weicheier!
    «Und was sind das für Informationen? Falls Sie mir sagen wollen, dass er bei diesem Folk-Festival rumhängt, das können Sie sich sparen.»
    Cathbad ignoriert Nelsons Bemerkung. «Erik hat mich vor etwa einer Stunde angerufen. Er sagte, er sei auf dem Weg zu Ruth Galloway.»
    Nelsons Herz klopft schneller, doch er zwingt sich, ruhig zu bleiben. «Wieso sind Sie denn auf einmal so scharf darauf, die Polizei zu unterstützen?»
    «Die Polizei ist mir egal», sagt Cathbad hochmütig, «aber ich habe etwas gegen jede Form von Gewalt. Und Erik klang durchaus gewaltbereit. Ich glaube, Ihre Freundin Ruth Galloway ist in Gefahr.»
     
    Ruth kauert mitten im Schilf, lauscht auf das Brausen der Flut und das Heulen des Windes und fragt sich, was in aller Welt sie jetzt machen soll. Nach Hause kann sie nicht, und mit jeder Minute, die sie im Salzmoor bleibt, wächst die Gefahr. Die Flut wird bald da sein, und sie ist nicht einmal sicher, ob sie nicht längst aufs Watt geraten ist. Auf keinen Fall wird sie aber hier im Matsch kauern und auf den Tod warten. Sie muss einen Weg zurück finden, und außerdem kann sie ebenso gut weiterlaufen, anstatt hier herumzuhocken, bis Erik sie findet. Den Kopf gesenkt, um den Wind abzuhalten, schlägt sie sich im Zickzack durch das Schilf.
    Ein gewaltiger Donnerschlag bringt sie fast aus dem Gleichgewicht. Es ist ein ohrenbetäubendes, metallischesGrollen, als würden zwei Schnellzüge aufeinanderprallen. Gleich darauf taucht ein ebenso heftiger Blitz den Himmel in helles Weiß. Großer Gott, das Gewitter muss direkt über ihr sein. Wird sie jetzt vom Blitz erschlagen werden? Bei einer weiteren Donnerdetonation kauert sie sich instinktiv wieder ins Schilf, die Arme schützend über dem Kopf. Sie hockt in einem flachen

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