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Totenpfad

Totenpfad

Titel: Totenpfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths , Tanja Handels
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dachte ich.»
    So sieht Phil das also, das wird Ruth jetzt klar. In seinen Augen interessiert sie sich nur für alte, langweilige Knochen, eine öde Spezialisierung, die hier und da ganz nützlich sein kann, im Großen und Ganzen aber irrelevant ist. Sie ist keine tragische Heldin wie Shona, sie gehört nicht auf die ganz große Bühne.
    «Ruth hat Cathbads Namen an die Polizei weitergegeben», bemerkt Erik bissig.
    «Cathbad?» Phil schaut etwas verwirrt drein.
    «Erik kennt Michael Malone unter dem Namen Cathbad», feuert Ruth zurück. «Sie sind alte Freunde.»
    Phil schaut fasziniert zwischen Ruth und Erik hin und her. «Tatsächlich?», fragt er. «Alte Freunde?»
    «Genau», faucht Erik, «und ich werde auch dafür sorgen, dass man meinen alten Freund nicht verleumdet.»
    Damit stürmt er hinaus und stößt an der Tür mit einem von Ruths Studenten zusammen, einem ausgesucht höflichen Chinesen namens Mr.   Tan, der nun zu seiner großen Verwunderung mit einem Schwall norwegischer Schimpfwörter belegt wird.
    «Dann lasse ich dich mal wieder, Ruth», sagt Phil. «Wir sprechen uns ja später noch.»
    Nicht, wenn ich es vermeiden kann, denkt Ruth. Dann wendet sie sich Mr.   Tan zu. «Entschuldigen Sie bitte. Wir wollten über Ihre Dissertation sprechen. Wie war noch gleich das Thema?»
    «Zerfallsprozesse», antwortet Mr.   Tan.
     
    Auch auf dem Heimweg muss sich Ruth wieder zwischen Reportern hindurchkämpfen. Die Nachrichten haben keine neuen Entwicklungen im Fall Scarlet zu vermelden. «Der Polizei wurden weitere vierundzwanzig Stunden zugestanden, um den Verdächtigen zu verhören, bei dem es sich um den zweiundvierzigjährigen Michael Malone aus Blakeney handeln soll.»
    Ruth schaltet das Radio aus. Sie hat immer noch ein schlechtes Gefühl wegen der Festnahme. Obwohl sie nicht glaubt, dass Cathbad einfach ein Sündenbock ist, wie Erik behauptet, fällt es ihr doch ausgesprochen schwer, ihn sich als Mörder vorzustellen. Trotzdem ist es durchaus möglich, dass er die Briefe verfasst hat. Erik hat die Briefe nicht gelesen, er hat diesen gebildeten drohend-spöttischen Tonnicht im Kopf.
Sie liegt dort, wo das Land an den Himmel grenzt, dort, wo die Wurzeln des erhabenen Baumes Yggdrasil bis ins Jenseits hinabragen   … Sie ist zum vollkommenen Opfer geworden. Blut auf Stein   – Scharlachrot auf Weiß.
Wenn Ruth an Cathbad auf seinem Zauberthron denkt, von schimmernden Traumfängern umgeben, kann sie sich ohne weiteres vorstellen, dass er diese Zeilen geschrieben hat. Aber ein kleines Mädchen entführen und töten? Er ist der Vater von Scarlets Halbschwester – wie kann er seiner Tochter so etwas antun? Geschweige denn Delilah, die er früher ja einmal geliebt haben muss?
    Und was ist mit Lucy Downey, die vor all den Jahren verschwunden ist? Ruth denkt an den jungen Cathbad zurück, der mit wehendem lila Umhang seine Anhänger aufruft, der Polizei und den Archäologen zu trotzen. Sie sieht ihn noch genau vor sich, wie er mit hocherhobenen Armen mitten in dem Kreis aus Holzpfählen stand, während das Meerwasser ihm schon um die Füße spülte und die übrigen Druiden sich rasch in Sicherheit brachten. Damals hat sie gedacht: Wenn Entschlossenheit allein dazu fähig wäre, die Gezeitenströme umzukehren, müssten die Wellen jetzt sicherlich haltmachen. Doch nichts dergleichen war geschehen, und keine zehn Minuten später stolperte auch Cathbad hastig aufs höhergelegene Gelände hinauf, den durchnässten Umhang über den Knien zusammengerafft. Kann dieser lächerliche, eindrucksvolle, leidenschaftliche Mensch allen Ernstes ein Mörder sein? Ist es möglich, dass Cathbad, nur wenige Monate nach diesem Auftritt inmitten des Henge-Rings, Lucy Downey gekidnappt und getötet hat?
    Als sie beim Salzmoor ankommt, hat die Ebbe begonnen; die Seevögel kreisen auf der Suche nach Futter über dem Watt, ihr weißes Gefieder leuchtet in den letzten Strahlen der sinkenden Sonne. Ruth sieht ihnen zu unddenkt dabei an David, dessen Miene sich so völlig verändert, wenn er von den Zugvögeln erzählt. Und an Peter, wie er traurig sagte, er habe einfach hierher zurückgewollt.
    Zurück. Als Ruth Peter kennenlernte, war sie noch keine dreißig. Sie hatte ihre Stelle an der North Norfolk University gerade angetreten und sprühte vor Eifer und Energie. Peter, der damals mit einem Forschungsstipendium für Geschichte an der University of East Anglia war, hatte auf den üblichen akademischen Umwegen von der Ausgrabung

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