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Totenpfad

Totenpfad

Titel: Totenpfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths , Tanja Handels
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schwarzer Hosenanzug, weiße Bluse, offensive Ohrringe. Dann geht sie nach unten, wild entschlossen, den Stier bei den Hörnern zu packen.
    Sie ist gerade ins Auto gestiegen, um zur Arbeit zu fahren, als ihr Handy klingelt. Trotz der offensiven Ohrringe stirbt sie fast vor Angst, ihr Atem geht schneller, die Handflächen werden feucht.
    «Hallo, Ruth. Hier ist Nelson.»
    «Oh. Nelson. Hallo.» Aus irgendeinem Grund klopft ihr Herz weiter wie wild.
    «Ich wollte dir nur sagen, dass wir Malone morgen wieder auf freien Fuß setzen.»
    «Tatsächlich? Warum denn?»
    «Der Obduktionsbericht ist da. Die DN A-Spuren , die bei Scarlet gefunden wurden, sind nicht von ihm. Wir können ihm also nur die Briefe vorwerfen, sonst nichts. Morgen hat er seinen Gerichtstermin, und ich rechne damit, dass er gegen Kaution freigelassen wird.»
    «Aber er steht weiter unter Verdacht?»
    Nelson lacht freudlos. «Na ja, wir haben gerade keinen anderen Verdächtigen zur Hand. Trotzdem gibt es nichts, was ihn mit dem Mord in Verbindung bringen würde. Wir haben schlicht und einfach keinen Grund, ihn weiter festzuhalten.»
    «Was wird er denn jetzt tun?»
    «Er darf die Stadt nicht verlassen, und ich nehme an, er wird den Ball auch selbst erst mal flachhalten wollen. Möglicherweise müssen wir ihn sogar unter Polizeischutz stellen, bei dem ganzen Medienrummel.» Nelsons Stimme klingt so verächtlich, dass Ruth wider Willen lächeln muss.
    «Und was sagt der   … der Obduktionsbericht?»
    «Tod durch Ersticken. Offenbar wurde ihr etwas in den Mund gestopft, sodass sie keine Luft mehr bekommen hat. An den Händen war sie übrigens mit irgendwelchen Pflanzenschnüren gefesselt.»
    «Pflanzenschnüre?»
    «Genau. Geißblatt, wie’s aussieht, und   … das wird dir gefallen   … Mistelzweige.»
    Ruth denkt an die Briefe, an die Misteln, die darin erwähnt wurden. Heißt das, dass der Briefschreiber auch der Mörder ist? Dass es doch Cathbad war? Dann denkt sie an die Seile, mit denen die Holzpfähle des Henge gehalten wurden. Sie waren auch aus Mistelzweigen. Selbst Peter hat sich daran erinnert.
    «Die Leiche lag etwa sechs Wochen im Boden», fährt Nelson fort. «Genauer ist das wegen dem Torf wohl nicht zu sagen. Keine Anzeichen für sexuellen Missbrauch.»
    «Das ist ja immerhin etwas», sagt Ruth zögernd.
    «Ja», bestätigt Nelson verbittert. «Das ist immerhin etwas. Und wir können der Familie eine Leiche bieten, die sie beerdigen können. Das ist sehr wichtig für sie.» Er seufzt. Ruth stellt sich vor, wie er mit finsterer Miene an seinem Schreibtisch sitzt, Akten wälzt, Listen erstellt und ganz bewusst nicht zu dem Foto von Scarlet Henderson hinüberschaut.
    «Aber egal   …» Sein Ton schaltet etwas abrupt um. «Wie geht’s dir? Keine weiteren Anrufe von irgendwelchen Zeitungsfritzen, hoffe ich?»
    «Nein, aber gestern Abend habe ich noch eine seltsameNachricht bekommen.» Ruth erzählt ihm von der SMS. Im Geiste sieht sie Nelson die Augen verdrehen. Wie viel Ärger will die Frau denn noch machen?
    «Ich setze jemanden darauf an», sagt er. «Wie ist die Nummer?»
    Ruth gibt sie ihm durch. «Kann man Handynummern denn überhaupt zurückverfolgen?»
    «Klar. Jedes Handy hat eine ganz spezielle Kennung, die es jedes Mal mit aussendet, wenn es eine Verbindung herstellt. Damit meldet es sich sozusagen bei der Basisstation an. Wenn wir diese Kennung haben, ist es nicht weiter schwierig, den Anruf zurückzuverfolgen. Wenn er allerdings schlau war, hat er das Handy anschließend vernichtet.»
    «Glaubst du, das war   … er?»
    «Weiß der Himmel. Auf jeden Fall müssen wir auf dich aufpassen. Wie lange wirst du denn noch bei deiner Freundin bleiben?»
    «Keine Ahnung.» Noch während sie das sagt, überkommt sie plötzlich schreckliches Heimweh. Heimweh nach ihrem Bett, ihrem Kater und dem Blick auf das unselige Moor.
    «Ich schicke ein paar Leute, die das Haus deiner Freundin bewachen und auch deins unter Beobachtung halten. Mach dir nicht allzu große Sorgen. Ich rechne eigentlich nicht damit, dass er sich so offen zeigen wird. Dafür ist er viel zu schlau.»
    «Glaubst du?»
    «Na, immerhin war er bisher zu schlau für mich, oder?»
    «Du wirst ihn schon noch erwischen.» Ruth gibt sich Mühe, zuversichtlicher zu klingen, als ihr zumute ist.
    «Ich wünschte, die Öffentlichkeit wäre auch dieser Meinung. Pass auf dich auf, Süße.»
    Ruth klappt das Handy zu und denkt:
Süße
?
     
    Der erste Mensch, der ihr in der Uni

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