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Totenpfad

Totenpfad

Titel: Totenpfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths , Tanja Handels
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begegnet, ist Peter. Er wartet vor ihrem Büro, und sie muss sofort daran denken, wie sie Nelson zum ersten Mal dort gesehen hat, schroff und unnachgiebig neben dem verbindlichen Phil. Im Gegensatz zu Nelson, der hier ganz großspurig anrückte, wirkt Peter geradezu übertrieben zurückhaltend. Er drückt sich jedes Mal verlegen an die Wand, wenn ein Student vorbeikommt, was allerdings zu so früher Stunde nicht allzu oft der Fall ist.
    «Ruth!» Er macht einen Schritt auf sie zu, um sie zu begrüßen.
    «Hallo, Peter. Was machst du denn hier?»
    «Ich wollte dich sehen.»
    Ruth seufzt innerlich auf. Einen nostalgischen Peter, der über seine Ehe jammert und in Erinnerungen an die Henge-Grabung schwelgt, kann sie heute eigentlich nicht gebrauchen.
    «Dann komm mal rein», sagt sie ohne große Begeisterung.
    Im Büro entdeckt Peter gleich den Katzen-Türstopper. «Den habe ich dir doch damals geschenkt. Ich kann gar nicht glauben, dass du ihn noch hast.»
    «Er ist eben nützlich», erwidert Ruth knapp. Auf keinen Fall wird sie ihm erzählen, dass sie sich aus sentimentalen Gründen nicht davon trennen wollte. Was ja auch nicht stimmt. Zumindest nicht ganz.
    Peter lässt sich auf den Besucherstuhl fallen und schaut sich aufmerksam um. «Schönes Büro», sagt er mit einem Seitenblick auf Indiana Jones. Vor zehn Jahren, als Peter und sie sich kennenlernten, war Ruth noch nicht in der Position, ein eigenes Büro zu haben.
    «Es könnte größer sein», bemerkt sie jetzt.
    «Du solltest mal meins am UCL sehen. Ich muss es mit einem Archivar teilen, der es nicht so mit der Körperhygienehat, und darf überhaupt nur montags und donnerstags an den Schreibtisch.»
    Ruth muss trotz allem lachen. Peter konnte sie immer schon zum Lachen bringen.
    Auch Peter lächelt und sieht dabei fast aus wie früher, doch dann wird seine Miene rasch wieder ernst.
    «Schreckliche Geschichte da im Salzmoor», sagt er. «Und du hast also tatsächlich die Leiche der Kleinen gefunden?»
    «Ja.»
    «Woher wusstest du denn, dass sie dort ist?»
    Ruth hebt abrupt den Kopf. Das ist eine merkwürdige Frage. Woher will Peter denn wissen, dass nicht die Polizei die Stelle entdeckt hat?
    Dann antwortet sie: «Es war so eine Art Ahnung. Ich habe mir die Karte angeschaut und eine Gerade entdeckt, die von den Knochen in Spenwell über die Eisenzeitleiche bis zum Henge führt. Diese Pfähle, die ich dir gezeigt habe und die den Dammweg bilden, schienen die Strecke genau zu markieren. Dann sind mir die Cursus wieder eingefallen, die unterirdischen Gräben, die auf wichtige Stellen in der Landschaft hinweisen. Und plötzlich ist mir klargeworden, dass der Dammweg eigentlich ein Cursus ist.»
    «Und der hat direkt zu der Leiche geführt?»
    «Ja.»
    «Willst du damit sagen, dass es Absicht war? Dass derjenige, der sie dort begraben hat, über Dammwege und   … Cur-dingsbumse Bescheid wusste?»
    «Cursus. Singular und Plural sind gleich. Ich weiß es nicht. Aber die Polizei glaubt, dass der Mörder möglicherweise etwas von Archäologie versteht.»
    «Ach, wirklich?» Peter denkt einen Moment lang schweigend darüber nach. Dann schaut er wieder auf und sagt:«Da fällt mir ein, Erik hat für nächste Woche eine Ausgrabung angesetzt, um sich den Dammweg genauer anzusehen.»
    «Hat er denn eine polizeiliche Genehmigung dafür?»
    «Sieht so aus. Er hat sich mit deinem Kumpel Nelson unterhalten, und der sagt, sie dürfen graben, solange sie dem Henge-Ring nicht zu nahe kommen. Und außerdem müssen sie der Polizei alles zeigen, was sie finden.»
    Dann hat Erik sich also mit Nelson unterhalten, den er doch so unsympathisch und wenig vertrauenswürdig findet. Und Nelson hat ihm die Grabungserlaubnis erteilt. Ruths Gedanken sind plötzlich ein einziger Morast aus Widersprüchen, Loyalitätskonflikten und Erinnerungen.
    «Wann hast du Erik denn gesehen?», fragt sie schließlich.
    «Gestern. Wir waren zusammen Mittag essen.»
    «Ach?» Ruth versucht, sich die Situation vorzustellen. Erik hat Peter immer gemocht, weil er ihn von Anfang an für einen geeigneten Partner für Ruth hielt, aber trotzdem kann sie sich nur schwer vorstellen, dass die beiden gemütlich zusammen Pizza essen.
    «Wo wart ihr denn?»
    «In so einem Sushi-Laden, den er kannte.»
    Also doch keine Pizza. «Hat er Cathbad erwähnt? Michael Malone?»
    «Er sagte nur, die Polizei hätte den Falschen verhaftet. Das hat ihn ziemlich in Rage versetzt. Er hat gar nicht mehr aufgehört, über den

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