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Totenpfad

Totenpfad

Titel: Totenpfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths , Tanja Handels
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allzu viel», antwortet sie. «Nur ein paar Münzen.»
    «Und wo ist Erik?», fragt Shona, ein bisschen zu beiläufig für Ruths Geschmack.
    «Der unterhält sich mit Nelson.»
    «Ach was?» Shona sieht sie mit hochgezogenen Brauen an. «Ich dachte, die zwei können sich nicht ausstehen.»
    «Das dachte ich auch, aber im Moment benehmen sie sich wie gute Kumpel.»
    «Männer», kommentiert Shona und zieht die Jacke enger um sich. «Es ist wirklich schweinekalt hier draußen. Wie lang wolltest du denn noch bleiben?»
    «Ich hatte gerade überlegt, nach Hause zu gehen und einen Tee zu machen.»
    «Na dann. Worauf warten wir noch?»

21
    Auf dem Weg nach Hause ringt Ruth mit ihrem Gewissen. Es war wirklich ausgesprochen nett von Shona, sie einfach so von jetzt auf gleich bei sich wohnen zu lassen. Ruth hat ihr nicht einmal richtig dafür gedankt, stattdessen ist sie tags zuvor einfach verschwunden und hat nur eine knappe Nachricht auf Shonas Anrufbeantworter hinterlassen, um ihr zu sagen, dass sie nochmal kommen und ihre Sachen abholen werde. Shona war ihr all die Jahre hindurch eine gute Freundin. Als Ruth sich von Peter getrennt hat, war es Shona, bei der sie sich ausweinen konnte und bei der der Weißwein in Strömen floss. Sie haben zahllose Abende miteinander verbracht, gemeinsam gelacht, geredet und geweint. Und sie sind zusammen in Urlaub gefahren, nach Italien, Griechenland und in die Türkei. Will Ruth tatsächlich wegen Cathbads gehässiger Verleumdungen diese Freundschaft aufs Spiel setzen?
    «Tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin», sagt sie schließlich. «Irgendwie wollte ich nach der Beerdigung nur noch nach Hause.»
    Inzwischen haben sie besagtes Zuhause erreicht, und Ruth hält Shona die Tür auf.
    «Schon gut», sagt Shona. «Das kann ich absolut verstehen. War die Beerdigung denn sehr schlimm?»
    «Ja.» Ruth setzt Wasser auf. «Ganz schrecklich. Die Eltern sind vollkommen am Ende. Und dieser kleine Sarg   … es brach einem schier das Herz.»
    «Kann ich mir vorstellen.» Shona setzt sich an den Tischund zieht ihre silberne Jacke aus. «Es gibt wohl kaum etwas Schlimmeres, als ein Kind zu verlieren.»
    Das sagen alle, denkt Ruth. Und vielleicht stimmt es ja auch. Man kann sich wirklich kaum etwas Schlimmeres vorstellen, als das eigene Kind begraben zu müssen. Es stellt die natürliche Ordnung der Dinge auf den Kopf. Lucy Downeys Eltern fallen ihr wieder ein, wie sie Arm in Arm langsam die Kirche verließen. Ist das vielleicht noch schlimmer? Die eigene Tochter zu verlieren und sich nicht einmal von ihr verabschieden zu können?
    Sie kocht Tee und macht ein paar Sandwiches, dann sitzen sie in geselligem Schweigen am Tisch. Draußen hat es zu regnen begonnen, und Ruth ist froh, jetzt nicht bei der Ausgrabung sein zu müssen.
    Schließlich sagt sie: «Gestern habe ich Cathbad gesehen.»
    «Wen?»
    «Michael Malone. Du weißt schon, der Typ, der wegen des Mords an Scarlet verhört wurde.»
    «Ach du liebe Güte! Wo hast du den denn getroffen?»
    «Hier. Er ist hier aufgetaucht, weil er mit mir reden wollte.»
    «Großer Gott, Ruth.» Shona erschauert. «Ich wäre ja vor Angst gestorben.»
    «Wieso denn?», fragt Ruth, obwohl sie selbst so verängstigt war, dass sie in der Nacht zuvor ein Küchenmesser neben dem Bett liegen hatte. «Es wurde ja schließlich keine Anklage gegen ihn erhoben.»
    «Ich weiß, aber trotzdem. Was wollte er denn?»
    «Er hat von mir verlangt, dass ich seinen guten Ruf wiederherstelle.»
    «Na, der hat Nerven!»
    «Ja. Vielleicht», erwidert Ruth. Sie hat sich seltsam geschmeichelt gefühlt.
    «Wie ist er denn so, dieser Cathbad?»
    Ruth sieht sie an. «Weißt du das denn nicht mehr? Er schien sich noch ziemlich gut an dich zu erinnern.»
    «Wie meinst du das?» Shona hat sich die Kämme aus dem Haar gezogen, schüttelt es aus und sieht Ruth dabei sichtlich verdutzt an.
    «Erinnerst du dich nicht, dass er damals mit bei der Ausgrabung war? Er war einer der Druiden und trug immer so einen wallenden lila Umhang. Er wusste noch, dass du mit ihnen sympathisiert und bei den Protesten mitgemacht hast.»
    Shona lächelt. «Cathbad   … Ja, doch, jetzt weiß ich’s wieder. Ein reizender, sanfter Mensch, wenn mich nicht alles täuscht.»
    «Erik sagt, er hätte magische Kräfte.»
    Jetzt lacht Shona laut auf. «Der gute alte Erik.»
    «Und Cathbad sagt, du hättest eine Affäre mit Erik gehabt.»
    «Was?»
    «Cathbad. Er sagt, du und Erik, ihr hättet während der Ausgrabung

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