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Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
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könnten hier weit und breit die einzigen Menschen sein, sofort wieder in nichts auf.
    »So, wir sind da.« Cornelius schloss die Kajütentür des Bootes auf, ging hinein und entzündete als Erstes eine Petroleumlampe aus buntem Glas. »Komm rein und mach
es dir bequem. Wenn dir kalt ist, habe ich auch noch ein paar warme Kleidungsstücke zum Überziehen da«, meinte er mit einem verschmitzten Blick auf ihr dünnes Kleid mit dem kurzen Bolerojäckchen darüber.
    »Danke, ein warmer Pullover oder etwas Ähnliches wäre tatsächlich nicht schlecht.«
    Cornelius reichte ihr eine Jacke aus weichem schwarzem Fleece, schlüpfte selbst in Jeans und einen Wollpullover und machte sich an die Arbeit. Während Amanda die vielen liebevollen Details, mit denen die Kajüte eingerichtet war, betrachtete, breitete er eine weiße Stoffdecke über den Holztisch.
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Nein, komm, setz dich bitte, es ist schon alles fertig«, sagte Cornelius und stellte einen Korb mit aufgeschnittenem Weißbrot zu den anderen Leckereien auf den Tisch.
    Kurz darauf saßen sie vor allerlei appetitlich anzusehenden Tapas, einem guten Glas Rotwein und einer Vielzahl von brennenden Kerzen und prosteten einander zu.
    »Arbeitest du manchmal auch hier?«
    »Nein, dazu ist das Licht zu schlecht«, entgegnete Cornelius. »Ich leihe mir das Boot von Zeit zu Zeit von einem lieben Freund aus, um zu entspannen.«
    »Und dein Freund ist wahrscheinlich ebenfalls ein Künstler, oder aber eine Frau hat diese Kajüte eingerichtet.«
    »Weder noch, ich selbst habe mir erlaubt, den Kahn ein wenig zu verschönern. Manuel lebt allein und ist Finanzmakler von Beruf. Er hat das Boot vor etwa zwei Jahren günstig erstanden und nutzt es seither vor allem
an den Wochenenden, um sich aus dem Alltag auszuklinken.«
    »Wie kommt es eigentlich, dass ein Mann wie du Kontaktanzeigen ins Internet stellt?«
    »Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund, weshalb du die deine ins Netz gestellt hast, Helena. Ist das überhaupt dein richtiger Name?«
    »Was glaubst du denn?«
    »Nun, ich könnte mir vorstellen, dass du dir zur Vorsicht ein Pseudonym zugelegt hast. Schließlich ist es nicht ganz ungefährlich, unter seinem richtigen Namen in virtuellen Kontaktbörsen aufzutreten. Sag mal, bin ich der erste Mann, mit dem du dich triffst?«
    »Auf jeden Fall bist du der Einzige, mit dem sich eine Verabredung lohnen könnte«, erwiderte Amanda.
    »Aber wie ist es mit dir, heißt du tatsächlich Cornelius Landmann? Und bin ich die einzige Frau, auf deren Anzeige du dich gemeldet hast, oder muss ich mich auf eine wahre Flut von Mitbewerberinnen einstellen?«
    »Keine Angst«, schenkte er ihnen beiden nach, »ich bin wirklich der, für den ich mich ausgebe. Ohne Partnerin und im Großen und Ganzen sogar recht zufrieden mit meinem Leben.«
    »Das heißt also, keine Konkurrentinnen?«, hakte Amanda nach.
    »Genau das heißt es. Und wie lange bist du schon mit dem Spatz liiert?«
    »Viel zu lange, aber ich konnte mich bisher schon allein wegen meiner Tochter Klara nicht dazu durchringen, ihn zu verlassen.«
    »Und was hat die Situation nun geändert?«

    »Ich glaube, die Erkenntnis, dass ich nicht ewig leben werde und Klara spätestens in ein paar Jahren sowieso ihren eigenen Weg gehen wird, hat den entscheidenden Ausschlag gegeben.«
    »Hört sich plausibel an. Hast du eigentlich ein festes Engagement als Musikerin, oder arbeitest du freiberuflich?«
    »Ich nehme es, wie es kommt. Zurzeit bin ich auf der Suche nach einer festen Anstellung, denn ich befürchte, dass Max uns in Zukunft nicht mit mehr Geld unterstützen wird, als er unbedingt muss.«
    »Du bist eine mutige Frau, Helena. Und dazu noch eine sehr schöne.«
    Er beugte sich über den Tisch zu ihr hinüber und küsste sie zärtlich. Aus dem Augenwinkel sah Amanda eine Pfauenfeder in einem Regal keine zwei Meter entfernt von ihnen liegen und beantwortete seinen Kuss mit einer Leidenschaft, die sie schon seit langem nicht mehr in sich gespürt hatte.
    »Oha, da wird es einem ja fast schwindelig«, seufzte Cornelius. »Du bist echt gefährlich, ich hoffe, du weißt, was du tust.«
    Amanda spürte das Handy in der Jacke vibrieren.
    »Zuerst gehe ich für kleine Mädchen, dann sehen wir weiter«, löste sie sich aus Cornelius’ Umarmung und betrat die enge Waschkabine des Bootes. Dort zog sie ihr Handy heraus und schrieb, da sie nicht wollte, dass Cornelius sie telefonieren hörte, eine SMS an ihre Freundin Doris.

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