Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
Vom Netzwerk:
machte sich stattdessen daran, ihre Mäntel an der Garderobe abzugeben.
    »Setz dich doch, ich bin gleich wieder da«, ließ er sie im Foyer zurück.
    Amanda beobachtete jede einzelne von Cornelius’ Bewegungen.
Die Art und Weise, wie er mit der Garderobiere scherzte, und auch seine Geduld beim Schlangestehen an der Bar. Alles war so wohltuend anders als bei Max. Amanda konnte ihr Glück kaum fassen und unterzog nun auch Cornelius’ äußere Erscheinung einer ausgiebigen Prüfung.
    Auf den ersten Blick trug er wie die meisten Männer einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine dezent gemusterte Krawatte, aber wenn man genauer hinsah, erkannte man, dass Cornelius’ Jacke und Hose einen lässigen Schnitt besaßen, der dem Anzug seine Steife nahm. Seine Haare waren länger als die der meisten anderen Männer, und eine widerspenstige Strähne fiel ihm permanent in die Stirn. Hätte er nicht den spöttisch abwartenden, ein wenig scheuen Blick und unzählige Fältchen im Gesicht gehabt, hätte er ohne weiteres ein Model für Herrenmode sein können, dachte Amanda stolz.
    »Ich freue mich auf die Musik. Und ich finde es gut, dass wir die nächsten Stunden in einem abgedunkelten Raum miteinander verbringen werden«, sagte Cornelius, als er zu Amanda zurückkam und ihr ein Glas Champagner reichte. »Das gibt uns Zeit, und die brauche ich jetzt auf jeden Fall. Du bist eine sehr schöne, beeindruckende Frau, Helena.«
    Amanda war froh, als das Orchester zu spielen begann, denn auch sie brauchte Zeit, musste sie doch unbedingt ihre Strategie ändern. Sie hatte Cornelius ganz offensichtlich komplett falsch eingeschätzt, denn wenn sie sich nicht täuschte, war er nicht nur ein äußerst sympathischer, sondern auch ein sehr schüchterner Mann. In jedem Fall ein Mann, den sie mit noch mehr Sätzen
wie ihrem ersten schnell wieder verscheuchen würde. Amanda setzte sich auf den Logenplatz seitlich vor Cornelius und übte sich in damenhafter Zurückhaltung, während sie in einem fort an seine weich geschwungenen Lippen dachte. Ob sie ihn heute noch küssen würde?

9
    Als der letzte Ton verklungen war, wischte sich Amanda unbemerkt eine Träne aus dem Augenwinkel. Puccini traf sie immer wieder mitten ins Herz.
    Hoffentlich hatte ihre unangemessene Begrüßung von vorher keinen bleibenden Schaden angerichtet, hoffte sie und drehte sich vorsichtig zu Cornelius um. Denn obwohl die Aufführung der Madame Butterfly ein Genuss gewesen war, befürchtete sie immer noch, dass der weitere Abend ein Reinfall werden könnte. Hatte Cornelius ihre Logenplätze mit Absicht so ausgewählt, dass sie hinter- und nicht nebeneinander saßen? Weil er tatsächlich so schüchtern war oder weil er sich in Wahrheit kein bisschen für sie interessierte und den Abend nur aus reiner Höflichkeit mit ihr verbrachte? Wie auch immer, bisher hatten sie kaum ein Wort miteinander gesprochen. Wie sollte es nun weitergehen?
    »Es war viel leichter, mit dir zu flirten, solange ich dich nicht gesehen habe«, sagte Cornelius schließlich, als habe er Amandas Gedanken erraten.
    »Ja, da ist etwas dran«, gab sie mit einem verstohlenen Blick auf Cornelius’ Lippen zurück. »Wenn ich unsicher bin und nicht weiß, wie ich mich verhalten soll, werde ich manchmal etwas flapsig. Aber das bedeutet nicht, dass ich enttäuscht von dir bin, ganz im Gegenteil.«

    Jetzt grinste er jungenhaft.
    »Was meinst du«, sah er sich im mittlerweile geleerten Foyer der Staatsoper um. »Wollen wir aufbrechen?«
    Amanda nickte und hakte sich bei Cornelius unter.
    »Wo geht es jetzt hin? An die Elbe oder in Richtung Alster?«
    »Ich würde dich wirklich gern überraschen, aber wenn du nicht willst…«
    »Nein, ist schon in Ordnung, wir machen es so, wie du vorgeschlagen hast«, legte Amanda ihre Hand in die seine. »Auch wenn es für eine Frau nicht ganz ungefährlich ist, sich einem ihr weitgehend unbekannten Mann anzuvertrauen«, lächelte sie. »Aber mit dir bin ich wohl kaum an einen Killer geraten. Also lass uns fahren, ich bin schon sehr gespannt auf dein ungestörtes Plätzchen am Wasser.«
    »Mein Auto steht am Gänsemarkt, das ist nur ein paar Schritte von hier entfernt.«
    Inzwischen hatte der Regen nachgelassen, so dass sie den Weg bis zum Gänsemarkt hinüberschlendern konnten, ohne ihre Schirme aufspannen zu müssen. Cornelius nahm Amanda in den Arm, und es fühlte sich gut an. Sie lachte.
    »Was ist denn, habe ich dich gekitzelt?«, beugte er sich zu ihr

Weitere Kostenlose Bücher