Totenreigen
einem Rausschmiss durch Malbek zuvorzukommen?«
»Stimmt. Sie sind gut informiert, Herr Lüthje«, sagte Vehrs
schmunzelnd.
»Manchmal. Gehört Klockemann auch in die Sparte Bestattungsmafia?«
»Hier ist die Website.« Hoyer zeigte auf ihren Monitor. »Das Layout
gibt dafür nichts her. Aber das heißt nichts. Inzwischen ist nach außen oft
nichts von den wirtschaftlichen Abhängigkeiten zu erkennen, sagte Harder.«
Lüthje und Vehrs stellten sich hinter sie, um auf ihren Monitor
sehen zu können.
»Klockemann Bestattungen und Grabpflege«, sagte Hoyer. »Er ist
innovativ, heißt es da weiter unten. Bietet Trauerkurse an. Hat Anteile an
einer Modefirma, die auch Trauerkleidung ›der anderen Art‹ anbietet. Lässig,
bequem und ökologisch. Helle Farben, Blumen. Bemalte Särge in allen
Stilrichtungen. Hier Planungen für ein eigenes Trauerhaus.«
»Sieht mehr nach innovativem U-Bahnhof aus.«
»Na, das passt doch«, sagte Vehrs.
»Okay, das reicht fürs Erste«, sagte Lüthje. »Weiter. Wieso heißt
die Witwe Drübbisch eigentlich noch so? Das ist doch der Name ihres ersten
Ehemannes, oder nicht? Ich hab den Namen in früher Jugend auch mal in Laboe
gehört. Da klingelt irgendetwas, aber nicht laut genug.«
Vehrs suchte auf seinem Schreibtisch in den Unterlagen. »Ich hab
Ihnen auch eine Notiz von mir dazu ausgedruckt … Hier!« Er legte sie Lüthje
vor. »Ihr Mädchenname ist Schedelgarn.«
»Den Namen hätte ich aber auch so schnell wie möglich abgelegt.«
Hoyer schüttelte sich.
»Sie meinen, sie hat nur geheiratet, um den Namen loszuwerden?«,
fragte Lüthje.
»Können Sie das nicht verstehen?«, fragte Hoyer.
»Und wie hieß noch der zweite Mann, der Hundenarr?«, fragte Lüthje,
ohne auf Hoyers Gegenfrage zu antworten. »Frau Drübbisch hat ihn mir genannt,
aber ich hab’s vergessen. Hat was mit Ostern zu tun … Irgendein ein Tier, das
gut schmeckt …«
»Bis zur Heirat mit Ursula Drübbisch hieß er Holger Lamm«,
antwortete Vehrs schmunzelnd. »Er hat den Namen seiner Frau angenommen.«
»Weiß man etwas über seine Eltern?«, fragte Lüthje.
»Soll ich da tiefer graben?«, sagte Vehrs.
»Nee, lieber nicht. Sonst finden Sie noch ein Grab. Ich finde, es
reicht für den Moment.«
Vehrs sah Lüthje irritiert an.
»Sie haben manchmal eine so plastische Sprache, Vehrs. Verstehen Sie
das bitte als Kompliment. Weiter im Text. Sie haben sich ja mit der
Selbstmordakte befasst. Geht daraus hervor, was dieser Holger Lamm für ein
Mensch war?«
»Er hatte eine Huskyzucht in der Nähe von Schleswig. Also
Schlittenhunde. Er hat den Betrieb mit einem Partner geführt. Mit dem er auch
eine sexuelle Beziehung hatte. Vor der Ehe und nach der Eheschließung mit
Ursula Drübbisch. Sie soll die beiden beim Geschlechtsverkehr ertappt haben,
als sie ohne Ankündigung in den Büroräumen der Hundezucht erschien. Sie hat
noch am selben Tag eine Scheidungsanwältin beauftragt.«
»Er war also bisexuell und hat es seiner Frau verschwiegen. Davon
scheint Frau Klockemann nichts zu wissen. Sonst hätte sie es uns genüsslich
erzählt. Und warum hat der Mann sich umgebracht, als Ursula Drübbisch sich von
ihm scheiden lassen wollte?«
»Sein Partner hat ausgesagt, dass er sich gerade von Holger trennen
wollte. Wegen der maroden Finanzen des Betriebes. Holger wollte seine Frau
eigentlich deshalb um einen Kredit bitten.«
»Was nach dem Stand der Dinge niemand mehr von ihr erwartete.
Verständlich. Hat man sie gefragt, warum sie sich in Holger verliebt hat?«
»Nein, aber wo sie sich kennengelernt hatten. Auf einer Party einer
Freundin auf dem Lande, irgendwo bei Damp. Das waren Kunden von Holger. Er
hatte so nett mit den Hunden der Gastgeberin gespielt. Da seien sie ins
Gespräch gekommen.«
»Verständlich. Mal ganz was anderes als dieser geheimnisvolle
Ministerialbeamte. Komisch, alles, was diese Frau macht, finde ich irgendwie
nachvollziehbar. Wie denken Sie beide darüber?«, fragte Lüthje.
»Ja, geht mir genauso. Sie hat wohl einfach Pech gehabt«, sagte
Vehrs. »Die falschen Männer kennengelernt.«
»Oder nie richtig hingeguckt, in wen sie sich verguckt hat!«,
entgegnete Hoyer und sah Vehrs und Lüthje mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Irgendwie kommen wir vom Thema ab«, sagte Lüthje. »Ehe ich’s
vergesse: Guckt mal ein bisschen in Horst Drübbischs Arbeitsumgebung rein. Er
müsste dem Minister direkt unterstellt gewesen sein. Oder höher. Stationsleiter
Steffens aus Laboe hatte mir
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