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Totenreigen

Totenreigen

Titel: Totenreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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Transparenz demonstrieren. Zweite
Frage: Die Adressen finden Sie in Ihren Datenbanken.«
    »Wann haben Sie das Opfer das letzte Mal gesehen?«
    »Vor zwei Wochen. Bei einer Besprechung in Frankfurt.«
    »Warum Frankfurt?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wir wechseln die Meeting-Points.«
    »Natürlich. Sie hassen Geheimniskrämerei und sind für Transparenz
und Öffentlichkeit«, sagte Lüthje schmunzelnd.
    »Ihr Sarkasmus gefällt mir.«
    »Wie haben Sie mich observiert?«, fragte Lüthje.
    Baginski deutete zum Ehrenmal.
    »Dort oben haben wir unauffällig einige ›Operngläser‹ positioniert,
die uns vor Überraschungen für unsere Gäste schützen. Eine Kamera war den
ganzen Tag nur auf ein sensibles Objekt gerichtet«, sagte Baginski.
    Er zog ein Handy aus einer Tasche. Es war eines von diesen flachen
mit einem Touchscreen. Er berührte das Display und hielt es Lüthje hin. Lüthje
sah den Strand von schräg oben, das Bild zoomte auf die Rückseite eines
Strandkorbs mit der Nummer 007.
    »Sehen Sie? Kein Trick.« Er nahm das Handy in die linke Hand und
streckte den rechten Arm aus.
    Auf dem Display sah Lüthje auf der rechten Seite des Strandkorbs
eine Hand herausragen, die winkte.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte Lüthje. »Damit haben Sie denkbare Bedrohungen
für das Gipfeltreffen bei der Prinzessin Turandot im Fadenkreuz. Aber jetzt
drehen Sie bitte die Kamera in eine andere Richtung.«
    Wieder berührte Baginski das Display des Handys. Er hatte die Kamera
auf den Vorplatz des Ehrenmals eingestellt, die Zuschauertribüne und Bühne
waren zu erkennen.
    »Das sieht ja schon fertig aus«, sagte Lüthje.
    »Übermorgen ist Generalprobe. Am Vormittag«, sagte Bagins ki und
schaltete die Verbindung zur Kamera aus.
    »Wieso am Vormittag?«, fragte Lüthje.
    »Falls wir merken, dass aus Sicherheitsgründen noch etwas umgebaut
oder umgestellt werden muss. Das braucht Zeit, die wir nicht haben. Denn am
Samstag ist die Aufführung mit den geladenen Gästen.«
    »Warum findet die Generalprobe dann nicht früher statt? Dann hätten
Sie mehr Luft.«
    »Ich möchte nicht von Ihnen vernommen werden«, sagte Baginski
schmunzelnd. »Na gut, ich sag es Ihnen. Als dieses knappe Timing angeordnet
wurde, war ich noch nicht Chef. Alles klar?«
    Lüthje nickte. »Nächste Frage, aber nicht so schwierig. Haben Sie den
Sänger im Treppenhaus schon gehört?«, fragte er.
    »Hat mich sehr beeindruckt.« Baginski nickte anerkennend. »Jemand
vom Marinebund hat mir von ihm erzählt. Die Besucher des Ehrenmals denken, es
wäre ein Werbegag für die Aufführung. An dem Tag wird der Sänger allerdings
draußen bleiben müssen.«
    »Hat ihm das schon jemand gesagt?« Lüthje fragte sich, wie Lambert
Sundermeier diese Abweichung in seinem Tagesablauf verarbeiten würde.
    »Reicht es nicht, dass er von uns am Eingang zurückgewiesen wird?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Lüthje nachdenklich. Er überlegte, ob er es
Lamberts Vater sagen müsste. Vielleicht wusste der, wie er es seinem Sohn
beibringen konnte.
    »Seit wann laufen Ihre Überwachungskameras oben auf dem Ehrenmal?«,
fragte Lüthje mit drohendem Unterton, während Baginski nachzudenken schien.
    »Seit gestern. Wir testen sie noch.«
    »Schade«, sagte Lüthje.
    »Ach so, Sie dachten, am Samstagnachmittag wäre eine dieser Kameras
vielleicht auf die Strandstraße gerichtet gewesen, und Sie hätten sich dann
gern die Aufzeichnung von uns aushändigen lassen. Tut mir leid. Hätten wir
natürlich gemacht.«
    »Dachte ich mir doch, dass Sie alles aufzeichnen. Wie sind Sie
eigentlich der Nachfolger von Horst Drübbisch geworden?«, fragte Lüthje.
    »Eine fachliche und politische Entscheidung«, sagte Baginski
lächelnd. »Sie werden verstehen, dass ich ein vitales Interesse daran habe,
dass der Mörder schnell gefasst wird.«
    Oder auch nicht, dachte Lüthje. »Kann ich mir vorstellen«, sagte er.
»Wie haben Sie es angestellt, auf Platz Nummer eins der Warteliste zu kommen?«
    »Bei der Beförderung?«, fragte Baginski.
    »Nein, für den Liegeplatz Ihres Vorgängers im Jachthafen Laboe.«
    »Mein Kompliment. Ich habe gehört, dass Sie gut sind. Wie ich es
geschafft habe? Ich habe lange gewartet. Sehr lange.«
    »Warum?«
    »Wer in Laboe einen Liegeplatz für sein Boot hat, gehört dazu. Hier
haben Sie die Regatten der Kieler Woche vor der Tür. Hier kann man noch
Eigentumswohnungen kaufen. Noch. Laboe ist das Ostsee-Resort der Zukunft. Irgendwann werden die

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