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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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Schulter, um seinen wunden Rücken zu schonen. Beatrice bot an, ihn zu tragen, doch er lehnte ab.
    »Der Sprung durch die nächste sechseckige Tür, der uns in eine weitere Epoche bringt«, sagte sie zu ihm, als er startbereit war, »wird dafür sorgen, dass all deine Verletzungen und Schmerzen verschwinden. Die Substanz zwischen den Kammern, in der wir da schwimmen und schweben, sorgt dafür.«
    Pascal dachte kurz darüber nach und musste ihr zustimmen.
    »Ich glaube, du hast recht«, meinte er dann zuversichtlich. »Ich habe mich in den Stunden dieses Übergangs irgendwie befreit gefühlt. Und kein Gedanke mehr daran, dass ich mich vielleicht mit der Pest angesteckt haben könnte.«
    »Die Pest ist zurückgeblieben. Nur wenn wir dort nicht mehr weggekommen wären, hättest du dich angesteckt.«
    »Klingt einleuchtend«, sagte Pascal und versuchte, seine letzten Reserven zu mobilisieren. »Noch ein Grund mehr, schleunigst von hier zu verschwinden, Beatrice. Beeilen wir uns …« Plötzlich ertönten Schritte und Waffengeklirr, und eine knurrige Stimme sagte: »Aha. Hab ich mir’s doch gedacht.«
    Langsam drehte Pascal sich um und blickte in das Gesicht des bärtigen Anführers der Folterknechte. Der sah ihn mit spöttischem Ausdruck an und zückte sein Schwert. »Die Streckbank hat dich also nicht getötet. Das war zu früh, selbst für so ein schmales Bürschlein, wie du es bist. Ich muss gestehen, das war nicht schlecht: Wie hast du das gemacht? Ketzer, Teufelsbrut …«
    »Tut mir leid, dass ich Ihnen Ärger gemacht habe.« Pascal, der sich seine Schmerzen nicht anmerken ließ, hatte einen herablassenden, ironischen Tonfall angeschlagen, der den Wachmann ärgerte.
    »Wie ich sehe, hast du neben der Fähigkeit zu sprechen auch deinen Hochmut zurückgewonnen.« Er schüttelte mit gespieltem Mitleid den Kopf. »Abschaum ist und bleibt Abschaum, das ist gewiss.«
    »Pascal«, flüsterte Beatrice, »was soll ich tun?«
    Ohne etwas zu erwidern, legte Pascal vorsichtig den Rucksack ab, wobei er den Mann nicht aus den Augen ließ. Niemals hatte er seine Waffe gegen Lebende richten wollen, doch der Mistkerl musste bestraft werden. Er packte den Griff seines Schwerts mit solcher Entschlossenheit, dass die Wärme, die er spürte, ihn wie ein Schlag durchströmte.
    Der Folterknecht grinste über diese Geste. Er musste dreißig Kilo mehr wiegen als Pascal, und sein Schwert sah absolut bedrohlich aus. Zudem bot Pascal in seiner zerfetzten Jeans und barfuß und verletzt, wie er war, einen so jämmerlichen Anblick, dass der Mann seine Truppe erst gar nicht rief.
    »Pascal …«, Beatrice wollte den Zweikampf gern vermeiden.
    »Nun also …«, provozierte ihn sein Gegenüber, »zwing mich dazu, dich zu töten …«
    »Hieß es nicht, Pater Martinus will mich lebend?«
    Der Mann stieß ein Lachen aus.
    »Du hast mir eine überzeugende Erklärung geliefert: ein Fluchtversuch. Wir werden eben irgendeinen anderen Ketzer foltern, um diesen Verlust auszugleichen …«
    Der Kerl war hinterhältig, und kaum dass er den Satz beendet hatte, griff er mit einem ersten Schwertstoß an. Pascal konnte gerade noch ausweichen. Funken sprühten, als die Klinge eine Wand traf.
    Beatrice schrie auf und sah sich nach etwas um, das sie nach dem Angreifer werfen konnte. Doch nichts bot sich ihrem Blick, kein Stein, kein loses Holz …
    Pascal zog seine Waffe, doch bevor er zurückschlug, führte er ein paar kraftvolle und sichere Hiebe durch die Luft, die seinen Gegner verblüfften.
    Pascal spürte die magische Kraft des Schwerts und nahm nun eine herausfordernde Pose ein. Er tat es absichtlich, um den anderen zu verunsichern. Dieser griff erneut an, allerdings ohne Pascal auch nur zu streifen. Fast ohne sich zu bewegen, parierte er die Schläge aus dem Handgelenk und wehrte sie beinahe spielerisch ab.
    Der Wachmann sah, dass er den Gefangenen unterschätzt hatte, und wollte nach den anderen rufen.
    Doch er kam nicht dazu. Mit der gleichen Eleganz, mit der Pascal die Angriffe abgewehrt hatte, entwaffnete er nun seinen Gegner und setzte ihm die Schwertspitze auf die Brust. Der war so überrascht, dass er nach Luft schnappte. Doch dann, mit einer blitzschnellen Bewegung, griff er an seinen Gürtel, zog einen Dolch und hob den Arm zum Stoß. Pascal aber war schneller. Aus dem Augenwinkel nahm er die Bewegung seines Feindes wahr und stieß ihm den Stahl des Schwerts in die Brust. Nicht einmal ein Stöhnen war zu hören, als der Folterer nach hinten

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