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Totenruhe

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jörg Hennecke
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Spitzen-Pilsener, denn die Familie Rupp war seit Generationen Inhaber des Etablissements.
    Alder kannte die Vorliebe seines Gastes und so saß man abends stundenlang beim Rupp.
    »Macht deine Abwesenheit nicht einige Leute unruhig?« Alder sah aus wie ein Künstler, lange graue Haare, Jeans, Pullover mit Ausschnitt, in dem sich ein satinglänzendes Halstuch schwellte. Vielleicht schaffte das bei der einschlägigen Kundschaft Vertrauen und offene Geldbörsen.
    »Und wenn schon. Immerhin kann ich mir nicht vorstellen, dass sich die Polizei für meinen Aufenthaltsort interessiert.« Humdorf schüttelte voller Überzeugung den Kopf. Alder stutzte. »Wie kommst du gerade auf die Polizei? Ist an deinen Geschäften irgendetwas nicht koscher?«
    »Nein, nein, fiel mir nur gerade so ein. Wer sollte mich ansonsten in Linden vermissen?«
    »Du, das sage ich dir in aller Freundschaft und Deutlichkeit. Schlepp mir keine Geschäfte ins Haus, für die sich die Polizei interessiert.«
    Robert Humdorf atmete schwer durch. »Mein Gott, du arbeitest doch auch mit Risiken.«
    Alder nickte heftig. »Stimmt. Ich arbeite aber nicht gegen die Polizei.« »Und was ist mit dem Finanzamt?«
    »Was soll mit dem Finanzamt sein? Mein Steuerberater hat alles im Griff. Du kennst doch den Markgraf.«
    »Eben. Den würde ich nicht einmal meine Tabaksteuer bearbeiten lassen.«
    Alder lachte. »Der ist Nichtraucher und im Übrigen für deine Gehaltsklasse nicht zuständig. Was der an Honorar bei mir kassiert, zahlst du an Steuern.«
    »Das wird sich mit deiner Hilfe schon bald ändern.«
    Humdorf berichtete über seine Aktivitäten und Erkundungen und Alder war zufrieden. Sehr viel später klang der Abend harmonisch aus.
    Am nächsten Tag saßen die Männer beim Frühstück zusammen und tauschten kommentierend Zeitungsseiten aus. Was nach einem vielversprechenden Tag aussah, wurde urplötzlich durch einen Schlag aus dem öffentlichen Nichts zur Gefahrensituation.
    Mit einem ohrenbetäubenden Knall zersprang eine Fensterscheibe und ein faustgroßer Stein riss die Bodenvase um. Wasser sickerte durch gestürzte Rosen auf den Teppich. Robert Humdorf rannte zur Haustür, riss sie auf und stürzte ins Freie. Ein hochtourig dröhnendes Motorrad entfernte sich schnell vom Haus des Kunsthändlers Alder. Der Fahrer in schwarzer Ledermontur und Helm war nicht zu erkennen. Er sah aus wie alle Motorradfreaks. Aber die Maschine hatte Humdorf erkannt. Es war eine Harley-Davidson. Die konnte man mit dem Auto nicht einholen, das war ihm klar. Der Steinmetz Sellner besaß eine Harley. Ob der …? Warum sollte Sellner …?
    Erregt kehrte er ins Haus zurück. Alder saß am Tisch und las einen zerknüllten Zettel, der vermutlich am Stein befestigt war.
    »Der Brief ist für dich«, orakelte der Kunsthändler. »Und die Zustellmethode gefällt mir gar nicht.« Er reichte den Zettel an Humdorf. Der las laut. »Grüß dich, Robert. Du wirst uns beim Thema Preul nicht vergessen? Deine wohlmeinenden Freunde rund um den Lindener Berg.« Humdorf suchte krampfhaft nach einer Entschuldigung für Alder, doch der kam ihm wohlwollend zuvor.
    »Nun erzähl mal, was bei euch so los ist. Vorweg gesagt, ich nehme es nicht so tragisch. Ich habe dir nur gesagt, dass du mir keine Polizei ins Haus schleppen sollst. Aber dass es unter Freunden auch mal Streit gibt, ist mir schon geläufig. Was hast du mir zu sagen?«
    Humdorf beschloss, dem Partner reinen Wein einzuschenken. Nur zehn Prozent der Geschichte hielt er zurück.
     

28.
     
    Sauerbier und Lindemann saßen im Turmgarten beim Bier. Der Pastor war aufgekratzt. »Sagen Sie mal, Lindemann, ist Ihnen bei einem Missgeschick schon mal die Idee gekommen, den vermeintlichen Urheber zu verklagen?«
    Lindemann war erstaunt. »Nicht dass ich wüsste. Und wen sollte ich für mein Missgeschick schon verklagen?«
    Der Pastor grinste. »Gott zum Beispiel. Passen Sie auf. Also: Wer ist auf dieser Erde Gott am nächsten? Nein, nicht Linden. Nicht mal der Lindener Berg. Gute Katholiken werden ohne Zögern den Vatikan nennen. Da vergessen sie aber die US-Amerikaner. Immerhin leben die nach eigenem Bekunden in Gottes eigenem Land und verfügen quer durch ihr Reich gar über einen Bibelgürtel. Andererseits haben die USA offensichtlich ein Problem mit dem Herrgott, werden doch die biblischen Plagen reichlich über dem Staat der unbegrenzten Möglichkeiten abgeladen. Faule Häuslekredite, Hurrikans, Dürre, Erdbeben, Tornados, Terroranschläge, verlorene

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