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Totenruhe

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jörg Hennecke
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Pennern allgemein üblich. Er hat seine Flasche säuberlich abgewischt und dann mit einer Zange in seinen Schlafsack gesteckt. Nur leider wurde im Gepäck keine Zange gefunden.«
    »Was sagt Stoll dazu?«
    »Der sagt auch, die wurde abgewischt. Aber nicht von Preul. Da ist noch ein Unbekannter im Spiel, der gern unbekannt bleiben möchte.«
    Lindemanns Interesse war geweckt. »Wenn das stimmt, dann ist nicht sicher, dass Preul einfach so erfroren ist, oder?«
    »Sie sagen es. Überlegen wir doch mal. Wem nützt der Tod von Preul? Denken Sie nach, ohne Rücksicht auf Verluste und scheinbar ehrbare Persönlichkeiten. Da ist Cordes, dem Preul einiges wegen seines Großvaters vorwarf. Vielleicht wurde er von Preul erpresst? Da ist Humfeld, der den Preul über Jahre verfolgt hat. Hat der ein Geheimnis entdeckt, bei dem ein toter Preul der bessere Preul ist? Dann sind da die Satanisten, die das gleiche Gebäude nutzen, das Preul nutzte oder nutzen wollte. Entstehen daraus Interessengegensätze, die einen Mord erklären könnten?«
    »Halt, halt, halt, Herr Pastor. Bleiben wir bei den Erkenntnissen der polizeilichen Ermittlungen. Keine Fremdeinwirkungen an der Leiche.«
    »Aber Fremdeinwirkungen an der Schnapsflasche. Macht Sie das nicht stutzig?«
    »Schnaps desinfiziert.« Lindemann merkte sofort, dass seine Worte ziemlich deplatziert waren. Doch der Pastor schien eher daran zu denken, dass man Schnaps auch trinken kann, wenn man volljährig ist und kein Auto zu lenken gedenkt. Auf dem Weg zur Kneipe trafen sie Simone Witte und wurden binnen einer halben Minute dazu überredet, lieber ein Straßencafé an der Limmerstraße anzulaufen. Die Witte schien eine Trumpfkarte in ihrer Handtasche spazieren zu führen und die Männer konnten sich keine bessere Gesellschaft vorstellen. Zwischen drei Cappuccino-Gedecken (Sebastian Sauerbier: »Für mich einen Wodka dazu!«) stellte sie ihre Falle auf.
    »Können Sie sich vorstellen, dass Robert Humdorf mit falschen Karten spielt?«
    »Nein«, antwortete Sauerbier ohne Bedenkzeit.
    »Ja«, meinte Lindemann mit gleicher Schlagfertigkeit.
    »Die Herren sind beachtenswert unabhängige Denker«, lobte die NDR-Filmerin. Sauerbier sah Lindemann vorwurfsvoll an. »Was hat Ihnen der Humdorf getan? Der ist doch astrein.« »Ein Schlitzohr«, entgegnete Lindemann überzeugt. »Ein harmloses Gemüt strickt keine so geniale Geschichte wie der im Fall Karl Preul. Ich habe völlig vergessen, Sie über meine Recherche in den Akten der Anstalt Wunstorf zu informieren. Sie lassen mich ja auch kaum mal zu Wort kommen. Kurzgefasstes Ergebnis meiner Suche: Die Akten sind merkwürdig unvollständig, als wenn da irgendwer Hand angelegt hat. Außerdem war Humdorf in Wunstorf wegen journalistischer Recherchen und nicht wegen gesundheitlicher Probleme.«
    Sauerbier schaute missmutig. »Sie vertrauen ihm also nicht?« »Das will ich nicht sagen, aber ich kann mir vorstellen, dass er zur Verfolgung seiner Interessen auch mal Fünfe gerade sein lässt.«
    »Was verfolgt Humdorf eigentlich für Interessen«, wollte die Witte wissen.
    »Der will aus dem Leben des Karl Preul eine Geschichte machen, denke ich. Im Übrigen bin ich mit seinem Schwiegervater befreundet.« Sauerbier schnupperte lauernd an seinem leeren Wodkaglas.
    Simone Witte ließ die Katze aus dem Sack. »Was sagen Sie dazu, dass es Robert Humdorf war, der als vermeintliches Sozialamt beim Bestatter anrief und erklärte, der unbekannte Tote sei Karl Preul?«
    Sauerbier schaute ungläubig. »Warum sollte er das getan haben?« Die Witte nickte. »Gute Frage.« Lindemann fühlte sich bestätigt und versuchte einen Schritt weiter zu denken. »Frau Witte, wissen Sie, was Humdorf für ein Auto fährt?« Die nickte. »Ja, der fährt einen knallroten Peugeot 208.« Lindemann schluckte.
    »Ich werde Stoll über den anonymen Anrufer informieren. Mal sehen, was ich dafür einhandeln kann.« Die Witte war wie immer absolut souverän und Lindemann beneidete sie darum.
     

25.
     
    Schließlich endete Lindemanns Landgang mit dem Pastor doch noch in der Kneipe. Seine Erinnerung an den roten Peugeot war inzwischen absolut klar. Er hatte ihn vor dem Friedhof gesehen, als er mit Monika spazieren ging und sie schließlich einen Mann beobachteten, der sich am Friedensengel zu schaffen machte. Und der gleiche Wagen stand einsam auf dem Parkplatz am Stadion, als er mit Sauerbier die vermeintliche schwarze Messe in der Kapelle beobachten wollte. Wenn Humdorfs Wagen da

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