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Totenruhe - Bleikammer - Phantom

Totenruhe - Bleikammer - Phantom

Titel: Totenruhe - Bleikammer - Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Konrad hatte selten etwas so Abstoßendes gesehen.
    „Falkengrund ist jetzt frei von den Dämonen“, sagte der Mönch. „Zumindest so lange, bis der Jude wieder neue anlockt.“
    Es ist nicht Samuel, von dem diese Tiere angezogen werden , dachte Konrad. Es ist Charmaine. Sie hat es selbst gesagt. Es hatte keinen Sinn, dem Geistlichen zu widersprechen. Es würde alles nur noch schlimmer machen.
    Bruder Cornelius schleppte seinen schweren Körper mühsam bis zum Tor, wo der kleine Einspänner stand, den er vom Kloster mitgebracht hatte. Das Pferd schien nicht den Wunsch zu verspüren, sich dem Schloss zu nähern, ganz im Gegensatz zu all den anderen Tieren.
    Als Konrad zum Gebäude zurückging, fiel ihm eine lockere Kolonne aus schwarzen Käfern auf. Sie krabbelten auf das Portal zu und krochen ins Haus. Er schloss die Tür und zermalmte einige von ihnen dabei. Mit einem Anflug von Verzweiflung betrachtete er die mit Kreidezeichen verschmierte Halle, in der sich die Geistererscheinung noch immer präsentierte.
    Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder er verließ Falkengrund, oder er bemühte sich mit aller Macht darum, die Geheimnisse des Schlosses zu lösen und dem Spuk ein Ende zu bereiten. Er konnte nicht mehr länger so tun, als wäre die Welt um ihn herum in bester Ordnung. Sie war aus den Fugen, und früher oder später würden sie in dem Strudel der unerklärlichen Ereignisse untergehen.

7
    Am nächsten Tag stellte er Charmaine zur Rede, verlangte von ihr nähere Informationen über den Spuk, der ihn neulich aus dem Zimmer geworfen hatte. Schon am allerersten Tag auf Falkengrund war die Französin für einige Minuten in einem Zimmer verschwunden, dessen Tür verschlossen schien und sich dann plötzlich öffnete. Für Konrad stand es außer Frage, dass sie damals derselben Person begegnet war, die sie unlängst bei der Liebe gestört hatte. Ein Wesen, dass seinen Einfluss über sie mehr und mehr ausbaute.
    Sie reagierte, wie er es erwartet hatte: Sie verweigerte ihm die Auskunft.
    Doch Samuel hatte eine Entdeckung gemacht. „Ich glaube, ich weiß, mit wem wir es zu tun haben“, erklärte er Konrad, nachdem er staubig und voller Spinnweben die knarrende Leiter von dem riesigen Dachboden herabgeklettert war. Er hatte sich einen halben Tag lang unter dem Dach umgesehen. „Da oben gibt es noch ein Dutzend alter Möbel, in die ich nicht mal einen Blick geworfen habe. Ein paar große Truhen sind verschlossen, und ich konnte keine Schlüssel auftreiben. Aber wenigstens habe ich das hier gefunden.“
    Samuel reichte Konrad einen Stapel alter Briefe. „Die Korrespondenz des Barons, der bis vor sechs Jahren hier gewohnt hat. Ich habe erst einen kleinen Teil davon gelesen. Mir war es mit der Lampe da oben nicht ganz geheuer – eine unbedachte Bewegung, und dieser alte trockene Dachstuhl steht in Flammen. Kannst du dir vorstellen, wie mir zumute war, wenn die Spinnweben zu knistern anfingen, weil ich mit dem Feuer zu nahe dran war?“ Er entfaltete einen der Briefe. „Der Baron hieß Lorenz von Adlerbrunn und hatte eine Frau namens Katharina. Ihnen gehörte Falkengrund einmal. Dieser Ralf von Adlerbrunn, dem wir es abgekauft haben, muss durch Erbschaft Eigentümer geworden sein. Er ist ein jüngerer Bruder von Lorenz.“
    Konrad kratzte sich „Warum durfte seine Frau das Schloss nicht behalten, als der Baron zu Tode kam?“
    „Vielleicht, weil sie auch starb?“, schlug Samuel vor. „Oder weil sie es nicht wollte. Selbst der Bruder hat es rasch abgestoßen. Was für schreckliche Dinge hier auch geschehen sein mögen – sicher haben sie Katharina noch mehr belastet als Ralf.“
    „Könnten wir im Dorf mehr erfahren?“
    Samuel zuckte die Schultern. „Mich würde interessieren, wo der Baron begraben liegt. Auf dem Anwesen gibt es jedenfalls keine Familiengruft oder dergleichen.“
    „Vielleicht wurde er nicht begraben. Wenn es sein Geist ist, der hier spukt, könnte das eine Erklärung sein. Man liest des Öfteren, dass Spukerscheinungen ein Ende finden, sobald der Tote in geweihter Erde beigesetzt wird.“
    „Dann wird dieser Spuk nie enden“, bemerkte Samuel deprimiert. „Wie sollen wir jemals seine Leiche finden? Und was haben die Erscheinungen in der Halle mit ihm zu tun?“
    Auch Konrad ließ unbefriedigt die Arme sinken. „Wir werden es wohl nie erfahren.“
    „Da ist noch etwas.“ Der junge Mann zögerte, schien nicht zu wissen, wie er es formulieren sollte. „Ich fürchte, wir werden einen

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