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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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stand nur auf und verließ den Tisch. Ich war entsetzt, versuchte aber meine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Sagen Sie mir bitte, was das Schälchen kostet«, sagte ich zu Lily, was Warren und Kyle aus unerfindlichen Gründen veranlasste, zu lachen und zu applaudieren.
    »Ms. Kelly, es wäre mir ein Vergnügen, das Schälchen zu ersetzen«, erbot sich Auburn.
    »Nein, wirklich … ich … sein Anzug. Oh Gott. Sein Anzug.«
    »Überlassen Sie diese kleinen Probleme mir«, sagte er. »Es wäre mir ein Vergnügen, Ihnen helfen zu können. Kümmern Sie sich nur darum, Helen nach Hause zu bringen, ja?«
    Bevor ich floh, bat mich Kyle um meine Telefonnummer. Ich nannte ihm die in der Arbeit.
    Auf dem Weg zu Helens Haus wurde mir immer unbehaglicher zumute. Sie sagte kein Wort, bis ich in ihre Einfahrt bog.
    »Es ist Jack, wissen Sie«, sagte sie dann.
    Einen Moment lang glaubte ich, sie hätte Halluzinationen und sähe den Geist ihres toten Mannes.
    Sie sah mich an und sagte: »Conns Problem ist Jack.«

    »Da kann ich Ihnen nicht folgen …«
    »Er ist nicht wütend auf Sie, Irene. Er ist nur wütend und außer sich, weil Jack gestorben ist. Sie waren … ach, sie hatten eine wilde Mischung von Beziehungsformen. Vater und Sohn, großer und kleiner Bruder, Mentor und Protegé, Freunde, Arbeitskollegen, Saufkumpane … und sie waren zwei richtige Rabauken. Bei Raufereien haben sie sich immer gegenseitig unterstützt - Jack hat die Schlägerei angefangen und Conn hat sie beendet. Barbarisch, würden manche sagen, aber ob unzivilisiert oder nicht, es war eben Teil der Bindung zwischen ihnen. Jack hat viel für Conn getan, aber es trifft genauso zu - vielleicht sogar noch mehr -, dass Conn auf Jack aufgepasst hat. Conn war einer der Menschen, die bei uns waren, als Jack seinen Schlaganfall gehabt hat. Ich glaube, seitdem weiß Conn nichts mehr mit sich anzufangen. Es hat ihn wahnsinnig verdrießlich gemacht. Ich habe ihn noch nie so erlebt wie in letzter Zeit, und ich mache mir Sorgen um ihn.«
    Schweigend saßen wir da.
    »Was kann ich tun, Helen?«
    »Versuchen Sie, Geduld mit ihm zu haben. Wahrscheinlich wird er es Ihnen so schwer wie möglich machen, aber Irene - was kann er Ihnen nicht alles beibringen, wenn Sie ihn lassen! Mehr als ich Ihnen jemals beibringen könnte. Er hat die Gabe. Nur in letzter Zeit … er schreibt nie schlecht, das nicht, aber seine Artikel sind nicht mehr auf seinem gewohnt hohen Niveau, seit Jack gestorben ist - mit einer Ausnahme.«
    »Bei der Geschichte mit den Kunstmaterialien.«
    »Ja. Als er mit Ihnen zusammengearbeitet hat.«
    »Nicht direkt mit mir …«
    »Keine Haarspalterei.«
    »Ich beleidige ihn immer wieder. Ich … ich glaube nicht, dass er meine besten Eigenschaften zum Vorschein bringt.«
    »Warum sind Ihre Artikel in letzter Zeit besser geworden?«
    Ich lachte. »Okay, jetzt hab ich’s kapiert.«

    Wir verstummten wieder, ehe ich fragte: »Helen, was hat es mit Warren Ducanes Behauptung auf sich?«
    Sie seufzte. »Keine Ahnung. Lily hat Recht, aber ein paar Gesichtszüge und -ausdrücke beweisen wohl kaum, dass er Max ist. Trotzdem hat er etwas … irgendetwas an sich, das mich massiv an Katy erinnert. Wahrscheinlich nur Wunschdenken. Wenn sowohl Lily als auch Warren ihn als ihren Erben anerkennen, ist er jedenfalls der reichste junge Mann, der Sie jemals um Ihre Telefonnummer gebeten hat.«
    »Gibt es denn keine Blutuntersuchungen oder so was, um Klarheit zu bekommen?«
    »Wenn Katy oder Todd noch am Leben wären, könnte man vielleicht etwas nachweisen - allerdings glaube ich, dass diese Tests lediglich Leute als Eltern ausschließen, aber nicht beweisen können, dass jemand ein Elternteil ist. Aber das spielt sowieso keine Rolle - Katy und Todd sind ja tot.«
    »Kyle hat gesagt, dass ihre Leichen nie gefunden worden sind.«
    »Ja, das stimmt. Aber glauben Sie mir, die Welt hätte mittlerweile etwas von Katy gehört, wenn sie noch am Leben wäre.«
     
    Am nächsten Morgen in aller Frühe gab die Kanzlei eines Anwalts namens Zeke Brennan eine Presseerklärung heraus. Kyle Yeager würde seinen Namen rechtsgültig zu Maxwell Ducane abändern und damit auf der Stelle der reichste junge Mann in Las Piernas werden. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, dass er nicht für Interviews zur Verfügung stehen werde.
    O’Connor versuchte, ihn in seinem Hotel zu erreichen. Er war ausgezogen.
    Lillian Vanderveer Linworth sagte lediglich, dass sie sich darauf freue, den jungen Mann besser

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