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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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nach Hause kommen«, sagte er zu ihr. »Ich fahre Ihnen mit meinem Auto nach, einverstanden?«
    Sie lächelte. »Mir passiert schon nichts.«
    »Es ist spät. Lassen Sie einem alten Mann seinen Willen. Mir wäre wohler dabei.«

    Er war sich sicher, dass sie eigentlich ablehnen wollte, doch nachdem sie ihn eine Weile gemustert hatte, sagte sie: »Wenn Sie sich das Benzin leisten können und mir mit Ihrem alten Nash nachkommen, von mir aus.« Sie lachte. »Wahrscheinlich kriegen Sie diesen alten ›Beep Beep‹-Song genauso oft zu hören wie ich ›Goodnight Irene‹.«
    »Nicht mehr so oft«, erwiderte er. »Es wundert mich, dass jemand in Ihrem Alter diesen alten Song überhaupt kennt.«
    »Dann sind wir ja jetzt quitt«, sagte sie und stieg in ihren Wagen. »Ich wundere mich immer noch, dass Sie die Stones mögen.«
    Er hatte keine Mühe, dem lauten Cabrio zu folgen. Als es den Parkplatz des Express verließ, sah er die Scheinwerfer eines anderen Wagens aufleuchten. Ein BMW. Nicht gerade die Automarke, die man normalerweise in der Gasse hinter dem Zeitungsgebäude parken sah. Vielleicht der Mann, der sich vorhin im Finstern herumgedrückt hatte? Der BMW fuhr an, als sie um die erste Ecke bog, und blieb wieder stehen, sobald O’Connor ihr mit seinem Wagen folgte.
    Mehrere Blocks weit hielt er Ausschau, doch er sah den BMW nicht mehr.
    O’Connor folgte ihr zu einem ruhig gelegenen Reihenhaus am Stadtrand, eines von denen, die im Zuge des Baubooms nach dem Krieg entstanden waren. Auf beiden Straßenseiten standen bescheidene Einfamilienhäuser mit gepflegten Rasenflächen. Das Gras vor dem Haus, in dessen Einfahrt sie einbog, war ein bisschen lang. Sie parkte neben einem roten Mustang. Das Haus selbst wirkte ordentlich und gepflegt, und er mutmaßte, dass die Vernachlässigung des Gartens erst in jüngster Zeit eingesetzt hatte. Drinnen brannte Licht, und als er das Fenster herunterdrehte, um ihr zum Abschied zuzuwinken, hörte er Gelächter.
    Sie winkte ihm von der Veranda aus zu, doch er wartete trotzdem, bis sie hineingegangen war.

    Er hielt vor einer Telefonzelle und rief Helen an. Sie war nicht zu Hause.
    Er erwog, bei Lillian anzurufen, entschied sich aber dagegen und fuhr zur Zeitung zurück. Als er in die Gasse schaute, stellte er fest, dass der BMW wie erwartet weg war. Er fuhr zu einem kleinen irischen Pub, das er mochte und das etwa fünf Meilen von der Zeitung entfernt lag, und hoffte, dass sich heute Abend niemand vom Express die Mühe machen würde, so weit zu fahren, um einen zu heben.
    Vom Express war zwar niemand da, aber trotzdem sah er eine vertraute Gestalt an der Theke.
    »Setzen Sie sich«, forderte Lefebvre ihn auf und deutete auf einen freien Barhocker neben sich. »Ich spendiere Ihnen einen Drink.«
    »Soll ich etwa glauben, dass Sie zufällig hier sind?«
    Lefebvre schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe Norton gefragt, wo Sie gerne hingehen.«
    O’Connor lachte. »Und unter einem Dutzend Kneipen haben Sie sich die hier ausgesucht?«
    »Ich habe ihn gefragt, wo Sie gerne einen trinken, wenn Sie den anderen Reportern aus dem Weg gehen wollen. Da hat er mir drei Lokale genannt. Ich habe mir alle drei angesehen und darauf spekuliert, dass das hier das Richtige sein könnte.«
    »Sie machen mir Angst, Detective. Und wenn ich nicht aufgetaucht wäre?«
    »Dann hätte ich allein einen getrunken, wäre nach Hause gefahren und hätte mir eine andere Methode überlegt, um mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.«
    O’Connor bestellte sich ein Pint Guinness vom Fass. »Na gut, Lefebvre. Das Glück war auf Ihrer Seite. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich nehme an, es war ein schlimmer Abend für Sie.«
    »Nicht unbedingt.«
    »Ah. Miss Kelly.«

    »Jetzt mal halblang -«
    »Nur die Ruhe. Sie ist ein nettes Mädchen, aber sie ist zu jung für mich, O’Connor. Und für Sie auch, nehme ich an.«
    »Eindeutig.«
    »Ich mache mir Sorgen um sie. Die Yeagers könnten ihren heutigen Besuch im Büro des Coroners mitbekommen haben. Und Woolsey hat sie auch nervös gemacht.«
    O’Connor lächelte. »Gute Leistung«, sagte er und verschwieg seine eigenen Befürchtungen.
    Er trank einen großen Schluck und dann noch einen. Lefebvre sagte nichts, doch das Schweigen zwischen ihnen war nicht unangenehm. Als O’Connor sein Guinness geleert hatte, bestellte ihm Lefebvre ein zweites. O’Connor fiel auf, dass Lefebvre selbst kaum etwas trank. Das störte ihn nicht. Er konnte einiges vertragen.
    »Erzählen Sie mir doch

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