Totenruhe
Das Kind ist ja von Ronden aus dem Haus entführt worden. Moment mal, wie kommt denn der kleine Max Ducane vom Haus zum Buick?«
»Vielleicht hat sich Ronden irgendwo mit den Piraten getroffen, nachdem er das Haus von Todd und Katy verlassen
hatte«, mutmaßte O’Connor. »Und vielleicht waren Katy und Todd da schon tot.«
Ich runzelte die Stirn. »Das kommt mir aber seltsam vor - ein Kind zu entführen, nur um es dann mitsamt seinen Eltern im Kofferraum eines Autos zu vergraben.«
Er zuckte die Achseln. »Aber wir kommen nicht gegen die Tatsache an, dass seine Leiche dort gefunden worden ist und dass der Kleine zuvor noch mit dem Kindermädchen zu Hause war.«
»Okay, dann schauen wir uns mal an, was mit den Erwachsenen passiert ist. Sagen wir, die Piraten haben damit begonnen, dass sie Thelma und Barrett Ducane über Bord geworfen haben, und zwar zu weit draußen auf See, als dass sie in einer stürmischen Nacht an Land hätten schwimmen können.«
»Soweit kann ich Ihnen folgen.«
»Dann zwingen sie Katy und Todd, an Bord des Boots der Piraten zu gehen, und verlassen die Sea Dreamer.«
»Also wissen wir, dass die Piraten jetzt die Oberhand haben, und kennen den Grund dafür, warum kein Blut an Bord der Sea Dreamer zu finden war.«
»Genau.«
»Die Piraten bringen Katy und Todd um und stecken sie in den Kofferraum des Buick. Dann treffen sie sich mit Ronden, der das Kind ermordet hat, und legen die Kinderleiche zu den Leichen der Eltern in den Kofferraum.« Ich erschauerte. »Irgendwie bin ich froh, dass Ronden schon vor so langer Zeit erschossen worden ist.«
»Nur leider läuft derjenige, der hinter alledem steckt, noch frei herum.«
Ich wandte mich wieder den Fotos zu und stieß auf eines von einer jungen Blondine, die den Arm um einen wesentlich älteren Mann geschlungen hatte. Sie war hübsch, doch hatte sie einen Zug von Härte im Gesicht, der ihre Ausstrahlung beeinträchtigte.
»Die Frau, die mit dem Riesen auf der Party war?«
»Ja. Betty Bradford. Als ich Jack das Foto gezeigt habe, hat er in ihr die Blondine erkannt, die ihn betatscht hat, bevor er von Jergenson bewusstlos geschlagen wurde. Seit dem Abend von Katys Geburtstagsparty hat sie niemand mehr gesehen.«
»Glauben Sie, dass sie tot ist?«
»Sie war Gus Rondens Geliebte, und sie war offensichtlich auf der Party, um Jack in eine Schlägerei oder Schlimmeres zu manövrieren. Angesichts dessen, was Jergenson und Ronden zugestoßen ist, würde es mich nicht wundern, wenn sie auch tot wäre, aber ich weiß nicht, was aus ihr, Lew Hacker und ein paar anderen geworden ist.«
»Wer ist der Mann neben ihr auf dem Foto?«
»Das war ihr Gönner, bevor sie Rondens Geliebte wurde. Sie muss wirklich was ganz Besonderes gewesen sein. Er hat mich immer mal wieder angerufen, um zu fragen, ob ich was Neues über sie erfahren hätte, so verrückt war er nach ihr. Der alte Sack hat ihr sogar ein Auto geschenkt.« Ein boshaftes Lächeln trat in seine Augen. »Er hat mir erzählt, dass er den Fußraum mit pinkfarbenem Teppich hat auslegen lassen, weil die gute Betty gern pinkfarbene Unterwäsche trug.«
Ich lachte, wurde aber schnell wieder ernst. »Was für einen Wagen hat er ihr denn gekauft?«
Er sah in seine Notizen. »Das hat er mir, glaube ich, nicht verraten.« Er runzelte die Stirn. »Und dummerweise habe ich nicht danach gefragt.«
»Lebt unser Don Juan noch?«
O’Connor schüttelte den Kopf. »Er ist ein paar Jahre, nachdem ich ihn kennen gelernt habe, an einem Herzinfarkt gestorben.«
»Als Sie mir gestern von Gus Ronden erzählt haben, haben Sie doch gesagt, Sie wären bei seinem Haus hier in Las Piernas gewesen, oder?«
»Ja.«
»Sein Imperial war weg. Stand ein anderes Auto dort, das ihres hätte gewesen sein können?«
»Nein.«
»Und Sie haben gesagt, Lew Hacker hat einen Bel-Air gefahren, ja?«
Er blätterte in seinen Notizen. »Einen türkis-weißen Chevy Bel-Air. Er ist spät in der Nacht vor Gus Rondens Haus gesehen worden - vielleicht schon nach den Morden. Seitdem hat man weder Hacker noch den Wagen gesehen.«
Ich ging zum Telefon.
»Was haben Sie vor?«
»Ich rufe Lefebvre an.«
Er hielt mich nicht auf, aber es kostete ihn enorme Beherrschung. Als Lefebvre abnahm, fragte ich: »Phil, haben Sie noch weitere Leichen in dem Buick gefunden?«
»Reichen Ihnen drei nicht?«
»Das sind mehr als genug. Sagen Sie - war der Teppich im Fußraum pinkfarben?«
Langes Schweigen war die Folge.
»Phil, Sie hätten sagen
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