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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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verschiedenen Spuren nach und er wisse nicht genau, ob sie es noch mal in die Redaktion schaffen würde. Er behauptete - und so weit stimmte es ja auch -, dass sie ihm schon mehr als genug Material für den nächsten Artikel gegeben hatte. H. G. schien es ihm abzukaufen, doch O’Connor war sich nicht sicher, ob er einen solchen Schwindel mehr als dieses eine Mal überzeugend vermitteln konnte.
    Es war ein Jammer. Man würde sie von der Geschichte abziehen müssen. Er merkte, dass er zutiefst enttäuscht war. Er hatte gern mit ihr zusammengearbeitet. Sie beflügelte irgendetwas in ihm, motivierte ihn, sich noch mehr Mühe zu geben.
    Heute Abend gab er sich Mühe. Er seufzte und machte sich wieder daran, den Artikel über die geheimen Räume zu schreiben, die heute auf der Farm gefunden worden waren. Es war an und für sich keine besonders großartige Story, doch der Fund verstärkte O’Connors Überzeugung, dass Mitch Yaeger mit der Sache zu tun hatte. Die Yeagers waren die größten Alkoholschmuggler in Las Piernas gewesen, ob man sie nun deswegen verurteilt hatte oder nicht. Und wenn Griffin Baer mit
Schmugglern zu tun gehabt hatte, dann war die Wahrscheinlichkeit groß, dass er auch mit Mitch Yeager zu tun gehabt hatte.
    Lefebvre erzählte O’Connor außerdem - unter der Bedingung, dass er diese Information noch nicht veröffentlichte -, dass sie im Kofferraum des Buick mehrere Patronenhülsen sowie andere Beweisstücke (über die er sich ausschwieg) gefunden hatten, die ihnen helfen würden, den Mörder zu finden. Er wollte ihm das Kaliber nicht verraten, was O’Connor vermuten ließ, dass das Kaliber an sich bereits viel über die verwendete Waffe verriet. Lefebvre hatte sich Irenes Theorien über jene Nacht im Jahr 1958 interessiert angehört. Ja, er war sogar beeindruckt gewesen, was in O’Connor einen gewissen Stolz auf sie geweckt hatte.
    Der hatte angehalten, bis sie nicht in die Redaktion zurückgekehrt war.
    Schließlich lieferte O’Connor den fertigen Artikel ab. Er schlüpfte gerade in seinen Mantel, als Stephen Gerard an seinen Schreibtisch trat.
    »Ich dachte, du wärst schon längst nach Hause gegangen«, sagte O’Connor.
    Gerard hielt ihm einen Stapel Fotos hin. »Gib die der Kelly, ja?«
    »Was sind das für Bilder?«, fragte O’Connor und nahm sie.
    »Die Nummernschilder von dem Auto, das ihr gefolgt ist.«
    O’Connor sah abrupt auf. »Was?«
    »Der schwarze BMW. Den hast du doch gesehen, oder?«
    »Ja«, antwortete O’Connor gedehnt. »Ja, schon.«
    »Vielleicht kann einer deiner Freunde bei der Zulassungsstelle die mal eingeben.«
    »Wer sagt, dass ich Freunde bei der Zulassungsstelle habe?«
    Gerard zuckte die Achseln und wandte sich zum Gehen.
    »Warte mal!«, rief O’Connor.
    Gerard drehte sich wieder zu ihm um.

    »Wann hast du die aufgenommen?«, erkundigte sich O’Connor.
    »Heute. Draußen auf der Baustelle.«
    O’Connor ließ ihn gehen. Während er dasaß und eine Weile die Fotos anstarrte, beschlich ihn ein beklemmendes Gefühl. Da klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch und schreckte ihn auf. »O’Connor«, meldete er sich.
    »Mr. O’Connor? Hier ist Mary Kelly, Irenes Tante. Wir haben uns neulich kennen gelernt.«
    »Ja, sicher«, sagte er, und seine Befürchtungen schlugen neue Wege ein. »Ist Patrick - ist mit Patrick alles in Ordnung?«
    »Patrick? Oh, dem geht’s gut. Im Moment schläft er, deswegen rufe ich auch jetzt an. Entschuldigen Sie die Störung, aber ich wollte fragen - wissen Sie, es sieht Irene überhaupt nicht ähnlich, dass sie mir nicht Bescheid sagt, wenn sie sich verspätet, und da …«
    »Sie ist nicht zu Hause?«
    »Nein - deshalb rufe ich ja an. Wann ist sie denn bei der Zeitung weggegangen?«
    »Sie hat sich heute Nachmittag mit Mr. Ducane getroffen«, erwiderte O’Connor. »Seitdem ist sie nicht mehr hier gewesen.«
    Nach langem Schweigen warf sie ihm verschiedene Ausdrücke an den Kopf, deren Kenntnis er ihr gar nicht zugetraut hätte. »Ich dachte, Sie behalten sie im Auge!«, sagte sie schließlich.
    »Den möchte ich mal sehen, der es schafft, Ihre Nichte im Auge zu behalten«, entgegnete er. »Aber ich habe mich auch schon gefragt, wo sie steckt. Ich mache mich gleich auf die Suche nach ihr und halte Sie auf dem Laufenden.«
    Sie dankte ihm, entschuldigte sich für ihre unbeherrschten Worte und legte auf.
    O’Connor sah rasch seine Notizen durch und fand die Adresse des Hauses, das einmal Griffin Baer gehört hatte. Er
wandte sich

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