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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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habe?«
    Es hat mir schon immer gefallen, wie Franks Sinne funktionieren.

54
    Am nächsten Morgen in der Arbeit vergaß ich, mein neues Passwort einzugeben und wurde postwendend aus meinem eigenen Computer rausgeworfen. Unser Systembetreuer war gerade mit einem anderen Problem beschäftigt und konnte mir nicht sofort helfen.
    »Ich dachte, man hat drei Versuche frei, ehe man rausgeworfen wird.«
    »Hat man auch«, bestätigte der Techniker. »Ich kümmere mich darum, sobald ich Zeit habe.«

    Ich wollte ihn schon überreden, sich die Zeit gleich zu nehmen, doch einer meiner Telefonanschlüsse nach draußen klingelte, und ich musste auflegen. Es war Frank, der vom Flughafen aus anrief.
    »Hi, entschuldige, dass ich mich nicht früher gemeldet habe, aber hier haben sich die Ereignisse heute Morgen überschlagen. Ich fliege jetzt nach Sacramento.«
    »Heute? Ich meine, natürlich heute, aber …«
    »Ich muss mit Harmon sprechen. Nur eine vorläufige Vernehmung.«
    »Oh.«
    »Ich habe unser Abendessen mit Max nicht vergessen. Vielleicht schaffe ich es sogar rechtzeitig zurück - der Flug dauert ja nur eine Stunde -, aber vielleicht auch nicht. Also fang du mit Max ruhig schon mal mit dem Essen an, wenn du bis sechs nichts von mir gehört hast, okay?«
    »Ich kann Max auch anrufen und versuchen, den Termin zu verschieben …«
    »Nein, nein, bloß nicht. Er freut sich doch auf den Abend, und außerdem bist sowieso du diejenige, mit der er reden will.«
    »Frank …«
    »Ich kriege ein ganz schlechtes Gewissen, wenn du absagst. Ich rufe dich an, sobald ich in Folsom aufbreche, damit du Bescheid weißt.«
     
    Im Lauf der nächsten zwanzig Minuten fuhr meine Hand mehrmals in Richtung Telefon, da ich fand, ich solle Max trotzdem anrufen und unsere Verabredung verschieben, doch zu guter Letzt beschloss ich, Frank beim Wort zu nehmen.
    Ich begann, einen Stapel Unterlagen durchzuackern, der sich auf die Tagesordnung für die Stadtratssitzung in der Folgewoche bezog, kringelte Punkte ein, zu denen ich Fragen stellen musste, und machte mir Notizen.

    »Funktioniert dein Computer nicht?«, fragte Mark Baker, als er sah, dass ich alles von Hand schrieb.
    »Nein.« Ich erzählte ihm von meinem Passwort-Problem. »Jemand müsste die Sache mit einem Override-Code oder so beheben, aber es gibt gerade größere Probleme mit der Software für die Druckerpressen, also kannst du dir vorstellen, wie hoch oben auf der Liste ich stehe.«
    »Denk einfach daran, dass es nie, nie wieder so schlimm werden wird wie damals, als wir die ersten Computer hatten.«
    »Da hast du Recht.« Wir ergingen uns ein paar Minuten lang in Erinnerungen an Hardware- und Software-Katastrophen der Achtzigerjahre - ganze Seiten, die neu eingegeben werden mussten, bizarre Zeilenausrichtungen, die merkwürdige Textlücken erzeugten, Beiträge, die irgendwo im Nirwana verschwanden, und Schlimmeres.
    »Und dann noch der ganze Ärger bei den Grafikern - das reinste Chaos. Ich bin jeden Abend mit der Angst ins Bett gegangen, dass die Zeitung am nächsten Tag nicht erscheint.«
    »Ging mir genauso«, erwiderte Mark. »Sag mal, wenn du ein paar Minuten Zeit hast, könntest du mich doch ins Archiv begleiten, oder?«
    Ich willigte ein. »Hast du Frank noch gesprochen, bevor er abgeflogen ist?«, fragte ich ihn auf dem Weg nach unten.
    »Ja. Sein Lieutenant hat die Geschichte natürlich auch für die anderen Medien freigegeben, aber wir haben durch unser Insiderwissen einen Vorsprung - wir haben nämlich damals über diese Morde berichtet. Mal sehen, ob ich die Berichte finde, die der Express über die Fälle gebracht hat. Interessanter Stoff - die Morde sind 1941 und 1943 passiert, aber die Leichen würden erst 1950 gefunden.«
    Ich blieb stehen.
    Er sah mich an und sagte: »Du weißt es also.«
    »O’Connors Schwester. Aber sie ist erst bei Kriegsende verschwunden - 1945, glaube ich.«

    Mark schüttelte den Kopf. »Das ist ja das Seltsame. Frank hat gesagt, dass Harmon sie nicht erwähnt hat. Er hat von zwei Opfern hier in der Gegend gesprochen, und die hießen …« Er sah auf seine Notizen. »Anna Mezire und Lois Arlington. Anna ist am 30. April 1943 verschwunden und Lois am 18. April 1941.«
    »Moment mal - er behauptet, dass ihn Gott dazu veranlasst hätte, zwei Morde zu gestehen, aber nicht den dritten? Das ist doch unlogisch.«
    »Allerdings. Und es macht mich stutzig. Wenn er in diesem Leben noch einen Blumentopf zu gewinnen hätte, würde ich vermuten, dass er uns

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