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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Aber wenn du glaubst, dass wir Katy Ducane exhumieren müssten, um zu ermitteln, ob sie deine Mutter war, dann irrst du dich. Lillian könnte bei einem privaten Labor eine Blutprobe abgeben, und in ein paar Wochen hättest du die Antwort.«
    Er schob die Hände in die Hosentaschen und seufzte. »Das Problem ist nur, dass Lillian sich weigert.«
    »Sie weigert sich? Warum denn?«, fragte ich.
    »Sie sagt, sie liebt mich so, wie ich bin, und es ist ihr egal, wer ich früher war oder wo ich herkomme und dass dieses ganze Gerede von biologischen Bindungen beleidigender Schwachsinn ist. Sie ist unheimlich wütend auf die Familie Ross, weil sie das Thema angeschnitten haben. Ich will hier nicht wiederholen, was sie über sie gesagt hat. Jedenfalls war sie außer sich. Ich muss zugeben, dass mich die Heftigkeit ihrer Reaktion verblüfft hat.«
    Frank und ich wechselten einen Blick.
    »Was?«, fragte Max.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Es ist eigentlich nur ein Gefühl. Aber Lillians Reaktion lässt mich darüber nachdenken, wovor
sie Angst hat. So lange Zeit, ohne zu wissen, was aus ihrem Enkel geworden ist …«
    »Wenn die DNA-Tests ergeben, dass sie nicht miteinander verwandt sind«, sagte Frank, »hat sie vielleicht Angst, dass Max dann nichts mehr an ihr liegt.«
    Ich sah Max an. Er zuckte die Achseln. »Mir ist selbst auch keine andere Erklärung eingefallen. Wenn das der Fall ist, finde ich es offen gestanden ein wenig beleidigend. Es ist, als würde sie sagen, dass sie zu mir gestanden und mich unter ihre Fittiche genommen hat, als sie noch gar keinen richtigen Beweis dafür gehabt hat, dass wir verwandt sind - ja, im Grunde eher dafür, dass wir es nicht sind. Aber ich bin scheinbar so oberflächlich, dass mir nichts mehr an ihr liegt, wenn sie doch nicht meine leibliche Großmutter ist.«
    »Gibt es denn keine anderen Verwandten der Linworths oder der Ducanes?«, fragte Frank.
    »Warren Ducane«, sagte ich. »Falls du ihn findest.«
    »Warren taucht vielleicht irgendwann wieder auf«, mutmaßte Max, »aber er hat es schon vor zwanzig Jahren vorgezogen, sich aus dem Staub zu machen.«
    »Und du hast seitdem nichts mehr von ihm gehört?«, wollte ich wissen.
    Er rutschte verlegen auf seinem Stuhl hin und her. »Ich habe Warren seit dem Tag nicht mehr gesehen, als er aus Las Piernas verschwunden ist.« Er ahnte meine nächste Frage voraus und ergänzte: »Bitte bring mich nicht in die peinliche Lage, dass ich dich anlügen muss, Irene. Ich kann nur sagen, dass ich nicht weiß, wo er sich momentan aufhält, und selbst wenn ich ihn aufspüren könnte, ist es nicht besonders wahrscheinlich, dass er aus der Deckung kommt, solange Mitch Yeager noch lebt.«
    Warren lebte also noch und hatte irgendwann Kontakt zu Max aufgenommen. Per Brief, E-Mail oder auch telefonisch. Ich war neugierig, respektierte aber Max’ Bitte.

    »Hat Lillian Geschwister?«, erkundigte sich Frank.
    »Lillian war das einzige Kind zweier Einzelkinder. Ich könnte eventuell nach entfernten Cousins oder Cousinen Ausschau halten, aber warum sollte ich, wenn die Menschen, deren DNA mir ein für alle Mal Klarheit verschaffen könnte, hier ganz in der Nähe begraben liegen?«
    »Katy und Todd Ducane.« Frank dachte kurz nach. »Ich will nicht beschwören, dass es klappt, aber im Interesse der Ermittlungen in einem Entführungs- und einem Mordfall könnten wir wohl eine oder beide Leichen exhumieren lassen. Ich hoffe allerdings, wir können Lillian Linworth zur Kooperation überreden, ehe es dazu kommt. Außerdem möchte ich mich vergewissern, dass es nicht schon Proben gibt, die bereits Aufschluss geben könnten - so wäre das Ganze für die betroffenen Familien weniger traumatisch. Und die Kosten für die Polizei wären niedriger.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn wir in einer 1978 eingefrorenen Probe genug DNA finden und deren Verwendung nicht die damit zusammenhängenden anderen Fälle gefährdet - wenn wir also dadurch nicht die winzigen Bruchstücke aufbrauchen, die alles sind, was wir haben -, dann müssen wir vielleicht gar keine Exhumierung vornehmen.«
    »Das ist ja großartig!«
    »Ich glaube, das wird kein Problem sein, aber ich möchte nicht, dass du es schon als sicher ansiehst. Ich muss es erst mal mit meinem Lieutenant besprechen, und bestimmt will der Captain auch noch ein Wörtchen mitreden. Wenn ich die Zustimmung vom Präsidium bekomme, muss ich die einfachste Methode für die Tests ausfindig machen. Das würde bedeuten, dass ich

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