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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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schwer, mich nur auf den Inhalt zu konzentrieren, statt in Erinnerungen an die alten Zeiten zu schwelgen, als ich begonnen hatte, mit O’Connor zusammenzuarbeiten.
    Ich stieß auf ein Foto von Betty Bradford, der Frau mit der pinkfarbenen Unterwäsche und Besitzerin des vergrabenen Buick. Von ihr war Jack Corrigan in die Falle gelockt worden und wäre fast dabei umgekommen. »Ob du wohl noch lebst?«, fragte ich laut. Auf mich wirkte sie noch genauso wie beim ersten Mal, als ich das Foto betrachtet hatte - eine hübsche Frau, jung, aber hart -, obwohl ich diesmal ein klein wenig Unsicherheit unter der Coolness wahrzunehmen glaubte.

    Ich suchte weiter und stieß auf einige Notizbücher von O’Connor, die ich noch nie gesehen hatte und die sich über mehrere Jahre erstreckten. Ich musste schmunzeln. Wenn ich sie 1978 gesehen hätte, hätte ich wahrscheinlich seine Kurzschrift und seinen Code noch nicht gut genug beherrscht, um aus ihnen schlau zu werden. Ich blätterte die ersten paar durch und stellte fest, dass sie einzig und allein einem Thema galten: den Ereignissen rund um die bewusste Nacht im Januar 1958.
    Sie begannen nicht etwa mit den Prügeln, die Corrigan bezogen hatte, sondern damit, dass O’Connor vor dem Haus von Katy und Todd Ducane Dan Norton getroffen hatte. Seine Notizen riefen mir den Tag in Erinnerung, als wir mit Max das Haus besichtigt hatten, und ich fragte mich, ob Lillian es immer noch in seinem musealen Zustand bewahrte.
    Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich schleunigst in die Redaktion zurückmusste. Mit Ethan und seiner Großtuerei hinsichtlich des Harmon-Beitrags, mit Lydia und ihrem Ärger würde ich leben müssen. Schließlich hatte ich zu arbeiten.
    Ich fütterte die Hunde und Cody und sauste los. Über mir ballten sich graue Wolken zusammen und verdunkelten den Himmel. Ich lief wieder hinein und schnappte mir einen Schirm.
    Beim Fahren hallte O’Connors Stimme in meinen Gedanken wider. Der alte Mann fehlte mir genauso wie mein Vater. Vielleicht kam gerade wegen Ethans Artikel eine Erinnerung in mir hoch - an die Nacht, in der er mir von seiner vermissten Schwester erzählt hatte.
    Ich drosselte das Tempo ein bisschen, fuhr aber weiter.
     
    Als ich bei der Zeitung anlangte, regnete es. Eilig ging ich hinein.
    Ich hatte zweierlei vor: mich eingehender über die Ducanes zu informieren und noch einmal die Artikel zu lesen, die O’Connor über Harmon verfasst hatte.

    Die Druckerpressen liefen bereits und sandten ihre Vibrationen durch das Gebäude. Als ich die Treppe hinaufstieg, hoffte ich halb, dass Lydia für heute schon Schluss gemacht hätte, ehe ich mir sagte, dass das nicht nur extrem unwahrscheinlich war, sondern auch einen jämmerlichen Mangel an Mut meinerseits bewies.
    Als ich die Redaktion betrat, war sie gerade dabei, Möbel umzustellen. Sie half Ethan, seinen Schreibtisch näher an ihren zu schieben. Sie sah mich sofort. Und von da an ignorierte sie mich.
    Ich ging hinunter ins Archiv, sowohl um aus der Redaktion rauszukommen, als auch um ein paar Hausaufgaben zu machen. Hailey war da, doch sie war so in ihren Lesestoff vertieft, dass ich sie nicht stören wollte. Das Rattern der Druckerpressen war hier noch etwas lauter. Ich fand es beruhigend.
    Ich bat den Archivar, mir die Mikrofilme für bestimmte Tage in den Jahren 1936, 1958 und 1978 zu besorgen.
    »Die Rollen von 1978 habe ich noch hier liegen. Ich bin gar nicht dazu gekommen, sie wieder einzusortieren.«
    »Wieder einzusortieren?«
    Er seufzte. »Ethan, dieser Arsch - den kennen Sie doch?«
    »Ja.«
    »Er hängt ständig hier rum und schaut alte Ausgaben durch. Nervt mich tierisch.«
    »Wahrscheinlich hat er die Vorgeschichte zu der Harmon-Story recherchiert.«
    Der Archivar zuckte die Achseln. »Kann sein. Scheint eine epidemische Begeisterung für alte Nachrichten zu geben. Hailey hockt gerade vor den Rollen von 1936.«
    Hailey hob den Blick und nahm meine Anwesenheit wohl erst in diesem Moment wahr. »Ich arbeite an dem Artikel über Helen Swan«, erklärte sie. »Ich habe sie bereits angerufen und einen Termin für ein Interview mit ihr vereinbart. Am Montagabend besuche ich sie zu Hause.«

    »Gut. Sie war mit Jack Corrigan verheiratet, weißt du. Und sie hat an der Universität Journalismus unterrichtet.«
    Hailey wusste offensichtlich nichts über Helen, abgesehen von dem, was sie gerade gelesen hatte - aber zumindest bewunderte sie Helen bereits für die Beiträge, die sie in den alten Ausgaben der

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