Totenruhe
eine klare Vereinbarung darüber getroffen, dass sie im Austausch gegen Informationen und eine spätere Zeugenaussage von einer Strafverfolgung verschont bleiben solle - darüber war bereits den ganzen Tag verhandelt worden.
Mit mir hatte sie ebenfalls ein bisschen verhandelt. Ich durfte an dieser Besprechung teilnehmen und eine zweite Reporterin mitbringen, doch durfte Betty unter keinen Umständen fotografiert werden. Im Austausch gegen einen Exklusivbericht hatte die Zeitung eingewilligt.
Sie hatte sich an Zeke Brennan gewandt, nachdem sie in der Zeitung von der von Max Ducane ausgesetzten Belohnung gelesen hatte. Die Belohnung wollte sie jedoch nicht, und es war Teil der Vereinbarung mit dem Staatsanwalt, dass sie das Geld nicht annähme und in jeder Erklärung, die er bezüglich der Belohnung abgab, erwähnt würde, dass es ihre Entscheidung gewesen war, darauf zu verzichten.
»Ich habe mich gemeldet, weil mir Mr. Ducane ein guter Mensch zu sein scheint, aber er soll kein Geld für jemanden ausgeben müssen, mit dem er nicht einmal verwandt ist. Ich will kein Geld damit verdienen, was dem vermissten Kind zugestoßen ist, an dessen Entführung ich auch noch beteiligt war - wofür ich mich sehr schäme.«
Sie hatte sich bereits 1978 melden wollen, jedoch Angst bekommen. »Ich habe eine neue Familie und ein neues Leben. Damals hat mein Mann noch gelebt, und meine Kinder waren alle noch zu Hause. Vor zwei Jahren ist mein Mann gestorben, und meine Kinder haben inzwischen alle geheiratet und sind fortgezogen. Es geht mir schon lange im Kopf herum, aber ich hatte einfach Angst. Jetzt habe ich mein Haus verkauft und ziehe weg von hier, sobald das alles geklärt ist und Sie mich nicht mehr brauchen. Mir war klar, dass ich einen guten Anwalt
benötige, und in dem Artikel über Mr. Ducane ist Mr. Brennan erwähnt worden, und da habe ich mich an ihn gewandt.«
Sie erzählte uns von ihrer Beziehung zu Gus Ronden und erklärte, sie sei sich sicher, dass er Rose Hannon und wahrscheinlich auch das Kind ermordet habe, auch wenn sie sich weniger sicher sei, was den Mord an dem Kind anging. »In der Zeitung habe ich gelesen, dass Bluttests inzwischen ergeben haben, dass Gus das getan hat, also vermuten Sie jetzt womöglich, dass ich das nur aus der Zeitung habe. Aber ich weiß noch mehr.«
Sie sprach über die damalige Nacht - davon, wie Gus ihr erzählt hatte, dass ihr Boss große Pläne mit ihnen habe, und von der Rolle, die sie dabei gespielt hatte, Jack in eine Schlägerei zu manövrieren - an der Stelle warf sie mir einen beklommenen Blick zu. Sie schilderte, wie sie zurück zum Haus gefahren, dann mit Lew Hacker nach Mexiko geflohen sei und ihn dort geheiratet habe. Nach seinem Tod sei sie in die Staaten zurückgekehrt, habe sich einen falschen Namen zugelegt und ihren zweiten Mann geheiratet. »Ich sage Ihnen meinen neuen Namen nicht, auch nicht den Namen meines Mannes oder irgendetwas in der Art, damit nichts an die Öffentlichkeit dringt, weil Lex sonst meinen Kindern etwas antut. Ich weiß, dass er älter ist als Methusalem, aber solange er noch unter den Lebenden weilt, richtet er Schaden an, wo immer er glaubt, das Recht dazu zu haben.«
An diesem Punkt kam sie ein bisschen aus dem Konzept, und Brennan erklärte: »Ms. Bradford unterlag jahrelang einem Irrtum, was den Namen des Anführers dieser Bande betrifft. Er hat mehrere Mittelsmänner benutzt, die die anderen, die in der Rangordnung unter ihnen standen, über seinen Namen getäuscht haben …«
»Wir haben ihn nie gesehen«, erklärte sie. »Der Einzige, von dem ich je mitgekriegt habe, dass er Gus Befehle erteilt hat,
war Griffin Baer. Ich habe lange geglaubt, er wäre Lex, und das war noch ein Grund, warum ich gedacht habe, dass es nichts mehr bringt, wenn ich mich melde - Griff ist ja tot. Aber dann sind 1978 diese Yeagers von der Polizei gefasst worden, und da habe ich kapiert, dass Griff mit denen was zu tun gehabt hat. Sie haben sich nämlich immer drüben auf der Farm getroffen, die Griff gehört hat.«
»Warum haben Sie sich 1978 nicht gemeldet?«, wollte der Staatsanwalt wissen.
»Wir waren uns einig«, schaltete Brennan sich ein, »dass sie zuerst ihre Geschichte erzählen darf und Sie im Anschluss daran Fragen stellen können, ja?«
»Entschuldigung.«
»Ich habe mich nicht gemeldet«, fuhr Betty fort, »weil der Mann, der vor Ihnen Bezirksstaatsanwalt war, die Sache versiebt hat und diese Kerle trotz Mord ungestraft davongekommen sind. Sie
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