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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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laufen jetzt doch frei herum, oder? Seit Jahren schon.«
    Frank und sämtliche anderen Vertreter der Polizei hielten sich auf einmal die Hände vor den Mund, um ihr Grinsen zu verbergen.
    »Außerdem«, ergänzte sie, »habe ich gedacht, dass der Boss vielleicht wirklich Lex Talionis heißt.«
    »Lex talionis!«, rief der Staatsanwalt aus.
    »Für diejenigen unter Ihnen, denen das vielleicht nichts sagt«, erklärte Brennan, »das heißt ›Gesetz der Vergeltung‹.«
    »Das müssen Sie ihnen genauer erklären, Mr. Brennan«, sagte Betty.
    Er nickte. »Ich glaube, dass der Mann, der den Namen Lex Talionis für sich gewählt hat, damit hat aussagen wollen, dass er sich selbst als die Personifizierung der Rache empfindet - die alte Regel ›Auge um Auge‹. Aber damit hat er diesen Grundsatz eher verletzt, weil das Lex talionis, das zuerst im alten Mesopotamien verfasst worden ist, festgelegt hat, dass
nur der Staat und nicht der Einzelne oder die in eine Fehde verstrickte Familie Rache üben darf.«
    »Egal, wofür er sich auch gehalten hat«, sagte Betty, »sein Name war jedenfalls Mitch Yeager.«
     
    Als weitere Fragen gestellt wurden, stellte sich heraus, dass sie darauf erst vor relativ kurzer Zeit gekommen war. Sie hatte Griffin Baer und Yeager zusammen gesehen, aber nicht gewusst, dass Yeager damals mehr als nur ein Freund von Baer gewesen war. Vor allem besaß sie keinerlei stichhaltige Beweise dafür, dass Lex Talionis Yeager war. »Aber vielleicht habe ich doch welche«, sagte sie mit leisem Trotz.
    »Bitte lassen Sie Ms. Bradford weitersprechen«, bat Brennan. »Ich glaube, was sie zu sagen hat, wird sich als nützlich für Sie erweisen.«
    »Bennie Lee Harmon hat auch für Griff gearbeitet. Oder vielmehr habe ich das geglaubt. Er hat mit diesem Eden-Laster Besorgungen erledigt, von denen nicht alle mit Landwirtschaft zu tun gehabt haben. Wenn jemand Mätzchen gemacht hat, hat ihm Bennie Lee einen Besuch abgestattet. Einmal habe ich Gus gefragt, was Bennie da eigentlich in seinem Laster spazieren fährt, und da hat Gus gesagt: ›Kaltes Fleisch. Stell nicht so viele Fragen, sonst darfst du auch bald hinten bei Bennie mitfahren‹, und dabei gelacht. Mir war klar, dass er nicht von Steaks redet.«
    Die Fragen setzten ein, doch Brennan bat ein weiteres Mal um Ruhe. »Sprechen Sie weiter, Betty.«
    »Na ja, da wäre noch eine Sache. Griff hatte ein Büro. Ich habe nie gesehen, dass er es benutzt hätte, also war es vielleicht doch nicht seines - vielleicht war es das von Mitch Yeager. Ich habe eines Abends ein bisschen darin herumgeschnüffelt, bevor diese ganzen Sachen passiert sind. Ich war mit Gus auf die Farm rausgefahren, und Griff hat ihm draußen etwas zeigen wollen. Er hat gesagt, er leiht sich mein Auto und fährt mit
ihm ein Stück raus aufs Feld, um ihm was zu zeigen. Ich sollte unterdessen einfach da sitzen bleiben und auf Gus warten.«
    Sie hielt inne und trank einen Schluck Wasser.
    »Rückblickend würde ich sagen, dass sie ausmessen wollten, wie groß das Loch für mein Auto sein muss, aber damals habe ich das nicht gewusst. Ich habe nur gewusst, dass er mein Auto schmutzig machen würde, und darum war ich wütend. Also bin ich in das Büro gegangen und habe beschlossen, mal ein bisschen in den Schreibtisch zu schauen. Ich bin weder darauf stolz noch auf sonst irgendwas aus der Zeit damals, aber ich dachte eben, es könnte dort vielleicht ein bisschen Geld versteckt sein, und da habe ich nachgesehen. Und dann habe ich eine Schublade mit einem falschen Rückenteil gefunden. Wissen Sie, was ich meine?«
    Alle nickten.
    »Da drin war so ein pinkfarbener Umschlag.« Sie lächelte sehnsüchtig. »Damals war ich verrückt nach Pink. Ich wusste, dass Griff verheiratet war, und da habe ich mir gedacht, dass das eine kleine Versicherung sein könnte, die ich vielleicht eines Tages ganz gut gebrauchen kann, weil ein Mädchen in meiner … in der Situation, in der ich damals war, nie sichere Zukunftsaussichten hat. Auf jeden Fall habe ich den Wagen gehört und gewusst, dass Gus und Griff wieder da sind, und da habe ich den Umschlag in meine Handtasche gesteckt, die Schublade wieder so hergerichtet, wie sie war, und mich rausgeschlichen, ehe sie gemerkt haben, was ich gemacht habe.« Sie sah Brennan an.
    »Ms. Bradford hat den Umschlag aufbewahrt«, erklärte er. »Sie hat ihn zwar geöffnet und sich den Inhalt angesehen, doch alles ist intakt geblieben.« Er reichte dem Staatsanwalt einen dicken Umschlag,

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