Totenruhe
daran, ein Testament zu machen. Und rate mal, wem sie all ihren irdischen Besitz hinterlässt?«
»Ihrem Sohn - Maxwell.«
»Erstaunlicherweise nicht. Einem gewissen Jack Corrigan.«
»Jack?«
»Er hat dir nie etwas davon erzählt?«
»Nein. Mit keinem Wort. Ich glaube nicht einmal, dass er davon weiß, falls du dich das fragst.«
»Aber warum wollte sie alles ihm hinterlassen? Darunter fällt übrigens auch, falls es nötig sein sollte, die Vormundschaft für ihren Sohn.«
»Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er im Lauf der Jahre zu einer Art Onkel für sie geworden ist. Sie nennt ihn ja sogar ›Onkel Jack‹. Sie mag ihn.«
»Nichts Amouröses?«
»Guter Gott, nein.«
»Hey, ich muss das fragen, klar?«
»Was hat Lillian denn gesagt?«
»Das Gleiche wie du - dass er für Katy Onkel Jack ist. Sie war allerdings trotzdem etwas erschüttert darüber. Mittlerweile bereue ich es, dass wir Mrs. Linworth gestattet haben, den Safe zu öffnen, da ihre Tochter wahrscheinlich ein wenig ungehalten darüber sein wird, dass ich sie ihre Papiere habe durchstöbern lassen.«
»Das hast du weiß Gott verdient«, erwiderte O’Connor geistesabwesend.
»Was grübelst du denn?«
»Ich habe Angst um das Kind und um Katy und die anderen.
Und ich frage mich, was ich Jack sagen soll. Und - Dan, warum sind sie eigentlich nicht wieder zur Küste zurückgesegelt, sobald das Wetter schlechter geworden ist?«
»Dafür kann ich mir alle möglichen Gründe denken. Boote können nicht immer sofort an die Küste zurückfahren. Heute früh war es neblig, erinnerst du dich? Sie sind um Mitternacht in See gestochen, und der Nebel ist ungefähr gegen zwei aufgezogen. Dann ist der Sturm schneller hier gewesen, als der Wetterbericht gemeldet hat. Vielleicht waren sie näher am Hafen von Avalon als am Hafen hier. Mrs. Linworth hat mir versichert, dass die Ducanes hervorragende Segler sind, aber wer kann schon wirklich wissen, wie gut sie ein neues Boot navigieren können.«
O’Connor schwieg.
»Ja«, räumte Dan ein, »mir macht es auch Kopfzerbrechen. Eine beschissene Nacht. Und jetzt könntest du mich zu Warren Ducane bringen.«
11
Dan Norton gab Matt Arden rasch ein paar Anweisungen, als sie an der Absperrung vorbeigingen. O’Connor wartete an seinem Wagen. Zu Nortons Missfallen hatte O’Connor darauf bestanden, dass sie seinen Wagen nahmen.
O’Connor wandte den Blick nicht vom Rückspiegel ab, ehe Norton sagte: »Ich lasse dich nicht beschatten, falls du das vermutest.«
»Gut. Dann kann ich uns ja auf schnellerem Weg hinbringen.«
»Warum so geheimnisvoll?«, grummelte Norton.
»Dafür wirst du mir noch dankbar sein.«
»Erzähl mir bloß nicht, dass wir zu irgendeiner Biene fahren. Ich habe nämlich wegen diesem Knaben schon die ganze
Nacht Frauen aufgeweckt. Die sechs Exfreundinnen mussten alle ihren Schönheitsschlaf unterbrechen, als ich aufgetaucht bin und nach ihm gefragt habe.«
»Willst du mir etwa weismachen, dass dir das unangenehm war? Warren ist erst zwanzig, und ich glaube nicht, dass er auch nur einmal mit einem hässlichen Mädchen ausgegangen ist.«
Norton lachte. »Die waren durchaus was fürs Auge.«
»Der Neid muss ihm allerdings auch lassen, dass er besser aussieht als du und ich.«
»Du würdest gar nicht so übel aussehen, wenn du nicht die Gewohnheit hättest, jede Kneipenschlägerei zu beenden, die Corrigan anfängt.«
»Ich wünschte, ich hätte die Schlägerei beenden können, in die er heute Nacht geraten ist.«
Norton seufzte. »Ich auch.«
O’Connor fuhr in die Hügel hinauf. Als er in eine kurvenreiche Privatstraße einbog, sagte Norton: »Ach du lieber Gott. Er ist auf Auburn’s Stand?«
»Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, war er da. Und er wollte offenbar übers Wochenende bleiben.«
»Als du ihn das letzte Mal gesehen hast?«
»Ich war eingeladen, dieses Wochenende an den Lustbarkeiten teilzunehmen. Einer unserer gemeinsamen Freunde zieht nach Paris. Auburn veranstaltet eine Abschiedsparty für ihn.«
»Oho! Jetzt steigst du wohl in die besseren Kreise auf, was?«
O’Connor zuckte die Achseln. »Weiß nicht, ob das dafür ausreicht.«
»Auburn Sheffield«, sinnierte Dan. »Hat seinen alten Herrn zum Teufel geschickt und ein größeres Vermögen aufgebaut als irgendein anderer aus dem Sheffield-Clan.«
»Ja. Daher trägt das Anwesen auch seinen Namen. Auburn ist standhaft geblieben.«
»Er ist doch eine ganze Ecke älter als du oder Warren,
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