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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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als gehörten sie ihm schon jetzt.) »Ich erkenne das Potenzial. Aber nicht, wenn Ihr Vater sie leitet.«
    Später hatte er dann nach dem neuen Boot gefragt, der Sea Dreamer - ein wunder Punkt für Warren, da er wusste, dass sich Katy und Todd wegen Geld stritten und er selbst finanziell kaum über die Runden kam -, und sich schließlich danach erkundigt, wo es vor Anker lag und wann seine Eltern das nächste Mal damit hinausfahren würden.
    Und schließlich erinnerte er sich an diese erdrückenden Worte, Worte, die ihn Dinge hatten begreifen lassen, an die er jetzt eigentlich gar nicht denken wollte. Die Geschichte, dass Yeager mit seiner Frau und dem Kind, das sie zwei Monate zuvor adoptiert hatten, verreisen und die Stadt eine Zeit lang zu einem kleinen Familienurlaub verlassen würden, allerdings nicht zu versteckt, sondern an einem Ort, wo andere Leute sie sehen und ihre Anwesenheit wahrnehmen würden. An seine Versicherung, dass er sich bald melden würde. Und an den Hinweis, der eigentlich mehr als ein Hinweis gewesen war, nämlich, dass Warren daran denken solle, übers Wochenende nicht zu Hause zu sein, sondern irgendwo, wo andere seine Anwesenheit bestätigen konnten.
    Da hatte er es doch gewusst, oder nicht?
    Natürlich hatte er es gewusst.
    Er hegte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Mitch Yeager, wenn er der Polizei verriete, dass Yeager ihm das Ganze nahe gelegt hatte, alles abstreiten würde. Yeager könnte es womöglich gar so hindrehen, dass es klang, als hätte Warren die ganze Sache ausgeheckt. Und da Warren ja derjenige war, der davon profitierte, war er der große Verdächtige.
    Und deshalb stand jetzt ein Polizist vor seiner Tür.

    Doch was war mit Max? Warum hatte die Entführung jetzt passieren müssen? Er fragte sich, ob das auch Yeagers Werk war, doch es erschien ihm nicht einleuchtend. Er sah nicht, was Yeager dadurch hätte gewinnen können. Leute, die bei einem Bootsunfall auf hoher See verschwanden, etwas, das nicht beweisbar war und nichts daran änderte, wie die Leute über ihn dachten - solche Sachen waren sein Stil.
    Weiß Gott, wer alles auf der Party gewesen war. Vielleicht hatte jemand dort erfahren, dass Katy und Todd mit auf das Boot gehen wollten, und sich gesagt, dass das der ideale Zeitpunkt war, um Max zu kidnappen.
    Es würde ein Anruf kommen. Eine Forderung. Er musste nur Geduld haben.
     
    Er war ja so müde. Vielleicht konnte er doch schlafen. Einschlafen und wieder aufwachen, und dann wäre das alles vorüber. Todd wäre unversehrt, und die Polizei würde sich für ihren Irrtum entschuldigen.
    Wenn er doch nur mit Todd reden könnte. Die Vorstellung brachte ihn erneut zum Weinen.

13
    Mittlerweile war es nach drei Uhr morgens. O’Connor überlegte, ob Lillian wohl noch wach wäre, und kam zu dem Schluss, dass sie vermutlich kaum Schlaf finden würde, bevor sie wusste, was Katy zugestoßen war. Als er auf die Linworth-Villa zufuhr, stellte er ohne Erstaunen fest, dass unten Licht brannte.
    Der Regen ließ langsam nach. Vielleicht würde die Küstenwache jetzt mehr Glück bei der Suche nach der Sea Dreamer haben.
    Er schabte sich, so gut es ging, den Matsch von den Schuhen
und ging zur Tür. Hastings, Lillians betagter Butler, ließ ihn ein, nahm ihm den Mantel ab und tat so, als bemerke er O’Connors mitgenommenen Zustand nicht. Er begleitete ihn in die Bibliothek, wo in einem gemauerten Kamin mit Ofenbank ein helles Feuer brannte.
    O’Connor setzte sich dorthin, da er hoffte, dass das Feuer das Kältegefühl lindern und seine feuchten Klamotten wenigstens ansatzweise trocknen würde.
    Kurz nachdem Hastings gegangen war, betrat Lillian Vanderveer Linworth den Raum. Sie sah müde und gramerfüllt aus, und er überlegte, ob er ihr irgendwie Trost spenden könnte.
    Obwohl sich die Strapazen der vergangenen Stunden auf ihrer Miene abzeichneten, war sie eine erlesene Erscheinung. Er hatte sie schon vor zwanzig Jahren schön gefunden, doch nun ging ihm auf, dass er sich geirrt hatte. Damals war sie hübsch und leicht reizbar gewesen, während sie jetzt schön und beherrscht war - selbstsicher und elegant auf eine Weise, wie sie es mit zwanzig oder dreißig nie vermocht hätte. Heute Nacht war ihr Teint blasser als sonst, und ihre Augenpartie wirkte leicht geschwollen. Ihm war klar, dass er wohl kaum ihre Tränen zu sehen bekommen würde - die behielt sie sich für Momente vor, in denen sie allein war.
    Er erhob sich, um sie zu begrüßen, doch sie bedeutete ihm,

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