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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Nortons T-Bird. Norton saß nicht darin.
    Als er aus dem Aufzug trat, kam Norton gerade aus Jacks Zimmer.
    »Hallo, Conn«, sagte Dan müde.
    »Hallo, Dan. Du siehst erledigt aus. Seit Sonntag nicht mehr geschlafen?«
    »Wenig. Trotzdem wollte ich mal schauen, wie’s Jack geht.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe zwar schon Schlimmeres gesehen, aber das macht es nicht leichter, einen Freund in dieser Verfassung zu erleben.«
    »Ich muss immer wieder daran denken, dass du und ich jetzt auf Jacks Beerdigung sein könnten, wenn nicht ein Mann vorbeigekommen wäre, der Eier ausliefern wollte. Und wenn sich Jacks Stimmung nicht bald bessert, sehe ich das noch auf uns zukommen.«
    Dan machte ein beklommenes Gesicht. »Mir war gar nicht klar, wie mies er sich fühlt. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihm überhaupt nichts davon gesagt.«
    »Wovon?«
    »Sie haben die Ducanes gefunden.«
    Obwohl das natürlich irgendwann hatte kommen müssen, begriff O’Connor jetzt, dass er im Hinterkopf die Hoffnung gehegt hatte, sie würden lebend gefunden. Trauer wallte in ihm auf, dicht gefolgt von der Angst um Jacks Genesung.
    »Aber nicht alle«, ergänzte Dan rasch.
    »Wen genau haben sie gefunden?«
    »Ich sage es dir ganz im Vertrauen - es ist noch nicht einmal offiziell. Thelma und Barrett. Nicht direkt zusammen. Ihre Leiche wurde südlich von hier angespült. Kleidung und Schmuck haben darauf hingewiesen, wer es war, denn sonst … na, du weißt ja, wie es mit Wasserleichen ist.«

    O’Connor nickte.
    »Barrett war in üblerem Zustand. Hat dem Pärchen, das ihn entdeckt hat, seinen romantischen Spaziergang versaut.«
    »Aber keine Spur von Todd oder Katy?«
    »Nein. Conn, wir können von Glück sagen, dass wir zwei von ihnen gefunden haben, das weißt du doch.«
    »Hast du Warren schon Bescheid gesagt?«
    »Ja. Er hat auch gleich nach Todd und Katy gefragt.«
    »Du bist also sicher, dass sie ertrunken sind?«
    »Nichts ist sicher, bis der Coroner die Obduktion vorgenommen hat - nicht einmal die Identifikation. Aber wir haben momentan wirklich keinerlei Grund, daran zu zweifeln, dass sie ertrunken sind.«
    »Irgendwas Neues über das Kind?«
    »Nicht einen Mucks. Kein gutes Zeichen.«
    O’Connor blickte den Flur hinab.
    »Geh schon«, sagte Dan. »Ich melde mich später wieder bei dir.«
     
    Leise betrat O’Connor den Raum. Jack sah zum Fenster hinaus. Als er sich O’Connor zuwandte, stellte dieser erstaunt fest, dass sich auf Jacks Miene statt Trauer ruhige Entschlossenheit abzeichnete.
    »Zück mal dein Notizbuch«, verlangte Jack. »Ich diktiere dir eine Liste mit miesen Typen. Die meisten kennst du. Bei den anderen sage ich dir, wo du sie am ehesten antriffst. Aber du musst sie noch heute Abend suchen. Bei Tageslicht sind die meisten von ihnen schon wieder unter ihren Steinen verschwunden.«
    »Und warum?«, wollte O’Connor wissen. »Glaubst du, sie wissen vielleicht, wer dich so zusammengeschlagen hat?«
    »Wen juckt das denn? Ich will die Liste auf die Kriminellen eingrenzen, die segeln können.«

18
    Als er den Krankenhausparkplatz verließ, sah O’Connor gleichzeitig einen ramponierten alten Ford wegfahren. Bald war er sicher, dass der graue Wagen ihm folgte. Der Fahrer war ein Weißer, aber wesentlich mehr konnte er nicht erkennen.
    Statt nach Hause zu fahren, bog er auf den Pacific Coast Highway ein. An einer Ampel am Rand der Innenstadt von Las Piernas ließen zwei Raser die Motoren aufheulen und düsten los, sobald es Grün wurde, an O’Connors Nash vorbei. Der Ford folgte ihm weiter in einem gewissen Abstand. Er überlegte, ob er ihn abschütteln sollte, doch dann merkte er, dass er lieber wissen wollte, wer es war.
    Er fuhr zu Gabriel’s, einer Kneipe am Strand, und schnappte sich die letzte freie Parklücke am Straßenrand davor. Beim Hineingehen blieb er kurz in der Tür stehen, wandte sich um und sah den Ford auf den kleinen Parkplatz des Lokals einbiegen. An einem Mittwochabend hatte der Fahrer schlechte Aussichten, dort eine Lücke zu finden. Mittwoch war Lyrikabend. Der Laden würde brechend voll sein.
    Gabe, der Besitzer und Barmann, tat sein Bestes, um den Bedürfnissen der Beat Generation entgegenzukommen.
    Innen war es düster. Das einzige Licht stammte von den Kerzen auf den Tischen und einem Scheinwerfer über der kleinen Bühne im hinteren Teil des Lokals. Ein junger, bärtiger Mann in Schwarz las Gedichte vor, während ihn ein anderer auf zwei Bongos begleitete. Eingebettet in einen

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