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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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glaube, sie halten es schon seit vielen Jahren so. Ich wusste nicht, wo der Ersatzschlüssel war, weil Jack ihn nie lange an derselben Stelle lässt. Aber ich habe ihn noch nie dabei erwischt, dass er vergessen hätte, wo er ihn versteckt hat, ob er nun betrunken oder nüchtern war.«
    »Bist du hier fertig?«
    »Ja.«
     
    Beim Abendessen erläuterte ihm O’Connor seine Theorien über die Sea Dreamer .
    »Ich glaube nicht, dass ganz zufällig auf einmal das Unheil über vier Gruppen von Menschen hereingebrochen ist, die so eng miteinander verbunden sind wie Katy und Todd, Katys Schwiegereltern, Katys Kind und dessen Kindermädchen und Katys guter Freund Jack Corrigan. Zunächst einmal denke ich nicht, dass die Ducanes überhaupt je auf der Jacht gewesen sind.« Er sprach all die Punkte an, die Lorenzo ihm vor Augen geführt hatte. »Er ist zwar kein Kriminalbeamter, aber er kennt sich mit Booten aus.«
    Norton schwieg lange, dann zuckte er die Achseln. »Möglich. Bis ich weiß, was aus den Toten geworden ist, kann ich weder das eine noch das andere bestätigen. Jedenfalls wird der Chef nichts anderes gelten lassen als die simpelste Erklärung. Er will garantiert nichts von einem Boot hören, auf dem von vornherein gar niemand gewesen ist. Aber wenn die Toten an Land sind, finden wir sie leichter, als wenn sie im Meer sind.«
    »Ich habe noch einmal über das Auto nachgedacht, das Jack den Farmer hat vergraben sehen.«
    »Vielleicht hat er es gesehen. Vielleicht auch nicht. Er hat - wie üblich - ganz schön einen in der Krone gehabt und außerdem dermaßen viele Schläge auf den Kopf bekommen, dass es ein Wunder ist, dass sein Kopf noch auf dem Hals sitzt.«

    »Ich glaube ihm.« Er erzählte Norton von dem Eukalyptusblatt.
    »Also stimmt zumindest der Teil mit dem Eukalyptuswäldchen. Wenn du zu mir sagen würdest: ›Jack behauptet, dass er in einem Eukalyptuswäldchen war‹, wäre das eine Sache. Bei so vielen Eukalyptusbäumen ringsum wäre das leicht nachvollziehbar. Aber einen Farmer mitten in der Nacht ein Auto vergraben sehen? Klingt doch unsinnig.«
    O’Connor grübelte schweigend vor sich hin.
    »Hör mal, Conn, er ist auch mein Freund - aber ich muss hier meine Arbeit tun, also kann ich das nicht berücksichtigen, wenn ich seine Geschichte unter die Lupe nehme. Was ich berücksichtigen kann, ist, wie oft ich ihn in letzter Zeit völlig nüchtern angetroffen habe. Und das schaffe ich, ohne dass ich Einstein als Rechenhilfe anfordern muss.«
    »Er erinnert sich an vieles, auch wenn er getrunken hat. Wie zum Beispiel an den Schlüssel.«
    »Das hier ist komplexer als ein Schlüssel und spielt auf weniger vertrautem Terrain.«
    »Ich glaube, er hat es gesehen«, bekräftigte O’Connor, »wenn auch vielleicht aus keinem anderen Grund als diesem: Die Sache ist einfach zu seltsam, als dass er davon sprechen würde, wenn er es nicht wirklich gesehen hätte. Hast du ihn jemals zuvor von Halluzinationen reden hören?«
    »Nein«, gab Norton zu. »Aber ich habe ihn reden hören, wenn er eindeutig von Alkohol benebelt war. Dazu noch die Hiebe auf den Schädel … er könnte ohne weiteres einzelne Erinnerungen vermischen und Unzusammenhängendes miteinander verbinden.« Er hob die Hände zu einer Geste der Hilflosigkeit. »Es würde mir schwer fallen, das als Spur zu bezeichnen.«
    O’Connor beschloss resigniert, das Thema fallen zu lassen.
    Norton sah es ihm an. »Na gut, na gut«, sagte er. »Weißt du was? Wenn die Leichen nicht innerhalb der nächsten Woche an
Land gespült werden, stelle ich jemanden ab, der die Farmen in der Nähe des Sumpfgebiets abklappert und fragt, ob irgendjemand in der Umgebung etwas Merkwürdiges gesehen hat.«
    »Tut sich sonst noch was bei den Ermittlungen?«
    »Wir nehmen noch mal Fingerabdrücke im Haus der Ducanes, auf dem Boot und in dem Wagen, der am Jachthafen geparkt worden ist. Wir haben jetzt diese neue Ninhydrin-Methode - mit der finden wir manchmal Abdrücke auf Papier.«
    O’Connor versuchte, so zu tun, als gäbe ihm diese Nachricht neuen Mut, doch er wusste, dass die Wahrscheinlichkeit, Abdrücke einem Kriminellen zuordnen zu können, nicht hoch war, ehe man einen Verdächtigen gefasst hatte. Er hatte die langen Reihen metallener Karteikästen gesehen, angefüllt mit Tausenden von Karten mit Fingerabdrücken, die von Hand durchsucht werden mussten, und er wusste, dass es, selbst wenn ein Experte für Fingerabdrücke imstande wäre, die Suche einzugrenzen, eine

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