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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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den Mord an Beck.« Wallner malte geometrische Muster auf seinen Notizblock. »Ich glaube ja nicht, dass es so war, wie Haltmayer erzählt hat.«
    »Warum?«
    »Nach allem, was wir wissen, hatte Frieda Jonas eine Wollmütze auf, die die Kugel gebremst hat. Sie ist im Kopf stecken geblieben. Ob da so viel Blut gespritzt ist, dass man das aus hundert Metern sehen konnte?«
    »Aber das wissen S’ doch, Herr Wallner – Zeugenaussagen stimmen nie zu hundert Prozent«, wandte Höhn ein. »Schon gar nicht, wenn das so lang her ist. Da erinnern sich die Leute an Details, die hat’s nie gegeben. Die werden vom Gedächtnis, mei … erfunden. Das erlebt man immer wieder.«
    »Fragt sich nur, was Haltmayers Gedächtnis noch alles erfunden hat.«
    »Wir schicken erst mal einen Streifenwagen zu Kieling«, entschied Lukas. »Die sollen ihn herbringen. Und dann hören wir mal, wie er die Geschichte erzählt. Und Sie …«, er sah Wallner an, »bringen meine Tochter auf den neuesten Stand und fragen, was sie von einem Haftbefehl gegen Kieling hält.«
    »Gerne.«
    »Denk ich mir.«
    Wallner konnte nicht verhindern, dass er ein bisschen rot wurde.

46
    W allner rief Claudia in München an und schilderte ihr die Lage – vor allem, dass Kieling nach der Aussage von Haltmayer der Hauptverdächtige war und sie einen Haftbefehl benötigten. Claudia gelang es, noch vor dem Mittagessen den Haftbefehl zu erwirken, und sie brachte ihn persönlich nach Miesbach, von wo aus sich Kommissar Höhn mit zwei uniformierten Beamten auf den Weg machte, um Kieling abzuholen.
    Claudia hatte ihre zwölfjährige Tochter Simone mitgebracht, da zwei Schulstunden ausgefallen waren und sich sonst niemand um sie kümmern konnte. Simone war ein schlacksiges Mädchen mit dünnem blondem Haar, großen, etwas traurigen Augen und zuckerwürfelgroßen Zähnen. Außer dem großen Mund hatte sie wenig von ihrer Mutter.
    »Ich hab viel von dir gehört«, sagte Simone zu Wallner, als sie zu dritt auf dem Weg in die Polizeikantine waren.
    »Was denn?«
    »Na ja – von Sankt Moritz und so.«
    »Oh! Von Sankt Moritz.« Wallner schielte zu Claudia.
    »Ich hab erzählt, dass wir uns da zufällig getroffen haben.«
    »Was für ein witziger Zufall!«, sagte Simone, betonte jedes Wort dabei und sah Wallner schelmisch an.
    »Heute gibt es Schnitzel alla Milanese mit Spaghetti«, versuchte Wallner die Situation zu retten.
    »Klingt ekelig.«
    »Schmeckt auch so. Halt dich an die Beilagen, da kannst du nichts falsch machen.«
    Simone nahm Pommes, Reis, einen Kartoffelknödel und viel Bratensoße. Im Moment probiere sie gerade aus, ob sie sich nicht vegetarisch ernähren könne, sagte sie.
    »Hattest du heute nicht Wurstbrot zum Frühstück?«, wandte Claudia ein.
    »Ich fang doch heute Mittag erst an.«
    »Ah so. Wusste ich nicht.«
    »Ist da was zwischen euch?«, fragte Simone schließlich.
    Claudia war etwas überrascht von der Frage und räusperte sich. »Nein. Wir … wir sind Kollegen. Wieso fragst du?«
    »Weiß auch nicht.« Simone bugsierte ein langes Pommesstück Richtung Mund und sah ihre Mutter mit breitem Kinderlächeln von der Seite an. »Du siehst immer so glücklich aus, wenn du von Clemens redest.«
    »He, hör auf, solche Geschichten zu erzählen. Du bringst mich in Verlegenheit.«
    »Weil du ja nie peinlich bist.« Simone biss von dem Pommesstäbchen ab. »Tut mir leid. Ich will doch nur wissen, was da in Sankt Moritz war.«
    »Na gut«, sagte Claudia, legte ihr Besteck zur Seite und umfasste eine Hand ihrer Tochter. »Also ich mag den Clemens sehr gern, und ich hoffe, er mag mich auch. Und … nun ja, wenn sich zwei Menschen mögen …«
    »Mama – du musst nicht mit mir reden, als wäre ich fünf, okay?«
    Claudia sah ihrer Tochter tief in die Augen. »Willst du Einzelheiten wissen?«
    »Nein. Um Gottes willen! Ich will nur wissen, woran ich bin.«
    »Okay. Faires Anliegen. Aber ich mach mir langsam Sorgen, dass du dich so gar nicht für Sex interessierst. Ich hab mich in deinem Alter rasend dafür interessiert.«
    Simone rutschte vor Unbehagen auf ihrem Stuhl herum. »Ich bin eben noch nicht so weit. Und wenn man nicht so weit ist, dann ist Sex ekelig, okay? Kannst du nicht einfach meine Frage beantworten?«
    »Ja, Spatz, Clemens und ich haben miteinander geschlafen. Zufrieden?«
    In diesem Moment kam eine Frau mit Tablett vorbei und schaute einen Augenblick recht irritiert.
    »Kennt die dich?«, fragte Claudia leise.
    »Die kennen mich alle

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