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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Fahrzeug, das aus dem Wald käme, würde ein amerikanischer Panzer sein. Wie lange musste sie noch aushalten? Eine Stunde? Zwei? Vielleicht war der Krieg schon vorbei, und sie wusste es nicht.
    Frieda überlegte, ob sie den Jungen im Keller aus seinem Gefängnis befreien sollte. Wenn der SA-Mann ihn eingesperrt hatte, war der Junge wahrscheinlich kein schlechter Mensch. Und sie sehnte sich nach Gesellschaft. Nach jemandem, mit dem sie auf den Frieden warten konnte.
    Draußen rührte sich nichts. Sie schlich die hölzernen Stufen hinunter ins Erdgeschoss. Doch das Holz knarrte. Sie zuckte zusammen. Dann fiel ihr ein, dass der Einzige, der sie hören konnte, eingesperrt war. Trotzdem war die Angst allgegenwärtig. Vorsichtig trat Frieda vor die Haustür und spähte zum Wald. Immer noch war alles ruhig. Nur ein kalter Wind blies von Westen, und sie knöpfte ihre Strickjacke zu. Auf dem Kopf trug sie eine graue Wollmütze.
    »Hallo! Wie geht’s dir da drin?« Frieda hatte sich vor das Kellerfenster gekniet. Ein schmales Gesicht tauchte auf.
    »Wer bist du?«
    »Ich heiße Frieda. Und du?«
    »Ich bin der Thomas.«
    »Soll ich dich rauslassen?«
    »Ich weiß net. Die haben gesagt, ich muss hier drinbleiben. Wenn ich einfach rausgeh, dann … dann werd ich bestimmt bestraft.«
    »Wenn die wiederkommen, ist der Krieg vorbei. Dann hat der SA-Mann nichts mehr zu sagen.«
    »Sicher?«
    Frieda nickte. Das Gesicht des blonden Jungen war lang und grob mit einem enormen Kinn, doch seine Augen waren sanft, kindlich. In diesen Augen sah Frieda Unsicherheit und Verwirrung; er schien nicht der Klügste zu sein. »Ich lass dich jetzt raus.«
    Der eiserne Riegel, der die Tür verschloss, war rostig und groß. Als Frieda ihn zurückziehen wollte, bewegte er sich nicht. Sie versuchte es mit beiden Händen und lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen das Eisen. Aber sie wog wenig und war schwach. »Thomas, der Riegel geht nicht auf. Ich schau mal, ob ich im Stall einen Hammer finde oder eine Eisenstange.«
    Im Erdgeschoss ging sie zunächst zur Haustür, die sie zuvor vorsorglich geschlossen hatte. Es würde auffallen, wenn sie offen stand. Sehr vorsichtig zog sie die Tür auf, nur ein paar Zentimeter. Ihr Bauch verkrampfte sich.
    Auf dem Weg war Bewegung. Menschen kamen auf den Hof zu. Sie überlegte, was zu tun war. Das Haus auf der Rückseite verlassen und über die Wiesen weglaufen? Sie war schwach und konnte nicht schnell rennen. Wer immer die Leute waren – sie hätten sie bald eingholt.
    Aus dem Flurfenster im ersten Stock hatte Frieda einen besseren Blick auf den Weg. Von hier aus konnte sie erkennen, dass es drei Männer waren, die mit schnellen Schritten den Weg entlangkamen. Es war der SA-Mann von vorhin mit zwei Jungen, in etwa so alt wie Thomas im Keller. Die drei waren keine hundert Meter mehr vom Haus entfernt.
    Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder war der Krieg vorbei und sie kamen, um Thomas aus dem Keller zu befreien. Oder sie kamen wegen ihr. Im Obergeschoss des Hauses saß sie in der Falle.
    Frieda ging ins Erdgeschoss und von da in den Stall, der eine Tür auf der Rückseite des Hofes hatte. Sie war nicht abgesperrt und ließ sich öffnen, doch quietschte sie erbärmlich. Im Stall vor der Tür stand ein landwirtschaftliches Gerät, das Frieda noch nie gesehen hatte und das ihr Deckung bot. Sie ließ die Tür einen Spaltbreit offen stehen, gerade so weit, dass sie hindurchpasste. Das würde bei einem verlassenen Hof niemanden wundern. Notfalls konnte sie durch den Spalt nach hinten hinaus fliehen.

    Vor dem Kellerfenster erschienen dreckige schwarze Stiefel. »He, Nissl, du Pfeife! Geh her!«
    Thomas Nissls Gesicht erschien am vergitterten Kellerfenster. Sebastian Haltmayer kniete sich vor das Fenster, um leise mit Nissl zu reden, und legte seinen Zeigefinger auf den Mund.
    »Is hier im Haus a Frau?!«, flüsterte er.
    Nissl schüttelte den Kopf, doch das schlechte Gewissen stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    »Du lügst mich an, du verdammter Hund.« Haltmayer blieb auch hierbei sehr leise. »Wo ist die Frau?«
    »Weiß net«, sagte Nissl ohne Überzeugung.
    »Doch, du weißt es. Und wennst es mir net sofort sagst, lass ich dich erschießen.« Haltmayer blickte zu einem seiner Buben. Der schluckte und zögerte, doch dann lud er seinen Karabiner durch.
    »Die is weg.«
    »Wie – weg?«
    »Weggelaufen.«
    »Ah ja? Wohin denn?«
    »Weiß net. Hab’s net gesehen.«
    »Warum weißt dann, dass sie überhaupt weg

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