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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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dass es fast wie ein Geständnis klang, und Christophe lächelte breit. »Sie sind das also. Mir haben sie … wirklich sehr gut gefallen. Ich fand sie ziemlich clever.«
    Justin sah aus, als habe man ihm den Wind aus den Segeln genommen. »Ich war die Konkurrenz. Ich war derjenige, der dafür sorgen sollte, dass die Kunden Ihren Kaffee vergaßen, als er auf den Markt kam.«
    Christophe hielt ihm die ausgebreiteten Handflächen entgegen. »Wir werden nie erfahren, ob es funktioniert hätte, nicht wahr?«
    Justin schüttelte langsam den Kopf. »Nein, das werden wir nicht.« Er biss sich auf die Lippe und suchte mit einer Hand die Hand der Frau an seiner Seite, die er dann festhielt.
    »Sprich weiter«, sagte sie zu ihm. »Es wird doch nicht leichter.«
    Justin starrte einen Augenblick lang auf den Boden aus poliertem und glänzendem Hartholz. »Ich weiß, wer Sie sabotiert hat …«
    Und dann kam die ganze Geschichte. Justin Gray erzählte den größten Teil, und April fügte Details und Erläuterungen hinzu. Eine Geschichte über Informationen, die aus den Büros von Carrefour gestohlen worden waren, direkt vor seiner Nase, und die man offensichtlich gegen ihn verwendet hatte. Von Dorcilus Fonterelle wussten diese beiden so gut wie nichts – sie hatten ihn weder gesehen noch gehört. Am Ende war er nicht einmal mehr ein Mann gewesen, nur noch ein Ding, das von einem anderen kontrolliert wurde. Diese beiden Weißen – Blancs in der Sprache der einheimischen Kreolen –, konnten sie überhaupt verstehen, was Fonterelle zugestoßen war? Konnte er ihnen glauben? Es war eine schaurige Angelegenheit, die ihn wieder nach Hause führte und auf Regionen des Verstandes abzielte, die schon so gut wie vergessen waren. Dunkle Geschichten, gefürchtete Legenden aus den Bergen und vom Land über einst menschliche Wesen, die keinen eigenen Willen mehr besaßen. Für die Nachfahren der Sklaven, die den Tod als eine süße Befreiung ansahen, konnte es kein schlimmeres Schicksal geben, als auch nach dem Tod noch ein Sklave sein zu müssen.
    Aber Sklaven hatten Herren, und wenn Justin Gray etwas gelungen war, dann, dass er seine Vermutungen bestätigt hatte. Das war doch auch schon etwas.
    »Warum kommen Sie damit zu mir?«, fragte Christophe.
    »Ich habe zuerst versucht, mit der Polizei zu reden. Aber da hätte ich genauso gut meinen Kopf gegen die Wand schlagen können, sie wollten mir einfach nicht zuhören, sie waren froh, dass sie den Fall abgeschlossen hatten. Sie sagten, ich hätte keine Beweise.«
    »Und jetzt glauben Sie, ich könnte mehr ausrichten als die Polizei?«
    Justin wedelte mit der Computerdiskette und faltete das Papier wie ein Kartenspieler vor sich aus. »Was ist mit Ihren Anwälten, wenn Sie ihnen das hier geben? Sie können bestimmt weitaus mehr damit anfangen als wir.«
    April beugte sich vor. »Wir kennen sonst niemanden in New Orleans. Zumindest niemanden, dem wir so weit vertrauen, dass wir ihm das geben würden. Sie sind in einer weitaus besseren Position als wir.«
    Christophe spürte, wie sich ein Herzanfall näherte, der dumpf und tief in den Rhythmus seines Herzens einfiel.
    »Ich habe mich über Andrew Jackson Mullavey erkundigt«, fuhr sie fort. »Man merkt schnell, dass er zumindest über Verbindungen zum organisierten Verbrechen verfügt, und zwar durch seinen eigenen Bruder.«
    Christophe schüttelte den Kopf und schenkte ihnen dann ein trauriges Lächeln. Wie war es wohl für sie gewesen, in diesem Land aufzuwachsen? Haitianer und Amerikaner konnten aufwachsen und an Ideale glauben, aber nur Amerikaner konnten sich diese Ideale über die Kindheit hinaus bewahren. Sie waren so wunderbar naiv, so köstlich dickköpfig. Er zog es vor, sie nicht einfach nur als dumm anzusehen.
    »Das ist nicht nötig«, sagte er. »Sie können nach Hause gehen, in dem Wissen, dass Sie es versucht haben. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen.«
    Sie starrten ihn beide einen Moment lang an, und Justin blinzelte, wobei sich seine Augenbrauen verwundert zusammenzogen. Er hob die Diskette und das Blatt Papier noch ein Stück höher. »Sie wollen das nicht mal haben?«
    »Das ist nicht nötig.« Er zuckte mit den Achseln. »Aber ich werde es annehmen, wenn Sie sich dann besser fühlen.«
    Justin ließ seine Hand langsam wieder sinken. Er sah seine Frau an, dann Christophe, dann blickte er zu einem leeren Stuhl. »Ich glaube das nicht, ich kann das verdammt noch mal nicht glauben.« Er ließ seine Faust auf den Glastisch vor dem

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