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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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wahrscheinlich schon, wo ich stecke.«
    Er setzte sich auf die Bettkante, fischte auf dem Boden nach seiner Unterhose, steckte die Füße hinein und zog sie über seine kräftigen Beine hoch, während er Evelyns Hand auf dem Rücken spürte. Was für eine weiche Hand, die sich plötzlich in seinen Rücken krallte, als sie die Finger bog und sich mit den Nägeln in seine Haut bohrte.
    »Warum versuchst du nicht, ihn zu überreden, für die Dauer seines Aufenthalts irgendwo anders unterzukommen. Vielleicht hast du ja mehr Glück als Drew.«
    Aal drehte sich um und sah Evelyn daliegen, ihr Haar hatte sich auf dem ganzen Kissen ausgebreitet und sie zog das Laken nun sittsam bis unter das Kinn. »Das ist nicht mein Job.«
    »Was denn?« Sie hatte die Augenbrauen arrogant hochgezogen, da sie davon ausging, sowieso keine ehrliche Antwort zu bekommen. Aber das machte ihr auch nichts aus. Dann ein langsames, bedeutungsschwangeres Lächeln. »Ihr Männer und eure Geheimnisse …«
    Er zog sich schnell an, während Evelyn aus dem Bett glitt und einen durchsichtigen Morgenmantel überwarf. Sie setzte sich auf die Ecke ihres Frisiertisches und begann, ihr Haar zu bürsten. Er wollte sich gerade die Krawatte binden und hielt inne, um sie von hinten zu beobachten. Das sanfte Gleiten der Bürste, die schnell und kräftig geführt durch ihr Haar glitt. Wie wäre der Alltag, so wie diese Situation, mit ihr? Das fragte er sich oft in diesen Augenblicken, in denen sie auseinandergingen, das waren die Fragen, die aus dem tragischen Nachglanz geboren wurden.
    Ehrliche Antwort? Es wäre wahrscheinlich langweilig. In einigen Beziehungen hatte das Risiko möglicherweise eine größere Bedeutung als die Liebe.
    Evelyn begleitete ihn zur Tür und schloss sie auf. Sie verabschiedeten sich nicht, das taten sie nie, es gab nur eine Umarmung, die sich seltsamerweise jedes Mal gleich anfühlte. Sie war steif, aber nicht beschämt, ihre Hände umklammerten seinen Rücken ein klein wenig fester als er ihren. Und ihre ausgehungerten Blicke trafen sich.
    Dann war er fort und ging die Treppe hinunter zum Gästeflügel. Er sah sich im Allgemeinen vor, dass ihn keiner der Hausangestellten sah, wenn er aus dem Schlafzimmer kam. Wahrscheinlich vermutete schon irgendjemand, was dort vor sich ging, aber selbst wenn es so war, hatte noch niemand den Mund aufgemacht. Das war noch etwas, das er an haitianischen Hausangestellten mochte.
    Er fand Luissant Faconde in seinem Zimmer, er saß vor der Doppeltür, die hinaus auf einen kleinen Balkon führte, und starrte durch das Fenster auf die Bäume. Es war ein grauer Tag, zwar ohne Regen, aber irgendwie farblos.
    »Von meiner Villa in Monaco aus kann ich das Meer sehen«, sagte er mit dem Rücken zu Aal gewandt. »Ich sehe die Leute, die zum Strand gehen. Die Frauen. Die schönsten sind immer die reichsten. Einige werden bestimmt das Gegenteil behaupten, aber sie wissen nicht, wovon sie reden. Nur die Reichen können es sich leisten, jeden Makel zu beseitigen.«
    »Nur die Reichen würden das überhaupt versuchen«, erwiderte Aal.
    Faconde lachte mit leichtem Spott und drehte seinen Stuhl herum. Er sah aus wie ein abgesetzter Monarch und quetschte sich in seinen Stuhl, als sei er ein Behelfsthron, sein gewaltiger Bauch quoll bis auf seine Oberschenkel. »Die typische Antwort eines Armen, dem die Trauben zu hoch hängen.«
    Aal lächelte dünn und blutleer und ging weiter in den Raum hinein. Haftete Evelyns Duft noch immer an ihm? »Es gibt Reiche … und es gibt Reichtum. Und es gibt einen Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen, denn das eine ist weitaus wertvoller als das andere. Können Sie auch erraten, welches ich meine?«
    Faconde runzelte einen Augenblick die Stirn. »Was besitzen Sie?«
    Aal zog die Augenbrauen mit kühler Überlegenheit in die Höhe. »Beides.«
    »Und um was würden Sie erbitterter kämpfen?«
    »Das ist eine überflüssige Frage. Für den Reichtum habe ich härter gekämpft. Aber er ist von der Art, die man nicht verlieren kann.«
    »Sie können Ihre Seele verlieren«, sagte Faconde und lachte wieder auf. »Darum bin ich völlig zufrieden mit Geld. Ob man es verliert oder ausgibt … es gibt immer noch mehr davon, immer noch mehr.«
    Aal nickte eher beschwichtigend als zustimmend und bedeutete Faconde mit einem Finger, er solle aufstehen. »Kommen Sie. Wir müssen Sie noch zu Nathan bringen.«
    Faconde nickte. Er grunzte und keuchte, als er sich aus dem Stuhl erhob. Er trug ein

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