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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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NOPD-Wagen, aber einige Nationalgardisten blieben ihm auf der Spur; sie waren vier oder fünf Wagenlängen hinter ihm und bemühten sich, aufzuholen. Es würden zweifellos weitere kommen, der Weg war noch lang, und er fragte sich, warum, warum sollte er weiterfahren, jetzt würde er sie doch nicht mehr abschütteln können, nicht so viele, er saß in der Klemme.
    Warum nicht? Kapitulation war so ein widerliches Wort.
    Und vielleicht hatte er in dieser Nacht doch etwas Gutes bewirkt. Ein harmonischer Waffenstillstand zwischen den kriminellen Gangs einer Stadt war eine wacklige Angelegenheit und wurde häufig gebrochen, wenn eine Seite eine Schwachstelle aufwies, die man ausnutzen konnte. Und das hatte er in dieser Nacht mit Sicherheit geschafft. Nathan Forrest war auf der Flucht, angeschlagen, da sein Heim und sein Restaurant zerstört worden waren – das würden die Geier des organisierten Verbrechens keinesfalls ignorieren. Die Cajun, die Schwarzen, die Latinos … sie würden sich auf all das stürzen, was ihm gehörte; um das festzuhalten, musste er schon all seine Kraft aufwenden. Und welchen Einfluss er auch bei ausgewählten Polizisten sowie lokalen und nationalen Politikern besitzen mochte, so würde keiner von ihnen offen einen Bandenkrieg tolerieren können. Das war schlecht für den Tourismus.
    Schlecht fürs Image.
    Also würde er leiden, und Moreno lachte.
    Und lachte …
    Bis er nicht mehr atmen konnte.
    Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte sei mir gnädig, mir, einem Sünder, einem Mörder – dies war der Moment, vor dem er sich gefürchtet hatte. Er konnte es in seinem Herzen spüren, in seiner Seele, und zuletzt spürte er es auch in seiner Kehle und seiner Zunge. Die Hand der schwarzen Magie, so weiß wie ein in der Sonne gebleichter Knochen.
    Er schrie, solange er noch dazu in der Lage war, bevor seine Zunge den Schrei unterdrückte. Er kämpfte gegen die Tränen an, dieser Schmerz glich keinem, den er je zuvor verspürt hatte, die übergroße Zunge drückte seine Lippen auseinander, während sich auf ihrer Oberfläche feuchte Blasen und Risse bildeten, die Haut sprang unter diesem Druck auf, er bekam keine Luft mehr, hatte einen enormen Fleischklumpen in seiner Kehle …
    Er konnte nicht atmen, konnte nicht atmen, aber keine Panik, er wurde damit fertig. Moreno zog das Messer mit dem Knochengriff, das er dem Albino abgenommen hatte, aus der Tasche. Er wühlte im Handschuhfach herum, bis er einen Kugelschreiber fand, den er auseinanderbaute; er behielt nur die untere Hälfte des Plastikröhrchens in der Hand.
    Zu viel Verkehr, zu viele rote Lichter und Sirenen und das laute Geräusch eines Hubschraubers über seinem Kopf … in dieser Situation konnte er es unmöglich schaffen, sicher würde er schon bald das Bewusstsein verlieren.
    Moreno lenkte mit der linken Hand und setzte die Messerspitze in der Vertiefung seiner Kehle an. Was für ein empfindsamer Fleck. Er machte einen vertikalen Einschnitt vom Kehlkopf aus abwärts – er ließ nicht zu, dass ihn der Schmerz übermannte –, dann drückte er die Hautlappen auseinander. Er suchte mit einem Finger nach den Rändern und den Ringen der bloßgelegten Luftröhre. Er musste nun nur noch ein Loch in das Gewebe zwischen zwei Ringen stechen, das Röhrchen hineinstecken, und schon würde er wieder atmen können. Ein Luftröhrenschnitt, wenn ihn dieser verdammte Albino nicht atmen lassen wollte, dann würde er das Problem eben umgehen, er wollte leben, er würde alles tun, um weiterleben zu können.
    Moreno drehte das Messer wie einen kleinen Bohrer und spürte, wie sich der Einschnitt weiter öffnete, weiter als er es mit einem so kleinen Röhrchen überhaupt gebrauchen konnte, und der Ansaugdruck versiegelte den Einschnitt beinahe wieder. Er fummelte mit den Fingern und der Klinge an seiner Kehle herum, geh auf, GEH AUF, das ging einfach nicht mit einer Hand.
    Und der helle städtische Highway wurde neblig und grau, als seine Lungen in seiner Brust zusammenfielen …
    Der Einschnitt war völlig zerfetzt …
    Wenn er weitermachte, würde er sich noch die Halsschlagader oder die Drosselvene aufschlitzen …
    Es würde nie funktionieren.
    Er warf das Messer beiseite, als er die Betonsäulen sah, die eine Überführung stützten. Eine sichere Sache war besser als das Ungewisse; außerdem würde er vielleicht eine Familienkutsche mit sechs Menschen darin treffen, wenn er am Steuer ohnmächtig wurde, und so lenkte Moreno nach links und dachte nicht mehr an

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