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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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grimmigen Blick von einem tätowierten Freak hinter der Bar; aber Aal sah diesen so giftig an, dass der Kerl wegschaute. Stechende Schmerzen flackerten in seinem Magen auf, und Aal schlurfte zur Toilette, wo er den Rand des Waschbeckens umklammerte.
    Sein Spiegelbild in dem angeknacksten Spiegel, der mit tausend getrockneten Wassertropfen besprenkelt war; und es stank nach frischem und altem Urin. Er war wahrlich ein Abbild des Erfolgs und der Erleuchtung. Er sah sich dabei zu, wie er seine Taschen durchwühlte und schließlich seine Flasche Maalox hervorholte. Er trank einen Schluck und beobachtete, wie er schwitzte.
    Vielleicht waren seine Tage in New Orleans langsam gezählt, und es war besser, wenn er freiwillig ging, als wenn er durch eine Kugel oder eine Klinge gezwungen wurde. Hier hielt ihn nur wenig, und das Überleben war weitaus wichtiger als jegliche Verpflichtung …
    Warte. Warte. Er schoss ein wenig übers Ziel hinaus. Er machte sich aufgrund der Aussage eines einzelnen Mannes ein Bild, dabei war es doch besser, zu warten und herauszufinden, wie die Details aussahen.
    Aal spritzte sich ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht, befeuchtete sein Haar und strich es nach hinten. Dann überprüfte er seine Pistole. In der Bar wartete er an einer Stelle, an der man ihn von der Straße aus nicht sehen konnte, bis sein Wagen eintraf, dann rutschte er auf den Rücksitz und sagte Lewis, wo er ihn hinfahren sollte. Er hätte jetzt so gern geschlafen.
    »Haben Sie schon mit irgendjemandem geredet?«
    »Seit ich das Lagerhaus letzte Nacht verlassen habe, nicht mehr«, erwiderte Lewis. »Ich bin nach Hause gefahren. Dann rief Hogarth an, so gegen zehn. Ich habe versucht, die Leitung frei zu halten, falls sie mich erreichen wollen.«
    Der Blinde fuhr den Blinden. Nun, er hatte vor, es dabei zu belassen, bis seine Schulter verarztet war.
    Ihre Privatambulanz befand sich im Haus eines in Ungnade gefallenen Arztes, mit dem sie ein dauerhaftes Abkommen geschlossen hatten. Er hatte vor einigen Jahren seine Zulassung verloren, als er auf den Geschmack von Morphiuminjektionen gekommen und dabei erwischt worden war, wie er es aus der Apotheke des Krankenhauses, in dem er beschäftigt war, entwendete. Sie achteten darauf, dass Dr. Lyle Partridge immer gut versorgt war; dafür war er vierundzwanzig Stunden am Tag in Bereitschaft.
    Er lebte in einer ruhigen Gegend nördlich von Elysian Fields in einem einstöckigen Flachdachgebäude, das man Schrotflinte nannte, weil alle Zimmer von einem Gang abgingen. Man hatte diesen Gebäuden vor langer Zeit diesen Namen gegeben, weil man eine Waffe durch die ganze Hauslänge abschießen konnte, ohne dabei auch nur eine Zwischenwand zu treffen.
    Ein Zimmer war Partridges Arbeitszimmer, das er in vier oder fünf Minuten in ein passables Krankenzimmer verwandeln konnte.
    Aal lauschte dem Geklapper der Metalltabletts und der Instrumente und sah auf den Fernseher, der in einer finsteren Ecke des Vorderzimmers plärrte. Seifenopern. Dieser Kerl verbrachte seinen Nachmittag damit, Seifenopern zu gucken. Er zappte durch die Kanäle und suchte nach den Nachrichten, aber es schien sich alles gegen ihn verschworen zu haben, denn er fand nichts außer den Aktienkursen.
    »Hat Sie heute sonst noch jemand aufgesucht?«, rief Aal.
    »Oh nein. Nein. Nein, nein, nein. Sie sind der Einzige.« Nervöse Stimme. Nun, warum auch nicht, seit dem Fall des Doktors war ihr Teil der Stadt immer relativ friedlich gewesen. Wenn dies in der Tat zum Krieg führen würde, dann wäre es sein erster.
    Eine beiläufige Aufrechnung: Seit der letzten Nacht hatte er wenigstens sechs seiner besten und klügsten Männer verloren. Stockton und Rigaut draußen am See, vier weitere im Restaurant. Und wenn die Herausforderer Blut gerochen hatten, das von einem Außenseiter vergossen worden war, dann würden weitere folgen.
    Partridge rief ihn nach hinten, und mit seiner Hilfe zog Aal das rote Hemd und das Unterhemd aus, dann legte er sich auf den gepolsterten Untersuchungstisch. Partridge hatte seine Möbel zur Seite geschoben und die Vorhänge zugezogen; sie waren an allen Seiten von Büchern umgeben, die dicht an dicht an jeder Wand standen. Eine Zweihundertwattbirne strahlte in Aals Gesicht, und unter ihrem Licht sah die nässende Perforation seiner Schulter wirklich schlimm aus. Nach einer ersten Untersuchung fertigte Partridge ein Röntgenbild an.
    »Kann ich in der Zwischenzeit mal telefonieren?«, fragte Aal, und Partridge zuckte

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