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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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wenn sich das Licht des Morgens oder späten Nachmittags trübte. Es war immer dasselbe, wenn er sich neben April ausstreckte, manchmal sprach er mit ihr, dann wieder nicht, weil er fürchtete, sie könne ihn hören und sei es leid, dass er nichts Neues zu erzählen hatte.
    Samstag, der voraussichtliche Tag ihres Erwachens. Samstag.
    Warten.
    Schließlich war er des Stuhls überdrüssig und verbrachte die wachen Stunden auf dem Boden mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Er blieb immer bewaffnet, er hatte die Taurus, die er von Moreno bekommen hatte, und eine der Pistolen, deren Besitzer nun auf dem Grund des Sees ruhte; meist in der Hand, immer in Reichweite. Falls sie kamen.
    Aber sie kamen nicht.
    Und als die Morgen- und Abenddämmerungen vergingen, beschlich ihn immer mehr das Gefühl, dass dies keine Art war, es zu beenden. All die Mühe, die Opfer, das Blut und der Schmerz, die Wunden innen und außen … und es gab keine Abrechnung. Die endlosen Stunden verstrichen, er wartete darauf, dass die Frau, die er liebte, erwachte, und er betete, dass sie diese Erfahrung nicht beeinträchtigt hatte.
    Wie viel einfacher war ihm doch alles im letzten Jahr in Tampa erschienen, als er gewusst hatte, wann er verraten worden war und wann er kämpfen musste, und als die Gewalt immer mehr zugenommen und er doch überlebt hatte. Und doch war es jetzt viel weniger, er zuckte vor den Schatten an der Wand zusammen und zielte mit der Waffe auf Phantome; er wartete auf Rächer, die niemals kamen. Die größere Probleme als ihn zu haben schienen.
    Und diese letzte erniedrigende Enthüllung, dass er und April nicht mehr oberste Priorität waren.
    Sie waren letztendlich zu dem geworden, was sie erreicht hatten …
    Nichts.

30
W ENN I MPERIEN FALLEN
     
    Aal kam Donnerstagmittag wieder aus dem Untergrund hervor. Vor der Morgendämmerung hatte er bereits einen Versuch dazu gemacht und diesen dann abgebrochen, er war in den unteren Keller und dann in den Keller darüber emporgestiegen. Als er vorsichtig die Treppe zum Erdgeschoss hinaufkletterte, wusste er, dass er nicht weitergehen konnte, solange die Kriminaltechniker diesen Ort bevölkerten – oder das, was davon noch übrig war. Ein schneller Blick durch die Überreste einer verschmorten Tür zeigte ihm alles, was er wissen musste, die Überreste einer Feuersbrunst.
    Nathan und er hatten bereits das Schlimmste befürchtet. Sie waren in der vergangenen Nacht lange genug vor der Ankunft des Unbekannten hinuntergestiegen, und die Soldaten, die sie zurückgelassen hatten, um sich um ihn zu kümmern, waren der Sache offenbar nicht gewachsen gewesen. Etwa zwanzig Minuten nach ihrem Rückzug hatte ein gewaltiges Poltern das gesamte unterirdische Gewölbe erschüttert, das durch den Ziegelstein und die Rohre übertragen worden war. Nach allem, was sie wussten, hätte es auch ein Luftangriff auf das Charbonneau’s gewesen sein können.
    Wer immer es auch gewesen war, er war jetzt jedenfalls nicht mehr am Leben. Haare und Finger, Fleisch und Blut und Knochen waren zugunsten der wilden Götter geopfert worden. Und als Nathan Forrest nach dem Beben in eine Schimpftirade verfallen und Aal beschuldigt hatte, dem Ganzen nicht früh genug Einhalt geboten zu haben, dann lag das nur daran, dass er die Dinge nicht wirklich verstand, die Aal instinktiv wusste. Dass die Werke der dunklen Wunder ihre Zeit brauchten.
    Nathan Forrest … ein passiver Beobachter dieser niederen Künste. Ein Opportunist, der sie zu seinem Vorteil nutzte, ohne wirklich daran zu glauben. Seine Dankbarkeit ließ immer zu wünschen übrig.
    Aals zweiter Versuch, die Gewölbe zu verlassen, erwies sich als erfolgreich; gegen Mittag waren die ausgebrannten Räume von Leichen und Beweisen gesäubert und abgesperrt worden. Nathan verschloss die Kellertür hinter ihm, und Aal war nun allein. Er ging knirschend durch die Trümmer und rutschte durch einen Korridor, in dem es nach Rauch und Wasserschaden roch. Er führte zu einem privaten Hof, den man von der Straße aus nicht sehen konnte. Endlich frische Luft und eine milde Novembersonne; der angenehme Luxus eines Innenhofs mit seinen üppigen Pflanzen. Er nutzte einen Schlüssel, um sich Einlass in ein Gebäude zu verschaffen, das an die St. Peter grenzte und durch das er wieder in die Außenwelt gelangte.
    Er hatte sich Nathans Burberrymantel geborgt, um die Schulterwunde zu verbergen; sie war zwar gereinigt und verbunden, aber er hatte sein Hemd nicht wechseln können. Sein Arm war

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