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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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mit seiner Frau, als sie beide noch jünger waren, nun, da sie in die wirkliche Welt zurückgekehrt waren, schienen sich ihre Reaktionen gänzlich zu unterscheiden.
    Wieder zu Hause …
    Justin und April lagen einander nachts in den Armen, die Hitze in ihren Körpern ließ langsam nach, und das Bett kam ihnen viel zu groß vor. So vertraut dank dieses intimen Schmerzes. Liebe ist ein Loch im Herzen, das hatte er vor Kurzem erst gelesen, er wusste aber nicht mehr, wo … doch ihm war klar, dass es stimmte. Manchmal fragte er sich, ob sie aus den falschen Gründen aneinanderklebten. Sie besaßen beide diese Löcher, und das vergangene Jahr hatte dem anderen jedes einzelne davon überdeutlich gezeigt. Wer wäre besser dafür geeignet gewesen, dieses Flickwerk zu stopfen?
    Aber es musste mehr sein als das. Man konnte sein Leben und seine Liebe nicht um diese Löcher herum konstruieren, man musste auf ihnen aufbauen. Hätten sie auch nur das erste Jahr überstanden, wenn das alles gewesen wäre? Nein. Unmöglich, er weigerte sich, das zu glauben.
    Er stellte den Herd an, begann, das Öl in den Wok zu gießen und die Seiten zu benetzen, als April hereinkam.
    »Jus! Komm her!« Sehr streng.
    »Kann das nicht warten? Ich fange gerade an zu kochen.«
    »Komm sofort her!«
    So dringlich, was war denn los? Er runzelte die Stirn und schaltete den Herd wieder aus, dann beschleunigte er seine Schritte, als sie zu intonieren begann: »Schneller, schneller …«
    April saß auf dem Rand ihres Sessels, sie trug gelbe Shorts und einen Pferdeschwanz, und wenn ihre Kleidung den Eindruck der Sorglosigkeit erweckte, so wurde dieser durch ihren Gesichtsausdruck gleich wieder zunichtegemacht. Zu ernst, zu aufgeregt; sie legte den Zeigefinger auf die Lippen, damit er still war, und zeigte mit der anderen Hand auf den Fernseher.
    CNN, Nachrichten. Er warf einen Blick auf den Bildschirm und spürte, wie sich sein Körper verspannte, selbst sein Schließmuskel zog sich zusammen.
    Der Nachrichtensprecher saß an seinem Schreibtisch vor einer Wand aus verschwommenen Monitoren, die kaum zu erkennen waren. Er war der grimmigste Nachrichtensprecher seit Dan Rather, und in der rechten oberen Ecke des Bildschirms war als Logo für die Geschichte eine einfache Packung abgebildet, die mit einem Totenkopf und gekreuzten Knochen markiert war, darunter stand PRODUKTPFUSCH.
    »… Bewohner von Georgia sind letzte Nacht an Zyanidvergiftung gestorben. Beide Todesfälle konnten mit einem neuen Kaffeeprodukt in Verbindung gebracht werden, das seit dieser Woche in den Regalen im Südosten steht. In Caribe-Kaffeepads, die von Carrefour Imports in New Orleans vertrieben werden …«
    Justin ließ sich neben April aufs Sofa fallen.
    »Ist das nicht die Marke, die euch Konkurrenz machen wollte?«, flüsterte sie.
    »Ja.« Er brachte kaum mehr als ein geflüstertes Knurren hervor.
    Der Bericht ging weiter, es wurden die Namen der Verstorbenen genannt. Eine Frau in Smyrna, Georgia, und ein Mann aus der Nähe von Woodstock. Es gab noch keine Informationen darüber, wie das Produkt vergiftet worden war, es war nur bekannt, dass das Zyanid in den weggeworfenen Kaffeepads beider Todesopfer gefunden worden war. In beiden Fällen waren es Caribe-Kaffeepads. Eine Sprecherin der Food and Drug Administration wurde interviewt, zählte Produktcodes auf und sagte, dass man die Packungen überprüfen solle. Caribe wurde vom Markt genommen und sollte so lange nicht verkauft werden, bis die ganze Angelegenheit aufgeklärt sei.
    Die nächste Meldung drehte sich um einen entgleisten Zug in Utah, der die Evakuierung von zweitausend Bürgern erforderlich gemacht hatte …
    … und Justin war völlig durch den Wind, er fühlte sich, als wäre sein Körper flüssig, als wären seine Knochen zu Gummi geworden. Mit finsterem Blick sackte er auf dem Sofa zusammen. Dies war nicht einmal sein Produkt, und trotzdem ging es ihm überaus nahe. Man hörte von diesen Dingen, und es kam einem immer so weit weg vor. Tylenol im Westen, chilenische Trauben, die von der FDA in Philadelphia zurückgehalten wurden. Nie war es in der Gegend, in der man lebte.
    »Ist alles okay?«, sagte April und legte ihm eine Hand aufs Knie.
    Er schnappte sich die Fernbedienung vom Tisch, die dort auf den willkürlich hingeworfenen Zeitungen lag. Ein Säureunfall in Utah, hier und da ein Film, aber das wollte er alles nicht sehen. Er konnte das jetzt nicht verarbeiten. Er drückte auf einen Knopf und sorgte dafür, dass

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