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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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So ging es immer weiter, er wollte all das wissen, was Justin bereits jemandem aus dem Büro des Leichenbeschauers erzählt hatte. Es war, als sei Dirkson davon überzeugt, dass man etwas übersehen hatte und dass Justin sich daran erinnern würde, wenn er sich nur intensiv genug bemühte.
    »Warum?«, fragte Justin letztendlich. »Sie haben mir keine einzige Frage gestellt, die mir nicht zuvor schon jemand anders gestellt hätte, und ich werde mich auch nicht besser an Mittwochnacht erinnern können, als ich es momentan tue. Worauf sind Sie aus?«
    Dirkson rieb sich mit einer Hand kurz das Kinn, dann starrte er zu der kleiner werdenden Menschenmenge am Sarg hinüber. Dort standen nun größtenteils noch Familienmitglieder, und es fiel einem schwer, hinzusehen, zu Lens Frau und den beiden Kindern. Nein, Daddy wird nicht mit uns kommen. Eine Großmutter, vielleicht eine Tante, die ihre Hilfe anbieten, sie zum Gehen überreden, obwohl sie das eigentlich gar nicht wollen. Er musste erneut an die Bleistiftzeichnungen aus der Schreibtischschublade in der Innenstadt denken. Daddy bei der Arbeit. Würde als Nächstes Daddy auf dem Friedhof kommen?
    »Als ich das von Leonard zuerst gehört habe«, sagte Dirkson, »da ging in meinem Kopf ein Alarm los. Etwas daran klang irgendwie vertraut.« Er war nun voll konzentriert und hatte seine Stirn in Falten gelegt. »Ich hatte noch nicht die Gelegenheit, seine Familie danach zu fragen, aber vielleicht wissen Sie es ja auch: War Leonard vor Kurzem zufällig in New Orleans?«
    Justins Körper versteifte sich. Er konnte förmlich spüren, wie sich die Muskeln in seinem Rücken zusammenzogen und anspannten. »Wir waren beide da.« Leiser jetzt, aber auch harscher: »Vor etwa sechs Wochen.«
    Sehr nüchtern: »Das ist interessant.«
    Selbst Aprils Griff war jetzt fester, als sei sie bereit, ihn von einem Abhang zurückzuziehen, den er nicht erkennen konnte.
    Dirkson fuhr fort. »Ich bin einige alte Ausgaben des Journal of the AMA durchgegangen und habe den Artikel gefunden, an den ich mich erinnert hatte. Außerdem fand ich einige Aktualisierungen des ursprünglichen Artikels und einige Erwähnungen im Journal der amerikanischen Akademie für Notärzte.« Seine Augen leuchteten jetzt und machten deutlich, wie sehr ihn dieses Thema faszinierte. »Was immer Leonard zugestoßen ist, so gibt es dreizehn dokumentierte Fälle im ganzen Land, bei denen genau dasselbe passiert ist, und das mit exakt den gleichen Symptomen. Alle in den letzten sieben Jahren. Nicht ein einziger Fall konnte angemessen erklärt werden. Und es gibt eine geografische Verschiebung. Ein Fall trat in New York auf, ein zweiter in San Francisco, aber alle anderen waren im Süden. Zwei in Florida, einer in Atlanta … und die anderen acht in New Orleans oder der direkten Umgebung. Der letzte ereignete sich gerade erst im August, Freitag, den sechzehnten. Ein Buchhalter namens Henry Cobb. Und das wirklich Interessante daran, wenn man das so sagen kann, ist, dass die meisten von ihnen angeblich Verbindungen zum organisierten Verbrechen hatten.«
    Justin nahm das alles in sich auf und schüttelte dann den Kopf. »Nein, nicht Leonard, unmöglich …«
    »Nein, ich will damit auch nicht sagen, dass er etwas damit zu tun hätte, ich wollte nur auf diese Merkwürdigkeit hinweisen.«
    »Wofür halten Sie das Ganze?«, wollte April wissen. »Sie haben doch offenbar eine Idee.«
    Dirkson nickte. »Ich könnte mich irren, aber ich frage mich, ob es sich da um eine gewisse Art der Ansteckung handelt. Ich weiß nicht, ob dies durch ein Virus oder durch Bakterien entsteht, aber dieser geografische Aspekt macht mir Sorgen und lässt mich an einer allergischen Reaktion zweifeln. Gehen wir mal fünfzehn Jahre zurück, als die Legionärskrankheit zum ersten Mal auftrat. Sie ließ sich bis zu einem Hotel in Philadelphia zurückverfolgen.« Eine leicht eingebildete Selbstzufriedenheit zeigte sich auf seinem Gesicht. »Die CDC hatte bis dato nicht viel Glück, aber ich wäre nicht überrascht, wenn sie letztendlich die fehlende Verbindung finden würde.« Ein schroffes Lächeln, und sie waren entlassen. »Ich hoffe, Sie rufen mich an, wenn Ihnen noch etwas anderes zu Leonard einfällt, das sich in dieser Nacht zugetragen hat.«
    Dann war er fort und eilte geschäftig zu seinem Wagen.
    »Und ich hoffe, dass Sie auch ans Telefon gehen.« April konnte ihn sehr gut nachahmen. Er war zu weit entfernt, um sie zu hören, aber das machte nichts. Sie

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