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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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ließ. Sie starrte einen Augenblick ins Leere, dann wurde ihr Blick klarer und fixierte Justin. »Und du auch nicht!« Sie gestikulierte wild, zeigte auf den sich jetzt regenden Todd, der schwach mit seinem benommenen Kopf wackelte. »Ich glaube dir, dass diese Disketten, die Dateien, echt sind … aber hast du auch nur die leiseste Ahnung, was sie dir antun werden? Weißt du, wie absurd es klingt, dass Todd Whitley etwas damit zu tun haben könnte? Und du schlägst ihn bewusstlos und bringst ihn in mein Haus! Sag mir, warum, Justin!«
    »Weil ich versucht habe, mit ihm zu reden, aber er wollte einfach nicht kooperieren.«
    Sie war aufgesprungen, hatte die Zähne zusammengebissen und eilte auf Justin zu, ihre kleinen zu Fäusten geballten Hände schlugen ihr gegen die Oberschenkel und ihm zweimal gegen die Brust, als sie vor ihm stand. Das schien ihr die Luft aus den Segeln zu nehmen, ihre Wut verschwand wie eine Infektion und ließ nichts als Verwirrung in ihren Augen zurück. Sie ließ sich kurz gegen Justin sinken.
    »Todd ist darin verwickelt«, sagte Justin. »Vielleicht weiß er es nicht. Aber er ist es. Er ist es.«
    Sie warf sich das Haar aus dem Gesicht und sah dabei plötzlich sehr viel älter aus. Mit Falten an den Augen und um den Mund herum. Eine April von vierzig, fünfundvierzig Jahren, alles üble Jahre, eine möglicherweise zukünftige April nach einem Leben voller verlorener Kämpfe, verlorenen Vertrauens und blinder Liebe, die von falschen Illusionen aufrechterhalten wurde.
    »Lass mich mit ihm allein«, murmelte Justin. Leise, aber auch bestimmt.
    Nein, sie konnte es nicht aussprechen. »Ich kann dich nicht …« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich werde ihm nicht wehtun. Ich will ihn nur erschrecken, damit er mit mir redet. Er soll Angst haben. Ich habe auch Angst.« Er berührte ihre Wange mit den Fingerspitzen. »Ich werde ihm nicht wehtun. Ich verspreche es.«
    Sie rückte einen Schritt von ihm ab, dann noch einen. »Manchmal übertreibst du es wirklich.«
    Und er sah ihr zu, wie sie sich ins Loft zurückzog, auf die linke Seite, die als Durchgang in die anderen Bereiche diente, in denen weitere Räume durch nachträglich eingezogene Wände abgeteilt worden waren. Sie ging bis in ihr Büro, wo er sie nicht länger sehen konnte. Aber er wusste, dass sie da war. Und lauschte.
    Jetzt zu Todd.
    Justin drehte einen Stuhl herum und setzte sich vor ihn. Seine Schüssel stand noch immer auf dem Tisch, und er tauchte seine Hand hinein. Er hatte angenommen, Todd sei vor einigen Minuten zu sich gekommen, aber er war sich da jetzt nicht mehr so sicher. Was für ein Angsthase, Todd war jetzt schon seit fünfundzwanzig Minuten bewusstlos. Vielleicht fand er es tröstlich, zu versuchen, wegzunicken, als hätte er einen Kater.
    Justin wurde die Sache schnell leid, und er spritzte Todd ein wenig Eiswasser ins Gesicht. Das Resultat war unverzüglich zu sehen, und er wiederholte das Ganze, damit er richtig wieder zu sich kam. Waren sie nicht vorher schon insgeheim verfeindet gewesen? Diese extremen Brüche wären nun nie mehr zu kitten. Das bescherte ihm eine gewisse Freiheit.
    Todd starrte vor sich hin, als sei er sich nicht sicher, ob das alles wirklich passierte. Er versuchte, den Schock über die Situation, die Gürtel und den Stuhl zu verarbeiten, streckte sich mit leichtem Unbehagen und bemühte sich, nicht allzu besorgt auszusehen.
    »Diesmal sitzt du so richtig in der Scheiße, weißt du das?«, erklärte Todd.
    Justin spritzte ihm noch ein wenig Wasser ins Gesicht, nur um ihn weiter zu reizen, und als Todd spuckte, kippte er den Rest des Schüsselinhalts über ihm aus. Er schrie auf und zitterte unter dem kalten Schwall. Sein Gesicht war tropfnass, und er sah aus, als hätte man ihn halb ertrunken aus einem Fluss gezogen.
    »Was hast du in Leonards Büro gesucht?«
    »Nicht das schon wieder. Ich muss nicht mit dir reden, ich muss überhaupt nichts sagen!«
    Dann strahlte er im Licht der Rechtschaffenen. »Außer vielleicht einem Rechtsanwalt. Tätlicher Angriff, Entführung, ja, ich glaube, ich habe was gegen dich in der Hand.«
    Justin zog kurz die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Achseln. »Aber du hast ein Problem, nämlich keine Zeugen.« Er ließ das einen Moment sacken. »Sag mir einfach, was du gesucht hast. Und warum. Dann haben wir die Sache schnell hinter uns.«
    »Leck mich am Arsch. Wenn du die ganze Nacht hier sitzen willst, dann machen wir das, und ich hänge immer mehr Nullen an die

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