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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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Summe, auf die ich dich verklagen werde. Denkst du etwa, ich hätte Angst, dass du mir die Fingernägel ausreißt oder so etwas?« Er lachte spöttisch, und dieser Klang war so irritierend und so ehrlich, dass er kurz davor war, eine Zange zu holen und ihn Lügen zu strafen.
    Aber Todd hatte recht; da er sich nicht bewegen konnte, hatte er die Oberhand, und das wusste er. Justin konnte ihm unmöglich das Gesicht zu Brei schlagen oder seine Finger zerquetschen. Das Versprechen, das er April gegeben hatte, hatte viel weniger damit zu tun als die simple Tatsache, dass er das nicht konnte, er schaffte es einfach nicht, er war nicht der Typ dafür. Vielleicht war er gelegentlich opportunistisch, aber er war kein Sadist und kein Inquisitor.
    Er konnte sich auf Todds Niveau begeben und ihm sagen, was auf der Diskette war, in der Hoffnung, dass er wirklich nicht wusste, was er suchte. Einfachen menschlichen Anstand vortäuschen und hoffen, dass man Todd in die Irre geführt hatte, was den Diebstahl betraf. Aber das erforderte ein gewisses Maß an Vertrauen. Und Glauben. Doch von beidem hatte er momentan einfach nicht genug. Wenn Todd wirklich darin verwickelt war, wenn auch nur peripher, dann könnte diese Taktik genauso gut nach hinten losgehen.
    Verdammte Tat. Ein Teil von Justin war schon bereit, sich geschlagen zu geben und ihn gehen zu lassen. Tut mir leid, war mein Fehler, du nimmst es mir doch nicht übel, oder? Der Rest von ihm war dickköpfig genug, um Todds Bluff zu durchschauen und ihm zu verstehen zu geben, dass er gespannt war, was einige Stunden, in denen sie einander anstarrten, aus ihm machen würden.
    Dann warf er einen Blick hinüber zum Sofa, und ihm kam ein Gedanke.
    Justin stand auf, schnappte sich ein sauberes Geschirrhandtuch, faltete es zu einem lockeren Dreieck und wickelte es dann zu einer dicken Kordel. Er ging hinter Todd und band es um seinen Mund, wodurch es einen Knebel bildete und er ihn nicht beißen konnte. Todds Entrüstung flammte wieder auf, er hüpfte in seinem Stuhl auf und ab und stemmte die Hacken gegen den Boden. Als er zu sprechen versuchte, wurde jedes Wort verschluckt.
    »Lass den Kopf unten.« Justin packte eine Haarsträhne und zog ihn nach vorn, sodass Todds Kinn auf seiner Brust zu liegen kam, dann kippte er den Stuhl nach hinten um. Er kam hart auf und tanzte einige Male auf den hinteren Beinen und der Rückenlehne; wäre er in einem etwas anderen Winkel zu Boden gefallen, hätten Todds Oberarme die Landung abgefangen. Seine Augen drangen ihm beinahe aus den Höhlen, und er starrte Justin aus einer völlig neuen Perspektive an, in der er sich noch weitaus hilfloser fühlte.
    Justin sah in den hinteren Teil des Lofts, in dem April wieder aufgetaucht war. Er hatte Amnesty International direkt hier unter seinem eigenen Dach. Er lächelte sie an und fühlte sich wie ein Widerling; dann gab er ihr mit zwei erhobenen Daumen zu verstehen, dass er alles unter Kontrolle hatte. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte, aber es schien sie zu beruhigen. Sie zog bloß die Stirn in Falten – damit konnte er leben – und verschwand wieder in ihr Büro.
    Ajax bildete auf einem Sofakissen eine Katzenkugel, und Justin nahm sie auf den Arm. Er pustete ihr zärtlich ins Gesicht, und sie warf den Kopf zurück, während sie sich in seinem Griff umdrehte. Sie stieß einen dieser Laute aus, die er nur zu gut kannte. Er trug sie dorthin zurück, wo Todd lag, und kniete sich mit der Katze, die sich auf seinem Arm lustvoll wand, neben ihn.
    Todd sah sie beide von der Seite an und hatte die Augenbrauen hochgezogen. Kurze Laute drangen aus seiner Kehle, und es war offensichtlich, dass sich die Dinge anders entwickelten, als er erwartet hatte.
    »Diese Katze scheint die meiste Zeit rollig zu sein«, erklärte ihm Justin. »Es ist manchmal richtig unheimlich, ihr zuzusehen. Neulich kam ich nach Hause und stellte fest, dass sie einen Besen umgeworfen und sich um den Stiel gewickelt hatte. Sie hat keine besonderen Vorlieben. Und dieser Krach – wow!« Er erschauderte.
    Todd blinzelte misstrauisch.
    Justin kniff ihn in die Nase.
    Und platzierte Ajax auf seinem Gesicht.
    Sie fand seine Nasenspitze mit unglaublicher Leichtigkeit, ihr graues Fell zuckte vor Ekstase wellenförmig, und ihr Schwanz peitschte ruckartig umher. Todds Augen schienen vor Bestürzung aus den Höhlen zu springen, und er stieß ein gedämpftes Brüllen aus; er versuchte, seinen Kopf wegzudrehen und sie loszuwerden, aber es gelang ihm

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