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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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bin ich genauso entsetzt wie Sie.«
    Jenny trat einen Schritt auf ihn zu. »Warum haben Sie mich angelogen?«
    »Das habe ich doch gerade gesagt. Er war alles, was sie hatte. Warum sollte man sie nicht in dem Glauben lassen, dass sie die einzige Frau war, die er je geliebt hat?«
    »Verdammter Scheißkerl.«
    Sie ging auf ihn zu, wollte ihn schlagen. McAvoy ließ die Papiere fallen und packte sie hart am Handgelenk.
    »Sind Sie verrückt geworden?«
    »Fuck you.«
    Reflexartig schnappte sie sich einen Kugelschreiber von einem der Tische, holte Schwung und rammte ihn in seine Schulter. McAvoy schrie vor Schmerz auf und ließ ihr Handgelenk los, um sich an die Schulter zu fassen.
    »Um Gottes willen.«
    Jenny trat zurück und atmete schwer, noch immer den Stift in der linken Hand. McAvoy sah sie an, den Kiefer angespannt nach vorne gereckt. Dann hob er die Hand und schlug ihr so unvermittelt ins Gesicht, dass sie gegen das Geländer der Anklagebank taumelte. Sie bekam es zu fassen und hielt sich daran fest, eher verblüfft als verletzt. Er streckte sich, hielt die Luft an. Jenny erwartete einen weiteren Schlag, doch stattdessen bückte er sich und sammelte seine Papiere zusammen.
    Die Hand an die brennende Wange gepresst sah Jenny zu, wie er die Unterlagen sortierte, als wäre sie gar nicht da. Sein Gesicht verzog sich ein paarmal wegen der Schmerzen in seiner Schulter. Es hatte etwas Besessenes, fast Pathetisches, wie er sich auf das Aufräumen konzentrierte.
    »Ich habe Sie schockiert, nicht wahr?«, sagte Jenny und spürte, wie das Adrenalin in ihren Adern pulsierte. »Das hatten Sie nicht erwartet.«
    »Ich glaube, Sie haben sich eher selbst schockiert«, antwortete er, ohne aufzublicken.
    »Ich wusste, dass Sie ein uneinsichtiger Lügner sind.«
    »Wissen Sie, was Sie sind? Eine Gefahr für sich selbst.«
    »Und Sie sind ein Feigling. Haben Sie Angst, dass ich Sie hinter Schloss und Riegel bringe?«
    McAvoy klopfte die Kante des Papierstapels auf einem Tisch gerade, bevor er sich zu ihr umwandte. »Warum sollten Sie das tun?«
    »Weil Sie versucht haben, meine Untersuchung für Ihre Zwecke zu missbrauchen. Sie wollten Ihre miese Karriere retten. Ich kann mir gut vorstellen, was es bedeutet, von einem hochkarätigen Partner zu einem kleinen Angestellten degradiert zu werden.«
    »Dafür bin ich noch nie im Gerichtssaal zusammengebrochen«, sagte er. »Niemand kann behaupten, ich sei je vor irgendetwas zurückgeschreckt.«
    Jenny hatte sich schon gefragt, wann er zugeben würde, in ihrer Vergangenheit gewühlt zu haben. Dass er die nun gegen sie verwendete, war eine Erleichterung. Jetzt konnte sie ihn endlich als die Person wahrnehmen, die er war.
    »Sie haben gelogen, ohne mit der Wimper zu zucken. Ist das alles, worauf Sie stolz sein können?«
    »Ich habe Sie nicht angelogen. Ich habe versucht, Sie in Richtung der Wahrheit zu lenken.«
    »Ach ja?«
    »Ich habe Sie mit Spuren versorgt, mit Zeugen, an die Sie sonst nie herangekommen wären. Ich habe Ihnen Madog und Tathum zugespielt.«
    »Wie kann ich Ihnen trauen? Woher soll ich wissen, dass Madog echt ist? Vielleicht ist er einfach nur einer von denen, die Sie gekauft haben.«
    »Sie sind der Coroner, Mrs. Cooper. Finden Sie es heraus. Ich muss jetzt zur Anhörung.«
    Als er an ihr vorbeiging, sagte Jenny: »Sie sehen aus, als hätten Sie schreckliche Angst.«
    Er blieb an der Tür stehen und schaute sich zu ihr um. »Wenn Sie eine starke Frau wären, hätte ich vielleicht den nötigen Mut aufgebracht, es Ihnen zu sagen, aber Sie sind nur eine Mimose, Jenny, nicht wahr? Angeschlagen, würde ich sagen. Warum geben Sie nicht einfach auf? Die Sache ist eine Nummer zu groß für Sie.«
    »Sie sind ein Haufen Scheiße.«
    »Tut mir leid, dass ich Sie aufgebracht habe«, sagte McAvoy. »Wie Sie schon sagten, Mrs. Jamal ist tot. Was soll das Ganze also noch?« Er lächelte schwach und wollte gehen.
    »Sie haben mir immer noch nicht erklärt, warum Sie mir Informationen vorenthalten haben«, sagte Jenny.
    Er zögerte ein zweites Mal, dann ließ er den Kopf sinken. Seine Worte richtete er leise an die Tür. »Ich trinke, Jenny. Es erleichtert mich, aber es führt auch dazu, dass ich anderen noch weniger traue als mir selbst. Ich blicke Menschen an, die ich seit Jahren kenne, und sie verwandeln sich vor meinen Augen.«
    »Was haben Sie sich dabei gedacht? Was wollen Sie von mir?«
    »Das muss Sie nicht interessieren.«
    »Stellen Sie mich auf die Probe.«
    Er schüttelte

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