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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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Einbruch hätte handeln können?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Wussten Sie, dass am 8. Juli eine Studentin, Miss Dani James, eine Aussage gemacht hat? Sie hat behauptet, sie habe einen Mann in einem unförmigen Anorak und mit einer Baseballkappe aus Manor Hall eilen sehen, und zwar am 28. Juni gegen Mitternacht – am Abend, an dem die beiden Jungen verschwanden.«
    »Ich bin mit ein paar Kollegen durch Manor Hall gegangen und habe mit den Studenten gesprochen, da habe ich davon gehört.«
    »Was hat man unternommen, um den Mann zu finden?«
    Watkins schüttelte den Kopf. »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Ma’am. Die Beschreibung war sehr ungenau, daher denke ich, dass man nicht viel getan hat.«
    »Klären Sie mich auf, Mr. Watkins. Hatten Sie das Gefühl, dass es sich bei dem Fall um eine wichtige Ermittlung gehandelt hat? Haben Sie sich über den Verbleib der beiden jungen Männer Gedanken gemacht?«
    »Soweit ich weiß, steckte kein wirkliches Verbrechen dahinter. Wir wussten ja, dass die beiden in schlechte Gesellschaft geraten waren. Vermutlich hielten wir es für wahrscheinlicher, dass sie sich irgendwohin verzogen hatten.«
    »Sind Sie selbst zu dieser Meinung gelangt, oder hat man sie Ihnen nahegelegt?«
    »Ich glaube, Inspektor Pironi könnte so etwas in der Art gesagt haben. Wir haben unsere Beobachtungen noch fortgesetzt und geschaut, wer in der Moschee und bei Anwar Ali ein und aus geht.«
    »Sie haben von schlechter Gesellschaft gesprochen. Worin genau, denken Sie, waren Nazim Jamal und Rafi Hassan verwickelt?«
    Watkins zuckte mit den Achseln. »Der Inspektor hat die Geheimdienstberichte gelesen. Meine Kollegen und ich haben die beiden nur beobachtet.«
    »Waren Sie der Überzeugung, dass es sich bei den Beobachteten um potentielle Straftäter gehandelt hat?«
    »Ja. Besonders damals. Wir wussten ja nicht, was noch passieren würde.«
    »Dann ist es umso erstaunlicher, dass es keine groß angelegte Suche nach den beiden Vermissten gegeben hat.«
    Watkins lächelte vage und warf Alison einen Blick zu.»Dazu sollte lieber der Inspektor etwas sagen. Ich gehörte nur zum Fußvolk.«
    Doch Jenny war noch nicht zufrieden und bohrte weiter. »Was für Gründe hat man Ihnen genannt, dass man keine Anstrengungen unternahm, um die Jungen zu finden?«
    »Gar keine, Ma’am.« Er zögerte. »Ich denke, es ist kein Geheimnis, dass sich der MI5 in die Sache reingehängt hat. Aber ich selbst hatte nie etwas mit denen zu tun.«
    Jenny griff nach der Akte mit den Beobachtungsprotokollen der Polizei und schlug eine markierte Seite auf. »Waren Sie am 28. Juni auf dem Beobachtungsposten in der Marlowes Road?«
    »Nein, Ma’am.«
    »Hier gibt es einen Eintrag, der besagt: ›Subjekte NJ und RH wurden um 22:22 Uhr beim Verlassen von Marlowes Road 35 beobachtet. Subjekte gingen in östliche Richtung zur Bushaltestelle.‹ Der Eintrag ist nicht unterschrieben.«
    »In der Abschrift vielleicht nicht. Auf den handgeschriebenen Originalen gibt es bestimmt Initialen.«
    »Die Originale sind aber vermutlich längst vernichtet worden?«
    »Das weiß ich nicht. Da müssen Sie sich an den Inspektor wenden.«
    »Das werde ich auch.« Jenny hatte viele Fragen an Pironi. »Vielen Dank, Mr. Watkins. Bleiben Sie bitte noch sitzen.«
    Fraser Havilland erhob sich. Aus seinem Blick sprach Mitleid mit dem Zeugen. »Mr. Watkins, wenn ein Erwachsener vermisst gemeldet wird und die Umstände seines Verschwindens keine direkten Hinweise auf eine Straftat geben, wie verhält sich die Polizei dann für gewöhnlich?«
    »Es gibt wenig, was wir in so einem Fall tun können.«
    Havilland warf der Jury einen nachsichtigen Blick zu, als wollte er sagen, dass es sich hierbei ja wohl um eine Selbstverständlichkeit handele, und stellte seine nächste Frage. »Gab es denn Hinweise auf ein Verbrechen?«
    Watkins schüttelte den Kopf. »Keine Spuren von Gewaltanwendung.«
    »Würden Sie also sagen, dass Ihre Maßnahmen eher ungewöhnlich gründlich waren?«
    »Ja, das würde ich sagen.«
    »Das wär’s.« Havilland sah bedauernd zur Jury hinüber, als hielte er Watkins’ Befragung für Zeitverschwendung.
    Martha Denton ließ sich wieder nicht dazu herab, Fragen zu stellen, aber Trevor Collins kam Khan diesmal zuvor. Der stille Solicitor, der sich in seinem Arbeitsalltag mehr mit Veräußerungen als mit Befragungen beschäftigte, erhob sich nervös.
    »Mr. Watkins«, sagte Collins undeutlich und hustete dann. »Meine Klientin, die verstorbene Mrs. Jamal,

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