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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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wurde erst ein Jahr später von Ihrer Aussage über die Schäden an den Türrahmen der beiden Wohnheimzimmer in Kenntnis gesetzt, und das auch nur auf Nachfrage ihres Solicitors. Wie ist das möglich?«
    »Das weiß ich nicht, Sir.«
    Collins zog nervös an seinen Jackett-Taschen. »Solche Schäden könnten Hinweise auf Gewalt sein«, sagte er. Es war eher eine Feststellung, als eine Frage. »Warum, um alles in der Welt, wurden keine ernst zu nehmenden Ermittlungen eingeleitet?«
    »Aber es wurden doch Ermittlungen eingeleitet.«
    »Keine, die den Namen wert wären. Die Spurensicherung wurde nicht gerufen, und man hat auch keine Fingerabdrücke sichergestellt.«
    »Wir haben nach vermissten Personen gesucht, kein Verbrechen aufklären müssen. Das sind zwei vollkommen verschiedene Dinge.«
    »Sie scheinen kein großes Interesse an dem Verbleib der beiden jungen Männer gehabt zu haben, und das, nachdem Sie sie monatelang beobachtet hatten und zu angeblich subversiven politischen Treffen hatten gehen sehen.«
    »Wie ich schon sagte, ich habe nur getan, was mir aufgetragen wurde.«
    »Und der Auftrag lautete offenbar, keine allzu großen Anstrengungen zu unternehmen«, sagte Collins mit einer Direktheit, die seine Kollegen zu überraschen schien. Er hob sogar die Stimme. »Ihnen und Ihren Kollegen wurde befohlen, nicht nach Nazim Jamal und Rafi Hassan zu suchen. Das ist die bittere Wahrheit, nicht wahr, Mr. Watkins?«
    Watkins schaute unsicher zur Jury hinüber. »Das sind Ihre Worte, Sir, nicht meine.«
    »Sie haben keine Antwort darauf, nicht wahr, Mr. Watkins? Wären Sie mit dem Verhalten der Polizei auch zufrieden gewesen, wäre Ihr eigener Sohn oder Ihre Tochter vermisst worden?«
    Watkins blickte Jenny an, als hoffte er von ihrer Seite auf Rettung.
    »Das ist eine absolut zulässige Frage«, sagte Jenny.
    Nach einer Pause, in der er mit dem Gedanken zu spielen schien, seine Taktik zu ändern, sagte Watkins: »Ich war Kriminalmeister, Sir. Diese Fragen stellen Sie besser meinen Vorgesetzen.«
    Fraser Havilland und Martha Denton wechselten einen Blick und steckten mit ihren Beratern die Köpfe zusammen. Sie schienen etwas zu planen.
    Khan schüttelte den Kopf, als Jenny sich erkundigte, ob er Watkins befragen wolle, schaute ihn aber mit unverhohlener Verachtung an. Der Zeuge, auf den er wartete, war Pironi. Jenny ging es genauso, aber für den Moment sollte er noch etwas schmoren. Sie wollte zunächst andere Zeugen hören.
    »Sie können den Zeugenstand verlassen, Mr. Watkins.« Sie wandte sich an Alison. »Robert Donovan, bitte.«
    Donovan trat zum zweiten Mal in den Zeugenstand. Er wirkte abgespannt. Seine schlaffen Gesichtsmuskeln waren jetzt vollständig degeneriert. Wangen und Kinn seines fetten Gesichts hingen ungesund hinab.
    »Sie stehen noch immer unter Eid, Mr. Donovan«, sagte Jenny. »Nach Ihrer Aussage von letzter Woche gibt es noch ein paar Fragen zu klären.« Sie blickte auf die schriftliche Version seiner Aussage und blätterte zu ihren eigenen Notizen zurück. »Sie haben uns erzählt, dass Sie am 29. Juni 2002 im Zug nach London zwei junge Indopakistaner gesehen und ihre Gesichter aus der Zeitung wiedererkannt haben.«
    »Das ist richtig.«
    »Ferner haben Sie ausgesagt, dass die Polizei vorbeikam – bei Ihnen zu Hause, nehme ich an – und Ihnen eine Auswahl an Fotos vorgelegt hat, von denen Sie dann diejenigen mit Nazim Jamal und Rafi Hassan identifiziert haben.«
    »Das ist richtig.«
    Jenny sah, dass Zachariah Jamal den Zeugen eindringlich musterte.
    »Und das haben Sie getan, weil Sie in Sorge waren, die beiden könnten in kriminelle Handlungen verwickelt sein.«
    »Ja, Ma’am.«
    Jenny machte eine Pause und musterte Donovan, der mit seinen Händen spielte, sie faltete und wieder löste.
    »Was haben Sie damals beruflich gemacht?«
    »Ich war Bilanzbuchhalter.«
    »Mit einem eigenen Büro?«
    »Ja.«
    »Seit April jenes Jahres wurde wegen Verdacht auf Betrug gegen Sie ermittelt, nicht wahr?«
    Khan und Collins sahen sich an. Havilland und Denton wirkten unbeeindruckt. Havilland vertiefte sich in ein Dokument, während Denton sich gelangweilt eine Notiz machte.
    »Ich wurde von der Polizei verhört, Ma’am«, sagte Donovan, »wurde aber entlastet. Sogar mehr als das. Ich habe gegen ein paar meiner Klienten und gegen meinen ehemaligen Geschäftspartner ausgesagt. Es hat sich herausgestellt, dass er für den Betrug verantwortlich war.« Seine Antwort war einstudiert, aber selbstbewusst

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