Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
Vom Netzwerk:
waren?«
    »Ja. Es war der letzte Freitag im Juni. Irgendetwas war mit den beiden Männern. Ich konnte die Sache einfach nicht vergessen.«
    »Was meinen Sie? Was war mit den beiden Männern?«
    »Sie sahen irgendwie bedrohlich aus. Den Mann auf dem Fahrersitz konnte ich ziemlich gut erkennen. Er war untersetzt und hatte einen kahl rasierten Schädel.«
    »Und der Beifahrer?«
    »Den konnte ich nicht so gut sehen. Aber ich denke, er hatte längere Haare.«
    Jenny sah, dass Alun Rhys sich eine Notiz machte. Die Information schien neu für ihn zu sein.
    »Haben Sie gesehen, in welche Richtung der Wagen weggefahren ist?«, fragte Jenny.
    »In die Richtung, in der er auch geparkt hatte – nach rechts.«
    Jenny gab Alison ein Zeichen, an die Jurymitglieder und die Anwälte Kopien von einer detaillierten Straßenkarte zu verteilen. Darauf war die Marlowes Road zu sehen, wo damals sowohl Mrs. Murray als auch Anwar Ali gewohnt hatten. Mrs. Murray bestätigte, dass sie in der Nummer 102 auf der südlichen Straßenseite gelebt habe. Anwar Alis Wohnung mit der Hausnummer 35, in der auch die halaqah stattgefunden hatte, lag etwa zweihundert Meter weiter westlich auf der nördlichen Straßenseite. Die Bushaltestelle, von der aus Nazim und Rafi normalerweise den Bus zurück zum Campus genommen hatten, befand sich dreißig Meter weiter westlich auf der südlichen Straßenseite. Mrs. Murray bestätigte, dass ein Bus, wäre er von der Haltestelle losgefahren, das parkende Auto passiert hätte. Als Jenny aber fragte, ob ungefähr zu der Zeit, als der Wagen weggefahren war, auch ein Bus vorbeigekommen sei, konnte sie sich nicht erinnern.
    »Konnten Sie erkennen, wie viele Personen in dem Wagen saßen, als er anfuhr?«, fragte Jenny.
    »Nein. In dem Moment stand ich ja nicht am Fenster«, sagte Mrs. Murray.
    »Hat Sie, abgesehen von dem Privatdetektiv, noch irgendjemand nach diesem Abend gefragt?«
    »Nein, nie.«
    »Polizisten sind nicht bei Ihnen vorbeigekommen?«
    »Nein.«
    Weder Fraser Havilland noch Martha Denton hatten Fragen an die Zeugin. Trevor Collins verzichtete ebenfalls, doch Khan, den während der Aussage eine wachsende Aufregung gepackt hatte, quetschte Elizabeth Murray minutenlang nach Details über die geheimnisvollen Insassen des Wagens aus. Sie tat ihr Bestes, sagte aber wenig Neues. Nachdem Khan immer wieder dieselben Fragen gestellt hatte, nahm er enttäuscht Platz. Er hatte eine Verschwörung gewittert und gierte nach mehr.
    Kriminalmeister a.D. Watkins wurde als Nächster in den Zeugenstand gerufen. Er war siebenundfünfzig, sah aber mit seinen grauen Haaren und dem Bierbauch, der über den Bund seiner Anzughose hing, älter aus. Den Schwur las er mit der müden Resignation eines lang gedienten Beamten, für den die Welt nicht mehr viele Überraschungen zu bieten hatte.
    »Mr. Watkins, Sie haben am 3. Juli 2002 nach Ihrer Inspektion der Zimmer von Nazim Jamal und Rafi Hassan eine Aussage gemacht. Haben Sie diese in letzter Zeit noch einmal gelesen?«
    »Ja. Ihre Assistentin hat mir eine Kopie gegeben.« Watkins sprach mit dem für Bristol typischen breiten Akzent und nickte Alison zu, als er sie wiedererkannte.
    »Können Sie sich an den Einsatz erinnern?«
    »Kaum. Ich war mit Inspektor Pironi auf Beobachtungsposten. Als die beiden vermisst gemeldet wurden, hat er mich gefragt, ob ich schnell rüberfahren kann.«
    »Sie haben Spuren für einen gewaltsamen Zutritt gefunden«, nahm Jenny nun Bezug auf seine Aussage. »In beiden Zimmern fehlten die Laptops und die Handys, aber andere wertvolle Gegenstände wie Rafi Hassans MP3-Player waren noch da.«
    »Ja, Ma’am.«
    »Worauf ließ das Ihrer Meinung nach schließen?«
    Watkins atmete lautstark durch geschlossene Lippen aus. Er klang wie ein altes Zugpferd. »Könnte ein Einbruch gewesen sein, denke ich. Die Abdrücke in den Türrahmen waren allerdings bei beiden Zimmern die gleichen. Wäre schon ein schöner Zufall. Vielleicht wollte man es aber auch nur so aussehen lassen, als wären die Türen aufgebrochen worden.«
    »Als Sie die Aussage geschrieben haben, wussten Sie nicht, was mit den beiden Jungen geschehen ist. Der Zeuge, der sie im Zug nach London gesehen haben will, hat sich erst am 20. Juli gemeldet.«
    »Das ist richtig.«
    »Wie hat die Polizei also auf Ihre Entdeckung reagiert?«
    »Ich habe dem Inspektor meine Aussage gegeben, das ist alles.«
    »Kriminalinspektor Pironi?«
    »Ja.«
    »Sie wurden nicht gebeten weiterzuermitteln, da es sich um einen

Weitere Kostenlose Bücher