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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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verliehen worden sein könnte, stritt Powell das vehement ab und war zu keinem Zugeständnis bereit. Wenn die Akten sagten, dass er nicht ausgeliehen gewesen war, dann gab es daran keine Zweifel.
    Jenny versuchte es auf eine andere Art. »Sie haben einen Stammkunden namens Christopher Tathum, nicht wahr?«
    »Kein direkter Stammkunde«, brummte Powell.
    »Haben Sie die Daten zu den Wagen mitgebracht, die er ausgeliehen hat?«
    Er nickte und entfaltete ein Blatt, das er aus der Jackentasche gezogen hatte. Alison nahm es ihm ab und reichte es Jenny. Auf offiziellem Firmenbriefpapier hatte er eine Liste sämtlicher Geschäftsvorgänge ausgedruckt, die mit Tathum, C. Mr. abgewickelt worden waren. Zum ersten Mal hatte Tathum im Dezember 2001 einen Wagen ausgeliehen, eine Audi-Limousine. Jenny überflog die Liste und sah, dass er in den nächsten zwei Jahren etwa ein halbes Dutzend Mal dasselbe Auto gemietet hatte, meist für den Zeitraum einer Woche. Der Toyota war nur ein Mal angegeben, im März 2003.
    »Haben Sie einen guten Kontakt zu Mr. Tathum?«, fragte Jenny.
    »Nicht besonders.«
    »Würden Sie ihm irgendwelche Gefälligkeiten erweisen – Bargeschäfte zum Beispiel?«
    »Nein.«
    Jenny fixierte ihn, als sie die nächste Frage stellte. »Hat er oder sonst irgendjemand mit Ihnen oder mit Ihren Mitarbeitern schon einmal über den Toyota gesprochen?«
    Er wich ihrem Blick aus und murmelte: »Nein, Ma’am.«
    Seine Antwort war nichts, worauf man aufbauen konnte, sie weckte in Jenny nur eine ungewisse Ahnung, dass er log. Doch genau das schürte ihre Wut. Sie konnte es sich nicht verkneifen, ihre Ahnung der Jury verklausuliert mitzuteilen. »Sind Sie sicher, dass Sie dem Gericht die ganze Wahrheit erzählt haben, Mr. Powell?«
    »Ganz sicher.«
    Nachdem Khan ihn mit ein paar spekulativen Fragen erfolglos provoziert hatte, bat Jenny, Powell möge sich nebenMadog auf die leere Zuschauertribüne setzen. Ein bisschen Show musste sein – mit den Zeugen setzte sie gleichermaßen die Glieder ihrer Beweiskette nebeneinander, um die Geschichte im Geiste der Jury wachzuhalten. Seit Donovan seine unglaubwürdige Aussage gemacht hatte, kämpfte sie gegen das wachsende Gefühl an, ihre Untersuchung könnte geschickt manipuliert worden sein. Sie hatte sich so bemüht, die Existenz von Elizabeth Murray, Madog, Tathum und Maitland bis zur Anhörung geheim zu halten, und trotzdem hatte keiner von ihnen Rhys auch nur den geringsten Anlass zur Beunruhigung gegeben. Jetzt war Härte gefragt. Bei der Aussicht verkrampfte sich sofort Jennys Brustkorb. Sie musste die Panik mit Entschlossenheit bekämpfen.
    Tathum ließ sich Zeit, als er vom Sitzungsraum zum Zeugenstand ging. Mit seinem Anzug und der Krawatte wirkte er wie ein seriöser Geschäftsmann. An den ehemaligen Soldaten erinnerten nur noch seine kompakten, kräftigen Schultern und ein gewisser Jagdinstinkt, den seine engzusammenstehenden Augen ausstrahlten. Jenny schaute zu Madog hinüber und suchte nach Anzeichen von Angst. Er rieb sich die Wange und kratzte sich am Hals. Vielleicht waren das sogar winzige Hinweise, aber ganz bestimmt nichts, was ihr Gewissheit geben könnte.
    Tathum nahm die Bibel und las den Eid in einer entspannten Haltung, mit der er sich möglicherweise auch damals durch Madogs Wagenfenster gebeugt hatte. Jenny spürte instinktive Abneigung gegen diesen Mann, einen irrationalen Hass, der ihre Position schwächen würde, wenn sie ihn offen zeigte.
    »Mr. Tathum«, sagte sie und ließ sich Name und Adresse von ihm bestätigen. »Können Sie dem Gericht erzählen, für wen Sie im Juni 2002 gearbeitet haben?«
    »Soweit ich mich erinnere, für niemanden, Ma’am.«
    »Wovon haben Sie dann gelebt?«
    »Im Jahr zuvor hatte ich die Army verlassen. Mir wurde eine Pension ausgezahlt, und ich habe verschiedene Auftragsarbeiten erledigt. Das tue ich heute noch.«
    »Um was für eine Art von Auftragsarbeiten handelte es sich?«
    »Der Fachausdruck dafür ist wohl Personenschutz.« Seine Erklärung war an die Jury gerichtet. »Gewöhnlich sprechen die Leute von Bodyguards.«
    Er wirkte ungezwungen und offen und hatte nicht die geringsten Bedenken, der Jury von sich zu erzählen.
    »Wer war Ihr damaliger Hauptauftraggeber?«
    »Ich hatte verschiedene Verträge mit einem Unternehmen namens Maitland Limited laufen. Ich kümmerte mich zumeist um britische Ölmanager in Nigeria und Aserbaidschan.«
    »Waren Sie bewaffnet, wenn Sie Ihrem Dienst nachgingen?«
    »Ich wäre keine

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