Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
Vom Netzwerk:
können Sie ihm persönlich Ihre Fragen stellen.«
    »Das werde ich ganz sicher tun, Ma’am. Haben Sie dem Privatdetektiv eine schriftliche Aussage gegeben, Mr. Madog?«
    »Damals wollte ich eigentlich gar nichts sagen – wegen meiner Enkelin.«
    »Wie ist er überhaupt auf Sie gekommen?«
    »Er suchte nach einem bestimmten Auto, von dem er wusste, dass zwei junge Indopakistaner darin saßen. Er hat sich erkundigt, ob irgendein Mautkassierer den Wagen gesehen hat.«
    »Er hat Sie also ganz gezielt danach gefragt, ob Sie ein großes schwarzes Fahrzeug mit zwei weißen und zwei indopakistanischen Männern gesehen haben?«
    »Das ist richtig.«
    »Hat er Ihnen Geld gegeben, Mr. Madog?«
    »Nein, nichts.«
    »Und hat er Ihnen nahegelegt, die Geschichte mit der Enkelin und der Farbe zu erfinden?«
    Madog schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, außerdem habe ich ihm gar nichts davon erzählt.«
    »Aha. Und wann haben Sie sich erstmals wieder an diesen angeblichen Zwischenfall erinnert?«
    »Letzte Woche, als ich gebeten wurde, eine Aussage zu machen.«
    Martha Denton setzte eine verblüffte Miene auf. »Dass ich Sie auch richtig verstehe, Mr. Madog: Sie behaupten, Sie seien zu verängstigt gewesen, um der Polizei von dem hinterhältigen Angriff auf Ihre sechsjährige Enkelin zu erzählen, aber mit einem dahergelaufenen Privatdetektiv haben Sie umstandslos geredet.«
    »Nicht über meine Enkelin. Ich sagte ja schon, dass ich den Vorfall ihm gegenüber nicht erwähnt habe.«
    Martha Denton starrte in die Luft, als würde sie vergeblich versuchen, sich einen Reim auf seine Antwort zu machen. Dann ließ sie sich mit einem wegwerfenden Achselzucken und einem »Aha« wieder auf ihren Stuhl fallen.
    Jenny sah, dass zwei Jurymitglieder in der vorderen Reihe einen wissenden Blick austauschten. Martha Denton hatte ihnen das Gefühl vermittelt durchzublicken, während Madog nun wie ein Idiot dastand.
    Havilland hatte keine Fragen. Er begnügte sich damit, Dentons Angriff zu dulden. Khan witterte einen Durchbruch in seiner Sache und versuchte, einen Teil des Schadens, für den auch Jenny verantwortlich war, wiedergutzumachen. Er erklärte, dass Madog keinerlei Gründe dafür habe, über den Vorgang und die spätere Begegnung mit dem Mann mit dem Pferdeschwanz zu lügen, es sei denn, er sei bestochen worden. Doch Madog bestand darauf, dass er nie Geld angenommen und nichts als die Wahrheit gesagt habe. Nicht alle Jurymitglieder schienen überzeugt.
    Als Collins keine Fragen an den Zeugen anmeldete, verließ Madog den Zeugenstand in der Absicht, sich so schnell wie möglich zu verabschieden, aber Jenny hielt ihn zurück. »Wenn Sie bitte hier im Saal warten würden, Mr. Madog. Es könnte sein, dass Sie vielleicht noch ein paar Fragen beantworten müssen.«
    Jenny achtete auf Rhys’ Reaktion. Noch immer blieb er vollkommen regungslos. Arrogant. Sie erlaubte sich eine kleine Wunschvorstellung: Vielleicht konnte sie noch genügend Zweifel schüren und hinreichend viele unbequeme Fragen stellen, um die Jury zu einem mutigen Urteil zu bewegen und ihn aus seiner Selbstgefälligkeit zu reißen. Obwohl die Aussagen im Wesentlichen geheim bleiben mussten, würde man das Urteil nicht einfach übergehen können. Die Jury eines Coroners war befugt, ihre Befunde in Form einer Schilderung darzulegen. Wenn die Mitglieder entschieden, dass Nazim und Rafi gegen ihren Willen verschleppt worden und die offiziellen Ermittlungen unzureichend gewesen waren, konnten sie es auch klar und deutlich sagen.
    Die acht arglosen Männer und Frauen, die gegenwärtig in unterschiedlichem Maße an Langeweile oder Verärgerung über diese sonderbare Bürgerpflicht litten, besaßen die Macht, der Anhörung eine gänzlich neue Richtung zu geben.
    Der nächste Zeuge war David Powell, der Besitzer der Autovermietung, die Jenny mit McAvoy in Hereford aufgesucht hatte. Er war klein und schwerfällig, sprach mit einem breiten Akzent und unternahm keinen Versuch, seinen Unmut über den verlorenen Arbeitstag zu verhehlen. Er starrte Jenny mit demselben Misstrauen an, mit dem er vermutlich allen Amtspersonen entgegentrat.
    Ja, sein Unternehmen habe im Juni 2002 einen schwarzen Toyota besessen, sagte er, aber seine Akten belegten, dass er nur vom 20. bis zum 23. Juni ausgeliehen gewesen und dann erst wieder ab dem 6. Juli vermietet worden sei. Am 28. Juni habe der Wagen demzufolge draußen im Hof gestanden. Als Jenny sich erkundigte, ob er nicht vielleicht unter der Hand

Weitere Kostenlose Bücher