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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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große Hilfe gewesen, hätte ich keine Waffe getragen.«
    Obwohl die Medikamente sie vor einer allzu starken emotionalen Reaktion schützten, beschleunigte sich Jennys Herzschlag, und ihr Zwerchfell krampfte sich zusammen. Sie trieb sich selbst zum Weitermachen an.
    »Sie haben die Haare damals anders getragen, Mr. Tathum, nicht wahr? Sie hatten einen Pferdeschwanz.«
    »Ja, hatte ich«, sagte er schlicht.
    Jenny zögerte. Seine Direktheit hatte sie kalt erwischt. »Lassen Sie uns über den 28. Juni jenes Jahres reden. Können Sie uns sagen, wo Sie damals waren?«
    »Vermutlich war ich zu Hause, wenn ich das so sagen kann. Nachdem ich die Army verlassen hatte, kaufte ich mirein verfallenes Bauernhaus.« Er lächelte die Jury an. »Die Restaurationsarbeiten sind schnell zu meinem Hauptberuf geworden.«
    Die Jurymitglieder reagierten nicht. Kein Lächeln, kein Stirnrunzeln war in ihren Gesichtern zu erkennen, nur eine gewisse Vorsicht gegenüber Tathums berechnendem Charme.
    Jenny wappnete sich. »An jenem Abend wurden in der Marlowes Road in Bristol auf den Vordersitzen eines schwarzen Toyota Minivans zwei Männer gesehen. Dasselbe oder ein ähnliches Auto wurde gegen elf Uhr abends gesichtet, als es die Severn Bridge überqueren wollte. Der Fahrer war ein Weißer, untersetzt, mit kurz geschorenen Haaren. Der Beifahrer war ebenfalls weiß und trug einen Pferdeschwanz. Auf der Rückbank saßen zwei junge Indopakistaner. Waren Sie in diesem Wagen, Mr. Tathum?«
    Tathum lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, das war ich nicht.«
    »Sie haben schon häufiger bei Mr. Powells Autovermietung in Hereford Wagen ausgeliehen. Waren Sie an jenem Tag mit einem seiner Mietfahrzeuge unterwegs?«
    »Nein. Ich habe einen eigenen Wagen, den ich benutze, wenn ich nicht arbeite.«
    Dass er alles leugnete, war nicht weiter verwunderlich, aber seine abgrundtiefe Zuversicht irritierte Jenny. Vermutlich würde ihn nichts verunsichern, was sie ihm an den Kopf werfen könnte. An den Mienen der Jurymitglieder war abzulesen, dass sie allmählich begannen, zwei und zwei zusammenzuzählen, aber noch immer gab es keinen soliden Beweis, mit dem sie ihren Verdacht erhärten könnten.
    »Am darauf folgenden Samstag wurde Mr. Madog, der Mautkassierer von der Severn Bridge, der den Toyota gesehen hat, von einem Mann angesprochen. Der Mann trugeinen Pferdeschwanz, und Mr. Madog erkannte ihn als den Beifahrer aus dem Toyota. Er forderte Mr. Madog dazu auf, die Begegnung mit ihm für immer zu vergessen, dann sprühte er seiner sechsjährigen Enkeltochter, die in Mr. Madogs Wagen saß, Farbe ins Haar.« Jenny begegnete Tathums Blick und spürte, wie ihre Kräfte sie verließen. »Waren Sie dieser Mann?«
    Echtes Erstaunen spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. »Nein, Ma’am.«
    »Können Sie uns sagen, wo Sie an dem Abend waren?«
    »Wahrscheinlich immer noch zu Hause.«
    Alles, was sie brauchte, war eine Bestätigung, die seiner Rolle in ihrer Beweiskette eine gewisse Substanz verleihen würde. Aus den Augenwinkeln sah sie Mr. Jamal. Der lang angestaute Zorn in seinem Gesicht drängte sie weiterzumachen. Der Moment war gekommen. Sie hatte nichts zu verlieren. Über die Rechtsanwälte hinweg schaute sie Madog an.
    »Mr. Madog«, sagte sie, »ich bitte Sie nicht um eine offizielle Identifizierung, aber könnten Sie uns bitte sagen, ob Sie den Zeugen kennen?«
    Madog fuhr zusammen, dann schüttelte er nervös den Kopf.
    »Es ist sehr wichtig, dass Sie ganz genau darüber nachdenken und sich nicht eingeschüchtert fühlen, Mr. Madog. Ich präzisiere meine Frage noch einmal: Erkennen Sie in diesem Zeugen den Mann wieder, von dem Sie behaupten, dass er Sie und Ihre Enkeltochter belästigt hat?«
    Madog erhob sich ängstlich und blieb leicht gebeugt stehen. »Nein, Ma’am, das ist er nicht.«
    Eine bekannte Taubheit bemächtigte sich ihrer. Mechanisch führte Jenny die Verhandlung fort, fühlte sich aber nur noch als unbeteiligte Beobachterin. Von Havillands undKhans Befragung bekam sie kaum ein Wort mit, sie registrierte nur, dass Tathum vollkommen glaubhaft aus der Sache hervorging. Jede Unterstellung und jede Anklage, die Khan ihm entgegenschleuderte, wischte er einfach beiseite und verließ dann den Zeugenstand so gelassen, wie er ihn betreten hatte.
    Maitlands Aussage dauerte weniger als zehn Minuten. Der wache und höfliche ehemalige Oberst der Special Air Forces bestätigte, dass sich das von ihm geleitete Unternehmen darauf spezialisiert habe,

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